Schloss Friedenstein Gotha:
Die Fassadenprojektion „Die Gothaer Synagoge lebt“ am einstigen Standort des bei den Novemberpogromen 1938 zerstörten Gebäudes ist mit der Bundesnotbremse, den hohen Inzidenzwerten im Landkreis Gotha und der nächtlichen Ausgangssperre nicht wie geplant vom 11. bis 16. Mai durchführbar. Voraussichtlich wird die Veranstaltung Ende Oktober im Rahmen der Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur 2021 stattfinden. Bereits zum Tag der Synagogen-Einweihung am 11. Mai wird hierzu online ein Teaser veröffentlicht, der eine erste Idee der aufwendigen multimedialen Rauminszenierung gibt.
Das Teilprojekt „Vokabeln zur jüdischen Kultur“ hingegen ist ab sofort online: Das partizipative Bildungsprojekt in Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendlichen aus dem Landkreis Gotha zeigt mit 34 Vokabel-Stickern – 34 Jahre existierte die Gothaer Synagoge –, dass die jüdische Kultur höchst gegenwärtig ist: Unter anderem lebt sie in der deutschen Alltagssprache fort. Begriffe wie „Kaff“ und „Zoff“, „schmusen“ oder „zocken“ stammen aus dem Hebräischen und sind meist über das Jiddische ins Deutsche gelangt. Projektleiter Christoph Mauny, der gemeinsam mit dem namhaften Aachener Sprachwissenschaftler Georg Schuppener und der FSJlerin Ulrike Schuppener das Lektorat übernahm, erklärt: „Das Projekt macht auf niedrigschwellige Weise und angenehm unaufgeregt bewusst, dass uns Menschen weit mehr vereint als trennt. Das Vokabelprojekt ist buchstäblich ein Zeichen des Dialogs, der Verständigung.“
Die Vokabeln werden als Sticker produziert und den Schulen als kreative Lehrmittel zur Verfügung gestellt. Zudem stehen sie zum kostenlosen Download auf der neuen Themenseite „Jüdisches Leben“ bereit: https://www.stiftungfriedenstein.de/ausstellungen-und-veranstaltungen/juedisches-leben. Mit partizipativen Projekten und ästhetischen Interventionen wie diesen will die Stiftung auch über das Themenjahr hinaus das wechselseitige Verhältnis zwischen „jüdischer“ und „deutscher“ Kultur reflektieren. Dabei soll insbesondere die museale Sammlung zur Stadtgeschichte Gothas kreativ mit der Gegenwart verknüpft werden. Im Austausch mit der Bevölkerung sollen darüber hinaus neue Formen der Erinnerungskultur entwickelt werden.
„Die Gothaer Synagoge lebt“ ist ein Projekt der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha in Kooperation mit Genius Loci Weimar, gefördert von der Thüringer Staatskanzlei im Rahmen von „Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen“.
Das Teil-Projekt „Vokabeln zur jüdischen Kultur“ wird gefördert vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport im Rahmen des Landesprogramms „Denk bunt“. In Zusammenarbeit mit der Stadt Gotha, der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, dem Staatlichen Schulamt Westthüringen sowie Schulen und Jugendlichen aus dem Landkreis Gotha.
Bild: Jüdisches Leben, verankert mitten in der Stadt: Blick vom Neumarktsturm auf Gotha mit der Synagoge in der rechten Bildmitte. Die hier im Ausschnitt abgebildete Ansichtskarte lief 1932. © Privatsammlung Christoph Mauny