Regionalmanagement Thüringer Bogen:

ICV steht für Incident Command Vehicle, auf gut deutsch Einsatzleitfahrzeug. Dabei handelt es sich um die neueste Entwicklung der BINZ Automotive GmbH. In nicht einmal zwölf Monaten haben die Ingenieure des Ilmenauer Unternehmens dieses Fahrzeug entwickelt und realisiert – als unmittelbare Reaktion auf die Flutkatastrophe im Juli 2021, die das Ahrtal besonders betroffen hat. Allein hier kamen 133 Menschen ums Leben.

Schon am Wochenende darauf saß das Ingenieurteam von BINZ gemeinsam am Tisch, um die Idee eines Einsatzleitfahrzeuges von Chefin Cathrin Wilhelm, die im Übrigen auch Markenbotschafterin des Thüringer Bogens ist, umzusetzen. Solch technische Komplikationen und Kommunikationsausfälle im Katastrophenschutz, wie bei diesem Jahrhunderthochwasser, sollen und müssen künftig verhindert werden.

Was die Ilmenauer ausgetüftelt haben, kann am 1. Juli zur Ilmenauer Wissenschaftsnacht auf dem Parkplatz am Technologie- und Gründerzentrum besichtigt werden. „Wir freuen uns riesig, dass wir erstmals bei dieser spannenden Veranstaltung dabei sein dürfen“, sagt Alexander Grimm, Projektleiter fürs ICV. Natürlich ist die Belegschaft stolz, diese Produktentwicklung einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Doch die Firma verknüpft damit auch die Hoffnung, dass bei dem einen oder anderen Besucher, der das Einsatzleitfahrzeug bestaunt, das Interesse an künftiger Mitarbeit geweckt wird. „Wir suchen dringend Mitarbeiter und Auszubildende“, sagt Christian Köllner, zuständig für Marketing. „Das ICV spiegelt einen Teil von unserem Leistungsspektrum wider.“

Weil bei dem Hochwasser am 13. und 14. Juli 2021 die Warnkette nicht funktionierte, nahm die Katastrophe die bekannten Ausmaße an. „Wir haben uns überlegt, was nötig ist, um das zu verhindern“, sagt Grimm. „Das Ergebnis ist eine Plattform für eine effektive Führung im Katastrophenfall – eine mobile, schnell einsatzfähige Leitstelle, die alle verfügbaren strategischen, operativen und taktischen Einsatzkräfte verbindet. Grundlage ist ein einheitliches Lagebild, was die infrastrukturellen, geologischen und humanitären Gegebenheiten mittels Drohnen, diverser Sensorik und KI-Datenverarbeitung erfasst. Unabhängig von der Organisationsstruktur der eingesetzten Helfer werden die Informationen einheitlich digitalisiert und jedem Entscheidungsträger in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Lagebasierte Anweisungen können ebenfalls in Echtzeit jedem Helfer im Einsatz übermittelt werden.“ Es sind also kurze Wege garantiert, Missverständnisse können ausgeschlossen werden und alle, die beteiligt sind, verfügen über die gleichen Informationen. Als Projektleiter ist Alexander Grimm besonders stolz auf das gesamte BINZ-Team, dass dieses Einsatzleitfahrzeug, welches die Effizienz von BINZ verkörpert, realisiert wurde. „Wir sind ein mittelständisches Unternehmen mit flachen Entscheidungsstrukturen. Die machen es möglich, sozusagen in Rekordzeit solch ein hochinnovatives Produkt auf die Straße zu bringen. Wobei es schon ein erheblicher, aber notwendiger Kraftakt ist, Problemerkennung, Innovationsmanagement, Finanzierung, Konstruktion und Produktion für ein solches Projekt zu stemmen.“

Bei mehreren Übungen hat das ICV seine Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt, wie etwa jüngst in Paderborn, wo die Auswirkungen eines Tornados simuliert wurden. Und demnächst fährt es nach Celle, wo die Bergung von gefährlichen Gütern geprobt wird. Hinter diesem Verbundprojekt verbirgt sich eine spannende Geschichte. Mittels eines Autoniomie-Kits sollen herkömmliche Maschinen wie Bagger oder Gabelstapler zu autonom und teleoperiert fahrenden Maschinen umgerüstet werden. Aus dem ICV können sie gesteuert und die Kommunikation und autonomen Fähigkeiten koordiniert werden. Einsatzorte sind immer da, wo es für Menschen lebensgefährlich ist zu agieren.

Die BINZ Automotive GmbH steht über die Anschaffung ihres Einsatzleitfahrzeuges mit vielen Entscheidungsträgern in den Ministerien in Kontakt. Angesichts der zu erwartenden Zunahme von Waldbränden und Überschwemmungen oder Starksturmereignissen muss sich der Katastrophenschutz wappnen. Der ICV aus Ilmenau ist dabei ein entscheidender Baustein, zudem einer mit Straßenzulassung. Und einer, der 48 Stunden energieautark arbeitet. Darüber hinaus stehen ein Dieselgenerator und Solarmodule für die unbegrenzte Einsatzdauer zur Verfügung. Kommunikationsmöglichkeiten sind gegeben für alle Funknetze und fürs Satellitentelefon. Für Einsatzkräfte stehen Bodycams zur Verfügung, so dass im Fahrzeug ihre Arbeit in Echtzeit verfolgt werden kann. Eine eigene 5G Infrastruktur kann ebenfalls rasch aufgebaut werden. Am besten ist, Sie nehmen die Gelegenheit am 1. Juli wahr und schauen sich die mobile Leitstelle und ihre hochmoderne Technik selbst an. Bislang ist das ICV in seinem Funktionsumfang in Deutschland und Europa einmalig.

Bild: Im Einsatzwagen sitzen jene Männer der Firma Binz, die maßgeblichen Anteil an dessen Entwicklung haben: Christian Köllner, Marketing, Alexander Grimm, Projektleiter, und Renard Eberhardt, Abteilungsleiter Elektrotechnik (v. l.). | © Klaus-Dieter Simmen

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