Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Seit mehr als einem Jahr wird in Tambach-Dietharz Gin hergestellt. In Handarbeit und in kleinen, nummerierten Chargen. Aus einem Hobby wurde für Marcus Wettich ein zweites Standbein.

Den Anstoß gab ein Kochbuch, uralt und eher zufällig auf dem Dachboden beim Ausräumen von Omas Haus gefunden. Neben Rezepten für leckeren Kuchen und deftige Braten fand Marcus Wettich zu seiner Freude auch eines, in dem detailliert die Gin-Herstellung beschrieben ist. Die Aussicht, den Lieblingsschnaps künftig selbst zu kreieren, ließ das Herz des heute 33-Jährigen höherschlagen. Und  er begann zu experimentieren. Dass dereinst mal seine Schöpfung im Handel zu haben sein wird, konnte er sich damals überhaupt nicht vorstellen.

Was er herstellte, das war für Familienfeiern gedacht. Bei seinen Experimenten landete Wettich gelegentlich in einer Sackgasse. „Meine Frau liebt Pfingstrosen“, erzählt er, deshalb habe er versucht einen Gin zu bauen, bei dem auch Pfingstrosenaroma zum Einsatz kam. „Das Zeug hat so penetrant gestunken, das habe ich gleich entsorgt.“ Doch dann gelang ihm der große Wurf. Er servierte im Familienkreis einen Gin mit rötlicher Färbung. Und der brachte ihm von allen Seiten Lob. Und einer sagte: „Mensch Marcus, der ist dir so gut gelungen, den kannst du glatt verkaufen.“ Vielleicht war das nicht ganz ernst gemeint. Doch auf jeden Fall setzte bei dem jungen Mann Nachdenken ein.

Allerdings ratterte in seinem Kopf keine Geldmaschine plötzlich los. Wettich erkannte im Gespräch mit Marcus Köhler, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit Kinderhospiz Mitteldeutschland kümmert, ein weiteres Potential dieser Idee. „Wir kamen überein, dass wir mit einem lokal produzierten Erzeugnis Werbung für Tambach-Dietharz machen können. Und gleichzeitig Gutes tun, denn von jeder verkauften Flasche geht eine Spende ans Kinderhospiz.“

Mit dieser Idee machte sich Marcus Wettich daran, seine Gin-Produktion aufzubauen. Selbst wenn nur im Nebenerwerb, hatte er eine Menge Behördengänge zu erledigen und Steine aus dem Weg zu räumen. Weil er sein Erzeugnis Premium Gin nennt, wollte das Gewerbeamt von ihm wissen, was daran Premium sei. Der Einsatz hochwertiger und regionaler Produkte rechtfertige das nicht, wurde ihm beschieden. Erst als er sagte, die Hagebutten, die er für seine Mischung braucht, sammle er im Wald um Tambach-Dietharz und trockne sie, war das Prädikat abgesegnet. Am 1. April 2022 bekam er seine Gewerbeerlaubnis.

Mit der ersten Flasche machte sich der Gin-Produzent auf den Weg zum Tambach-Dietharz‘ Bürgermeister Schütz. „Ich dachte, das Produkt lässt sich gut in der Tourist-Information verkaufen.“ Bei Marco Schütz rannte er nicht nur offene Türen ein, dieser vermittelte ihm auch Kontakt zur REWE-Supermarktkette, so dass schon bald der Gin aus Tambach-Dietharz in den Märkten ringsum zu haben war. Und auch beim Storck-Werksverkauf in Georgenthal hat der Gin in der Thüringer Markenwelt einen Platz gefunden.

Marcus Wettich arbeitet ohne Brennblase. Er kauft hochprozentigen Bio-Alkohol und setzt in Kanistern seinen Gin an. Dabei werden die Zutaten nicht alle auf einmal zugegeben, sondern in ausgeklügelter Reihenfolge. „Die Ingredenzien, die ich verwende, beziehe ich aus der Region, so dass wirklich von einem Tambach-Dietharzer Gin gesprochen werden kann. Das Etikett ziert ein Uhu und der Schriftzug Sleeping Forest. Wem sich schlafender Wald nicht wirklich erschließt, der sollte beim Öffnen die Nase an die Flasche halten. Dann nämlich erwachen jene Zutaten aus dem Wald und geben diesem Gin sein unverwechselbares Aroma.

Marcus Wettich hofft in ein paar Jahren so weit zu sein, dass er von seiner Gin-Herstellung leben kann. Bis dahin geht er weiter seinem Job bei ZF in Gotha nach, im Drei-Schicht-System. „Und dann den Schnaps anzusetzen oder das Erzeugnis in Flaschen zu füllen und die Etiketten zu beschriften, ist dazu ein schöner Ausgleich.“

Hier geht’s zu Sleeping Forest-Gin.

Bild: Marcus Wettich mit seinem Gin | © Klaus-Dieter Simmen

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