Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Es ist ein Radio aus den 50er Jahren, damals ein begehrtes Prachtstück. Heute steht es im Museum, in den Räumen der Fußballzeitreise in Bad Tabarz. Das Modell von Saba verkörpert dort sinnbildlich eine Zeit, in der nicht das Geld den Sport beherrschte. Und bekommen hat es Ottmar Walter für den Weltmeistertitel 1954. Marcel Wedow ist Betreiber des kleinen, aber feinen Museums in Bad Tabarz. Und ihn verbindet mit Ottmar Walter mehr als eine Freundschaft. Es ist eine gemeinsame Geschichte, auch wenn sie jeder auf andere Art und Weise und zu anderer Zeit erlebte.

Es ist zwar schon eine Weile her, da spielte nicht Fußballgeschichte, sondern aktiver Fußball die große Rolle im Leben von Marcel Wedow; der junge Mann aus Bad Tabarz war erfolgreich in seinem Sport. Bis ihn eine Sportverletzung abrupt vom Feld schickte. Und die erwies sich als so schlimm, dass die Ärzte ihm eröffneten, eine Amputation sei wohl unumgänglich. Aus allen Träumen gerissen, lag er mit quälenden Gedanken in der Klinik in Kreischa. „Und in diesen Tagen fiel mir ein Zeitungsbericht in die Hände, in dem die Leidensgeschichte von Ottmar Walter aufgeschrieben war. Dieser wurde gegen Kriegsende eingezogen, kam nach Frankreich auf ein Suchboot der Wehrmacht. Bei einem Angriff im Atlantik wurde es zerfetzt. Nur wenige überlebten, darunter Ottmar Walter“, erzählt Wedow. Auch ihm habe der Arzt erklärt, dass als letzte Option eine Amputation des Beines stand. Doch der Sportler kämpfte dagegen an. Und behielt am Ende seine Gliedmaßen. Für den Thüringer erwies sich diese Geschichte als der rettende Strohhalm. Mit energischem Willen und Zuversicht und letztlich dank ärztlicher Kunst konnte auch sein Bein gerettet werden.

„Danach war für mich klar, ich musste Ottmar Walter kennenlernen, ich musste den Mann treffen, der mir in schwerer Zeit zur Seite stand“, erzählt Wedow. Und eines Tages war es so weit: Er reiste nach Kaiserslautern und begegnete dem Weltmeister. Bei dem einen Besuch blieb es nicht. „Ich hatte mich nie für Fußballgeschichte interessiert, mein Blick galt dem Spiel auf dem Platz“, erzählt er. Das änderte sich nach dem Kontakt mit Ottmar Walter. Der Bad Tabarzer mühte sich um Treffen mit anderen Weltmeistern von 1954, nicht immer gleich mit Erfolg. Doch er blieb hartnäckig. Und letztlich überzeugte er durch seine gewinnende Art. So traf er in den Jahren mit hochkarätigen Fußballkünstlern zusammen. Und nach jedem Besuch setzte er sich zu Hause hin und schrieb auf, wie die Begegnung verlaufen war.

Einige Seiten davon gab er Siegfried Nucke zu lesen. Nucke betreibt im Kneipp-Heilbad seinen Verlag „Tasten & Typen“. Während Wedow damals noch keinen Gedanken daran verschwendete, dass aus seiner Geschichte ein Buch werden könnte, las der Verleger die wenigen Seiten aus beruflichem Interesse. Und er beschied: Daraus muss ein Buch werden! Zunächst setzte sich der Fußballfreund hin und begann seine Erinnerungen von damals umzuschreiben, sehr zum Entsetzen von Siegfried Nucke. Dieser überzeugte den Autor, nichts an seinen Texten zu ändern, um die Spontanität zu erhalten. Jetzt hält Marcel Wedow sein Buch in den Händen. Im März wird es im Handel erhältlich sein. Und dann sind all die Geschichten für jeden miterlebbar, die ihn bei seiner Reise quer durch Fußballgeschichte unseres Landes begegnet sind. Reich bebildert ist das Werk und es nimmt den Leser mit, wenn der Thüringer auf Günther Netzer oder Rudi Völler trifft, wenn er gemeinsam mit seinem Vater von Uwe Seeler im Auto ins Stadion chauffiert wird, erlebt die Begegnungen mit Gerd Müller oder Franz Beckenbauer – Fußballgeschichte pur also auf 296 Seiten.

Schon jetzt kann das Buch überall da, wo es Bücher gibt, vorbestellt werden. Die Auslieferung kündigt Verlagschef Siegfried Nucke für die zweite Märzhälfte an. Rechtzeitig genug, um es in Leipzig auf der Buchmesse am Stand von „Typen & Tasten“ vorzustellen.

Bild: Siegried Nucke (l.) und Autor Marcel Wedow freuen sich über das Buch, in dem die Fußballhelden vorgestellt werden. | © Klaus-Dieter Simmen

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