Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Die „German Professional School“ (GPS) nimmt am 1. März ihre Arbeit auf. An vier Standorten in Thüringen werden ab dann junge Erwachsene aus Drittstatten für den Thüringer Ausbildungs- und Arbeitsmarkt fit gemacht. Einer der Standorte ist Gotha. Das Projekt liegt in der Verantwortung der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG). Für die dezentrale Umsetzung des Programms sind ausgewählte Träger verantwortlich, in Gotha ist es das VHS-Bildungswerk in der Gleichenstraße. Aus- und Weiterbildung, Maßnahmen der Berufsorientierung und -vorbereitung, der Berufseinstiegsbegleitung und der Berufsausbildung sind Kernkompetenz des Unternehmens, das seit 1990 in der Region aktiv ist. Wir sprachen mit dem Leiter des VHS-Standortes, Uwe Jäger.

Ist für Ihre Einrichtung das Bildungsprogramm der GPS nicht ein alter Hut?

Ein klares Nein, auch wenn wir in diesem Bildungsbereich zu Hause sind. Jedoch haben wir noch nie ein solch komplexes Bildungsprogramm aus einer Hand angeboten. Das ist das Besondere und für mich auch das Begeisternde an dem GPS-Konzept.

Erklären Sie das bitte näher.

Es gibt Sprachkurse, es gibt Berufsorientierung, es gibt vielfältige Angebote für Praktiker – aber auch für politische und interkulturelle Bildung. GPS bietet bundesweit erstmalig alles aus einer Hand. Das Programm bringt sowohl die jungen Erwachsenen aus Drittstaaten wie auch die Unternehmen zusammen. Daraus ergibt sich eine solide Basis für eine Berufsausbildung in einem Thüringer Unternehmen. Und damit ist die GPS ein weiteres Instrument, die Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung zu unterstützen.

Was bedeutet das für Sie als verlängerter Arm der „German Professional School“?

Ich denke, wichtig ist, sich immer vor Augen zu halten, die GPS ist kein Sprachprojekt. Das Ziel ist, die jungen Erwachsenen fundiert auf eine berufliche Ausbildung vorzubereiten. Insofern ist es ein Projekt der Berufsorientierung und der Kenntnisvermittlung, ganz eng abgestimmt mit den Unternehmen.

Wie viele Unternehmen beteiligen sich schon an dem Projekt?

Wir haben in der Anfangsphase von zehn Unternehmen Unterstützung signalisiert bekommen, jetzt, nach dem Eingang des Zuwendungsbescheides und kurz vor dem Start, haben sich weitere zehn Unternehmen gemeldet, die nicht nur aus dem Landkreis Gotha kommen. Sie zeigen starkes Interesse und wollen über das Projekt informiert werden.

Bringt GPS dem Bildungswerk neue Stellen?

Ja.  Wir fangen zum 1. März mit 20 Teilnehmenden an, zum 1. September sind es schon 40 und zum gleichen Termin des kommenden Jahres wird die Zahl auf 200 aufgestockt. Sie sehen, wir kommen nicht umhin, unseren Mitarbeiterstamm mit qualifizierten Ausbildern und Sozialpädagogen zu erweitern. Am Ende werden es fünf neue Stellen sein, die wir besetzen müssen.

Welche Ausbildungsberufe stehen im Fokus?

Da sind wir nicht festgelegt, sondern, im Gegenteil, völlig offen. Um den jungen Menschen entsprechend ihren Neigungen und entsprechend ihrer Eignung eine fundierte Berufswahl zu ermöglichen, darf es nicht so sein, dass wir sagen, lerne einen Beruf in der Metallbranche oder arbeite künftig mit Holz oder Lebensmitteln. Wir versuchen, entweder selber oder mit unserem Schwesterunternehmen, der Pflegeschule am Bahnhof, und unseren Kooperationspartnern möglichst viele und breitgefächerte Möglichkeiten sowie Praktikumsplätze anzubieten.

Wie soll das konkret aussehen?

Wir hatten jüngst ein Gespräch mit einer jungen Frau aus der Ukraine, die möchte gerne die Möglichkeiten der GPS nutzen, weil sie Zahnmedizinische Fachangestellte werden möchte. Natürlich werden wir versuchen, für diese Dame einen Praktikumsplatz in einer Zahnarztpraxis oder bei einem Kieferorthopäden zu bekommen. Dann kann diese Frau erproben, ob dieser Beruf tatsächlich etwas für sie ist. Und das ist für uns ganz wichtig: Wir orientieren uns an dem, was sich die Teilnehmenden für ihre berufliche Zukunft vorstellen.

Das geht dann aber weit über das hinaus, was das VHS-Bildungswerk bislang anbietet.

Richtig. Aber wir haben den großen Vorteil, dass wir unter dem Dach des Bildungswerks die Pflegeschule haben, wo in der Berufsorientierung solche Felder wie Anforderungen der Hygiene und weitere grundlegende Kenntnisse bedient werden können. Dabei darf nicht vergessen werden: Es geht ums Orientieren. Natürlich geschieht das in unseren Werkstätten, aber auch bei Partnern und bei Praktika in Unternehmen. Die jungen Menschen sollen einen Einblick in die Anforderungen erhalten, denen sie sich im Beruf stellen müssen.

Das erhöht den Aufwand für das Bildungswerk nicht unerheblich, oder?

Wenn wir einem jungen Menschen wirklich fundierte Berufsorientierung geben möchten, geht das nicht ohne Aufwand.

Wie lange läuft dieses Projekt?

Wir und die anderen drei GPS-Standorte haben einen Zuwendungsbescheid mit einem Finanzierungsplan bis zum 30. September 2026.

Bild: Uwe Jäger, Leiter des VHS-Bildungswerks Gotha | © Klaus-Dieter Simmen

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