Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Das sind die Ingredienzien: Pistazie fein gehackt, weiße Schokolade, Nougat, ein bisschen Knusper und eine wohlausgewogene Prise Geheimnis. Das Ganze kommt als Praline Pistazie Deligth in die Verkaufsvitrine. Kreiert hat sie der Gothaer Konditormeister Thomas Junghans. Und dafür bekam er beim German Chocolate Award in diesem Jahr eine Bronzemedaille. Das freut den Obermeister der Thüringer Konditoreninnung. Denn eigentlich ist die Zeit der Wettbewerbe für ihn vorbei. Die nötige Zeit und der Aufwand dafür lassen sich schwer mit seinen Aufgaben als Inhaber des Cafés und der Konditorei am Gothaer Hauptmarkt vereinbaren. Man müsse, sagt er, Prioritäten setzen.
Dabei stand seine wichtigste Entscheidung im Jahr 2002 an. Junghans, den Abschluss als Konditormeister in der Tasche, stand die Welt offen. Und die Chance wollte er sich nicht entgehen lassen. Bewerbungsschreiben an verschiedene Reedereien waren abgeschickt, jetzt galt es zu warten. Der plötzliche Tod des Großvaters änderte die Situation schlagartig. Bislang hatten Vater und Sohn den Handwerksbetrieb am Hauptmarkt gemeinsam geführt, jetzt musste der frischgebackene Meister Position beziehen. Interessante Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff oder das Fortführen der Familientradition. Thomas Junghans stieg ins elterliche Geschäft ein, dass fortan er mit dem Vater leitet. Und brachte neue Ideen mit. Seitdem gehören Pralinen zum Portfolio der Konditorei. Anfangs fertigte er vier, fünf Sorten. „Heute“, sagt er, „wenn ich richtig gut drauf bin, sind es auch mal 30.“ Beim Rezeptbuch für diese Naschereien handle es sich in der Tat um ein Buch, versichert der Konditormeister.
In den frühen Jahren beteiligte er sich an den unterschiedlichsten Wettbewerben in seiner Branche. Und er brachte viele Ehrungen mit nach Hause. So eine Medaille vom Schokoladen Grand Prix. Thomas Junghans war Patissier des Jahres 2006 – mit einer Schokoladenuhr. 2010 gewann er den Petite Salon du Chocolate in Neustadt. Und zwar mit seiner Schokoladenskulptur der Freiheitsstatue, die immerhin fast drei Meter hoch war. Viermal gehörte er zum Regionalteam für die Kocholympiade, viermal kehrte er jeweils mit einer Silbermedaille zurück an den Hauptmarkt. Beim Grand Prix der Schokoladenkunst in Wien 2008 wurde er als Sechster bester Deutscher Konditor und durfte am Ball der Konditoren in der Hofburg teilnehmen.
Schokoladenfiguren sind die hohe Kunst der Chocolatiers. Fingerspitzengefühl gepaart mit fundiertem Wissen über Schokolade. Diese enthalte verschiedene Fette, die einerseits sensibel miteinander, aber auch mit Fremdzutaten reagieren. Eine Fehleinschätzung kann die ganze Arbeit zunichtemachen. Einmal die notwendige Temperatur nicht eingehalten und der schöne Glanz der Praline ist für immer dahin. Bei einem Kunstwerk macht das die ganze Arbeit zunichte. Ein Freund hatte ihm mal gesagt, es reicht, wenn die Konstruktion so lange hält, bis die Jury mit ihrer Bewertung durch ist. Das sollte er später selbst einmal erleben. An der Spitze seiner Skulptur schwebte ein Schmetterling – und er tat das so lange, bis das letzte Jurymitglied sich von Junghans Werk abwandte. „Dann knackte es, erst leise, dann ein bisschen mehr und schließlich brach das Gebilde mit dem Schmetterling voran in sich zusammen“, erzählt Junghans. An der hervorragenden Bewertung für seine Arbeit änderte das nichts mehr.
Café und Konditorei Junghans bietet seinen Kunden beste Handwerkskunst, mit Sorgfalt und aus hochwertigen Rohstoffen gefertigt. Im Café kann zwischen sechs Blechkuchen ausgewählt werden, lassen 20 Torten beziehungsweise Törtchen dem Kunden die Qual der Wahl. Und Eis, das schon zu DDR-Zeit zum Angebot gehört, bietet ebenfalls eine Vielfalt. Was einstmals das Hauptgeschäft des 1937 gegründeten Unternehmens ausmachte, nämlich das traditionelle Bäckerhandwerk mit Brot und Brötchen, ist in den Hintergrund getreten. „Als Verbeugung vor dem Urgroßvater, der sich damals selbstständig gemacht hat, kommen aus unserer Backstube nach wie vor auch Brot und Brötchen“, sagt der Konditormeister. Doch schon sein Großvater träumte von einem Caféhaus mit süßen Verlockungen. Jeder Antrag wurde in der DDR abgeschmettert. Erst 1992 konnte dieser Traum verwirklicht werden. Zum Glück für die Gothaer und ihre Gäste, die das kleine Café vorm Rathaus nicht mehr missen möchten. Zumal das Angebot frischer, handwerklicher Pralinen prämierten Zuwachs bekommen hat. Aus Pistazie, weißer Schokolade, Nougat und … naja, Sie wissen schon: ein bisschen Knusper und ein wenig Geheimnis.
Bild oben: Thomas Junghans mit seinen süßen Köstlichkeiten | © Klaus-Dieter Simmen
Bilder Mitte: Essbare Kunstwerke | © Thomas Junghans