Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Sebastian Gigerenzer ist Händler, einer mit Leib und Seele. Und das fordert den ganzen Mann. Trotzdem ist er 1. Vorsitzender der Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibende. Der Verein hat sich auf die Fahnen geschrieben, die „Innenstadt zu einem schönen Aufenthalts- und Begegnungsort zu gestalten“. Das macht man nicht mal so hopplahopp. Kann man seinen Beruf und ein solches Ehrenamt überhaupt unter einen Hut bringen? Ganz klar ja, sagt Gigerenzer, selbst wenn er anfangs da schon seine Zweifel hatte.

Weil der alte Vorstand des Vereins nach zehn beziehungsweise 20 Jahren seinen Abschied nahm, mussten Nachfolger gefunden werden. „Als es hieß, Verrückte vor, hat sich natürlich niemand gemeldet“, erinnert sich der Händler. Aber das passte aus seiner Sicht zur Gesamtsituation. „Die Mitgliederzahl des Vereins ging zurück, Corona geschuldet. Einzelne waren mehr mit sich selbst beschäftigt. Einige mussten ihr Geschäft schließen.“ In dieser Situation war der Wechsel an der Spitze kein einfaches Unterfangen. Selbst fünf vor zwölf hatte der Verein noch keine neue Führungsspitze.

„Dann haben sich einige Mitglieder zusammengesetzt, um Nägel mit Köpfen zu machen. Das waren Gigerenzer und Maria Kutschbach sowie Kathrin Müller-Lindner und Synett Strauch. Hilfe bei der Ideenfindung, wie es nun weitergehen sollte, bekamen die Ehrenamtler von Sebastian Poppner, Mitarbeiter der Abteilung Wirtschaftsförderung der Stadt Ilmenau, der auch anderweitig dem Verein Unterstützung zusagte. Im Ergebnis konnte kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres der neue Vorstand gewählt werden. Maria Kutschbach fungiert als Stellvertreterin, Kathrin Müller-Lindner kümmert sich um die Finanzen und für die Öffentlichkeitsarbeit zeichnet Synett Strauch verantwortlich. Der neue Vorstand bekam einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. „Allerdings mit Enthaltungen, weil wir ja uns nicht selbst gewählt haben.“

Zum Glück war es für die Neuen kein Sprung ins kalte Wasser. Der alte Vorstand nahm sie bei der Hand, half, wo es nötig war. „Ansonsten hätten wir in diesem Jahr keinen Autofrühling organisieren können“, ist sich der Vereinsvorsitzende gewiss. „Wir hatten ja nicht die geringste Ahnung, was bei der Organisation alles zu beachten ist. Keiner von uns hat sich jemals in der Veranstaltungsbranche bewegt. Doch dank der Unterstützung unserer Vorgänger und auch dem Kulturamt und der Wirtschaftsförderung konnte diese Veranstaltung wie gewohnt über die Bühne gehen.“

Der Verein der Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibenden organisiert solche Events wie den Autofrühling in aller erster Linie für seine Mitglieder, allerdings profitieren auch die Nichtmitglieder davon. Für Sebastian Gigerenzer kein Widerspruch. „Ich denke, alle freuen sich, wenn die Innenstadt schön belebt ist, wenn die Kunden das Angebot vor Ort nutzen und nicht in große Einkaufszentren abwandern.“ Und das führe dazu, dass der Verein auch neue Mitglieder gewinnt. „Dazu braucht es natürlich auch ein wenig Akquise. So haben wir neue Mitglieder gewonnen wie zum Beispiel die Bücherstube, Farben-Schröder und das Reisebüro Enders.“ Damit hat der Verein den Mitgliederschwund, den es mit und nach Corona gab, wieder ausgeglichen.

Es gibt doch noch manchen Händler, der den Schritt in den Verein scheut. Einerseits kann das Gigerenzer verstehen, denn damit gehen Verpflichtungen einher. „Man muss auf die Vorteile schauen, die eine Mitgliedschaft bringt. Der Verein agiert ja nicht aus Selbstzweck, sondern will für alle Händler messbare Werte schaffen. Und nicht zu vergessen: Bei Versammlungen wird miteinander geredet. Da kann sich plötzlich eine Lösung für ein Problem abzeichnen, nach der man lange schon gesucht hat.“ Nicht zu unterschätzen sei, dass der Verein der richtige Partner ist, um Vorschläge anzubringen und auch gemeinsam umzusetzen.

Die Ilmenauer Kaufleute organisieren den Autofrühling und das Lichterfest, Heimatshoppen ist wieder ins Auge gefasst. Am Weihnachtsmarkt, den die Stadt organisiert, beteiligen sich die Mitglieder, schmücken ihre Fenster, halten ihre Geschäfte länger offen. All das funktioniert jedoch nur, weil in der Stadt gemeinsam an einem Strick gezogen wird. Die im Verein organisierten Händler und Gewerbetreibenden, die Stadtverwaltung und auch die IHK Südthüringen.

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Bild: Der Vereinsvorsitzende der Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibenden ist Fahrradhändler. Er präsentiert seine Waren nicht nur im Geschäft, sondern auch bei verschiedenen Anlässen, wie hier zur Eröffnung eines Fitness-Studios in Arnstadt. | © Klaus-Dieter Simmen

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