Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Niclas hält den Roboter in der Hand, ein vermeintlich schlichter Block aus Legosteinen. Im Innern verborgen sind vier Motoren, mit denen der Vortrieb, aber auch die Bewegungen gesteuert werden, mit denen er seine Aufgaben erfüllt. Und die sind vielfältig. Auf einer Platte sind Wege vorgegeben, Dinge müssen angehoben oder Mechanismen ausgelöst werden. Und das muss so präzise wie nur möglich geschehen. Das Team, dessen Roboter sich hier am geschicktesten anstellt, qualifiziert sich für das Halbfinale in Eberswalde. Dabei ist die Aufgabenstellung für alle Teilnehmer gleich. Seit August wissen die 13- bis 14-jährigen Jugendlichen aus dem Spezialgymnasium, was gefordert wird. Ihrer Phantasie jedoch können sie bei der Forschungsaufgabe freien Lauf lassen. Das Ergebnis beider Aufgaben entscheidet übers Weiterkommen.

Niclas von der Goetheschule in Ilmenau ist für sein Team eher skeptisch. Da sind die Mitbewerber aus Kronach eigentlich als Sieger gesetzt. Und die Schüler glauben, das wird auch in diesem Jahr so sein. Das schmälert allerdings ihren Spaß am Wettbewerb nicht. Am Tag vor dem Wettbewerb finden sich alle im „Lego-Keller“ ein, mit gutem Gefühl. Der Roboter ist programmiert und arbeitet zuverlässig. Auch das Forschungsprojekt steht, lediglich ein Stift fehlt noch. Also sind die Neunt- und Zehntklässler bestens fürs Regionalfinale in Thüringen gerüstet. Zu diesem trafen sich am 13. Januar, einem Samstag, 70 Mädchen und Jungen an der TU Ilmenau. Sie kamen aus Erfurt, Ilmenau, Jena, Kronach, Oberweißbach, Sonneberg und Zella-Mehlis.

„Das Halbfinale, das in aller Regel in Eberswalde ausgetragen wird, haben wir ein paarmal schon erreicht“, sagt Tobias Kellner, Pädagoge an der Goetheschule und Fachschaftsleiter Informatik. „Wir haben das Potential fürs Halbfinale, doch dann wir es schwer. Erfahrungsgemäß trifft man dort auf Teams, die in die Aufgaben viel mehr Zeit investieren können als wir.“ Unzufrieden sind die Goetheschüler trotzdem nicht. „In den vergangenen zehn Jahren hat unsere Schule schon etliche Pokale gewonnen“, sagt Niclas. Die Lego-Bauer im Keller sind fast so etwas wie eine Arbeitsgemeinschaft. Lehrer Kellner erklärt: „Unsere Ausrichtung als mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium bringt den Schülern ein paar naturwissenschaftliche Stunden mehr, wo sie aussuchen können, welchem Thema sie sich widmen. Und zur Vertiefung im Fach Informatik treffen wir uns hier im Keller.“ Das schließe aber nicht aus, dass andere Schüler gern aufgenommen werden und mitmachen können.

Sarah überprüft gemeinsam mit Fachlehrer Tobias Kellner den Roboter aus Legosteinen, mit dem das Team an der First Lego League Challenge im Bereich Forschungsauftrag teilgenommen hat. | © Klaus-Dieter Simmen

 

Die Matte, auf der sich der Roboterwettbewerb abspielt, ist für alle Teilnehmer gleich und wird ihnen nach der Anmeldung zugeschickt, samt der dafür nötigen Legoteile. Die Platte jedoch, auf die jene Matte gespannt ist, haben sich die Schüler anfertigen lassen – von der Firma Garant vom Erfurter Kreuz. Diese wiederum hat ihre Azubis die Arbeit ausführen lassen, so dass das Gymnasium nur die Materialkosten zahlen musste.

Egal, welchen Platz ein Teilnehmer an der First Lego League Challenge belegt, profitiert haben die Kinder und Jugendlichen auf alle Fälle. Mit dieser Einstellung sind die Goethe-Schüler unter dem Teamnamen „GGI R2D2“ an den Start gegangen. „Es macht einfach Spaß, sich auf einen solchen Wettbewerb vorzubereiten“, sagt Ophelia. In diesem Jahr blieb es allerdings nicht nur beim Spaß für das Team. Denn es siegte souverän in der Kategorie Robogame. Und die Leistungen der Goetheschüler in den Kategorien Forschungsauftrag, Robodesign und Grundwerten überzeugten die Jury, so dass sie sich für das Halbfinale in Eberswalde qualifizierten.

Besonders gefiel ihre Umsetzung des Forschungsauftrages. Letizia beschreibt das Anliegen folgendermaßen: „Wir wollten etwas entwickeln, das die Lebensqualität behinderter Menschen erhöht.“ So bauten die jungen Menschen aus Legosteinen einen Roboter, den Menschen mit Querschnittslähmung allein mit den Augen steuern können. Und da dieser einen Stift hinter sich herzieht, ermöglicht der mit Sensoren ausgestattete Roboter ihnen, sich künstlerisch zu betätigen. Wenn das keine Innovation mit Potential ist!

Bild oben: Niclas bringt den Roboter in Position, von der aus er startet, um eine Vielzahl von Aufgaben zu erfüllen. | © Klaus-Dieter Simmen

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