Regionalmanagement Thüringer Bogen:

So ganz geheuer war dem sechsjährigen Mädel die Sache wirklich nicht. Mit einem Schlitten auf Rollen talwärts? Doch sie gab sich einen Ruck, kletterte auf den Rodel, startete – und fand augenblicklich an der Abfahrt auf der Ilmenauer Sommerrodelbahn riesigen Gefallen. So sehr Spaß daran, dass sie nur wenig später beim Rodelclub Ilmenau anklopfte. Dort war die kleine Antonia herzlich willkommen. Selbst wenn damals keiner ahnte, dass aus ihr eine Medaillensammlerin werden würde.

Die jüngste Wintersportsaison ist zu Ende. Und hinter Antonia Pietschmann aus Ilmenau liegt ihre bislang beste. Die Goldmedaille erkämpfte sie sich bei den Olympischen Jugendwinterspielen in Südkorea im Januar; erfolgreich verlief auch die Junioren-Europameisterschaft in St. Moritz mit dem Gewinn der Silbermedaille. Die Krönung ihrer Leistung gelang dann bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Lillehammer – mit gleich zwei Weltmeistertiteln konnte sie sich schmücken, im Einzel und im Team.

Ergebnisse, die fraglos für ein großes Talent stehen, jedoch ebenso fraglos auch für eisernen Willen, für konsequentes Training und die Fähigkeit, sich auf den Punkt zu konzentrieren. Dafür hat die 17-Jährige im Sommer zuvor mit ihren Trainern zielgerichtet gearbeitet. Jetzt sei die Luft raus, sagt sie. Und sie freut sich auf den kommenden Sommer. Denn den wird sie nutzen, um sich für den nächsten Winter fit zu machen. Ausdauer-, Koordinations- und Muskeltraining stehen auf dem Plan, um dann den Belastungen bei den Wettkämpfen gewachsen zu sein. Theorie gehört ebenso dazu. Es gibt einige Lehrgänge zu besuchen, so dass Antonia den gemeinsamen Sommerurlaub mit der Familie am Bodensee für dieses Jahr gecancelt hat und stattdessen ins Trainingslager an die Ostsee fährt. Alles ist dem großen Ziel untergeordnet, in der Saison 2024/25 nahtlos an die jüngsten Leistungen anzuknüpfen.

Erste Erfolge im Rennschlittensport stellten sich rasch ein. Schon in der D-Jugend habe sie bei Thüringen Meisterschaften gut abgeschnitten.

„Ich weiß nicht mehr, welchen Platz ich damals belegte, die Landesmeisterschaft war es noch nicht, aber es war schon ein Ansporn für mich.“

Mit Thüringen Meisterin konnte sie sich später mehrfach schmücken. In den ersten Jahren beim Verein war Dajana Eitberger ihr großes Vorbild. Sie schätze deren Leistung auch heute noch, doch orientiere sie sich mehr an ihren eigenen Ergebnissen.

„Und an den Sportlerinnen, die vor mir sind“,

sagt sie lächelnd.

Die Erfolge der 17-Jährigen machen die Familie stolz. Bekommt sie nach einem Titelgewinn dann zu Hause das Lieblingsgericht gekocht?

„Nein, solche Rituale pflegen wir nicht. Ich kann mir jedes Wochenende, wenn ich heim nach Ilmenau komme, wünschen, was es zu essen gibt. Dabei stimme ich mich aber mit meinem Bruder ab“,

erzählt Antonia. Falls es jedoch zur Oma geht, da bestellt sie sich Thüringer Klöße. Das müsse sein, verrät sie. Wenn die Trainingsanforderungen Raum lassen, greift Antonia gerne zu einem Buch, wobei Romane bevorzugter Lesestoff sind. Und ganz wichtig ist ihr, Zeit mit den Menschen zu verbringen, die ihr wichtig sind, Familie und Freunde.

Für ihre Zukunft hat sie klare Pläne: Mitglied einer Sportgruppe zu werden, später, nach dem Abitur, folgt die Ausbildung bei der Bundespolizei. Und sportlich natürlich die Nominierung im A-Kader. Das wird nicht einfach, weiß sie. Die Leistungsdichte im Rennrodelsport ist hoch.

„Ich bin noch jung und habe Zeit“,

sagt sie. Somit gibt es noch viele Gelegenheiten, durch außergewöhnliche Leistungen im Eiskanal zu überzeugen.

Bild: Antonia Pietschmann | © Klaus-Dieter Simmen

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