Regionalmanagement Thüringer Bogen:

„Dass die Situation alles andere als befriedigend ist, wissen wir selbst“, sagt Angelika Wimmer. „So hält man keine Bären.“ Dass die syrische Braunbärin im Tierpark Gotha weiterhin in ihrem angestammten Gehege lebt, erregt manche Gemüter. So verständlich das ist, so nachvollziehbar ist auch der Grund, daran nicht wesentlich etwas zu ändern. „Sarah ist eine alte Dame. Sie umzusiedeln, würde das Tier nicht verkraften.“ Einen angemessenen Lebensabend zu ermöglichen, gehört für die Tierärztin zum Respekt vor der Bärin, die so lange schon in der Anlage lebt.

Seit Anfang des Jahres bilden Angelika Wimmer und Marc Mittelbach das neue Führungsduo im Tierpark Gotha. Neue Besen kehren bekanntlich gut, wie wir wissen. Und das klingt despektierlich, wie wir ebenso wissen. Doch was die beiden Neuen in den ersten knapp vier Monaten geleistet haben, verdient alle Achtung. Wobei, neu ist Tierärztin Wimmer hier ganz und gar nicht. Über Jahre betreut sie den Bestand im Gothaer Tierpark.

„Es war augenfällig, wo wir umgehend tätig werden mussten“,

sagt sie. Da waren Gehege zu sanieren, Gebäude brauchten einen neuen Anstrich, hinter den Kulissen musste sich vieles ändern. Dazu gehörte die Sanierung von Futterküche und Kühlzelle, auch mit Blick auf bessere Arbeitsbedingungen.

Doch ganz oben auf die Fahne hat sich das Duo Tier- und Artenschutz geschrieben.

„Dazu gehört auch, dass wir Tiere abgegeben haben“, sagt Angelika Wimmer. „Allerdings immer mit dem Credo, sie in bessere Hände zu übergeben.“

Das betraf auch den Ara. Der Vogel war freilich ein Besucherliebling.

„Das ändert jedoch nichts daran, dass er bei uns alles andere als artgerecht gehalten wurde, nämlich in Einzelhaltung“,

erklärt Marc Mittelbach. Aras seien gesellige Tiere, die Gemeinschaft brauchen, um sich wohlzufühlen.

„Das kann unser Ara im Vogelpark jetzt alles genießen.“

Die Pläne, Tiere abzugeben, lassen sich nicht immer bewerkstelligen.

„Wir wollen auf unsere Affen verzichten“, sagt die Tierärztin. „Nur will sie niemand haben. Jedenfalls keine Einrichtung, die ihnen bessere Bedingungen bieten kann als wir momentan.“

Sichtbare Veränderung in allen Gehegen ist für die Besucher der Einzug von Enrichment. Hinter dem Begriff verbirgt sich nichts anderes als Spielzeug für Tiere. Und mit Bällen, Wippen und anderen Dingen beschäftigen sich die Tiere gern.

Marc Mittelbach hat schon kurz nach Amtsantritt den Kontakt zum Kreisverband des Nabu gesucht. Wobei er bei dessen Vorsitzendem Ronald Bellstedt offene Türen einrannte.

„Wir haben schon immer mit der Einrichtung gut zusammengearbeitet“,

sagt dieser und verweist auf den gemeinsamen Bildungsauftrag von Zoo und Naturschutz. Deshalb ist der mit über 1300 Mitgliedern größte Naturschutzverband im Landkreis gern zur Kooperation bereit. Den Schwerpunkt sieht Mittelbach hier besonders in der heimischen Tierwelt. Zeitnah wird der kleine Pavillon auf dem Gelände, in dem eine Szene aus „Rotkäppchen“ dargestellt ist, vom Nabu genutzt für ein Info-Ausstellung. Die Mitglieder halten Vorträge zu relevanten Themen.

Die Einrichtung unterhalb des Seebergs beteiligt sich auch an Zuchtprogrammen. Die promovierte Tierärztin nennt als Beispiel den Habichtskauz. Dessen Nachwuchs wird gezielt ausgewildert, praktizierter Naturschutz durch den Tierpark also.

„Das Gleiche trifft auch für unseren Karpatenluchs zu. Auch dessen Nachzucht dient dem Bestandserhalt in freier Wildbahn.“

Pläne für den Tierbestand hat das Duo viele, allein die rasche Umsetzung scheitert am Geld. Das Gelände der Anlage konnte um sechs Hektar erweitert werden. Die Nutzung kann nicht vorangetrieben werden, weil es an finanziellen Möglichkeiten fehlt. Rund 40.000 Euro wären nötig, um den Bereich für die Pelikane einzuzäunen und mit einem Netz zu überspannen.

„Natürlich ist uns klar, dass wir unsere Vorstellungen Schritt für Schritt verwirklichen können“, sagt Angelika Wimmer. „Deswegen dürfen wir sie trotzdem nicht aus den Augen verlieren.“

„Wir sind dankbar für jede Spende“,

sagt sie und macht deutlich, dass auch Sachleistungen durch Unternehmen gefragt sind. Einen großen Fürsprecher hat die Einrichtung im Freundeskreis Gothaer Tierpark. Der 1995 gegründete gemeinnützige Verein koordiniert auch die Spenden.

„Für den Einsatz sind wir den Mitgliedern sehr dankbar“,

sagt Marc Mittelbach.

Bild: Neugierige Otter freuen sich besonders über Beschäftigungsmöglichkeiten in ihrem Gehege. So nutzen sie gern die Wippe. | © Klaus-Dieter Simmen

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