Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Der Kaffenberg bei Singen ist aus gutem Grund ein Flächennaturdenkmal. Der Trockenrasen bietet Lebensraum für eine erstaunlich vielfältige Flora und Fauna. Hier schlängelt die Glattnatter auf der Suche nach Nahrung durchs Gras, finden Baumpieper, Fitis, Dorngrasmücke und Goldammer Brutplätze und reichlich Nahrung für den Nachwuchs. Doch die Idylle ist gefährdet. Einsetzende Verbuschung bedroht den Fortbestand.

„Durch die Ausbreitung der Gehölze werden andere Pflanzen verdrängt. Pflanzen, die wiederum Lebensgrundlage für Insekten sind. Verschwinden diese, ist der Kaffenberg für Vögel kein erfolgreiches Brutgebiet mehr“,

sagt Magdalena Werner. Sie ist Projektmitarbeiterin der Natura 2000-Station Gotha/Ilm-Kreis mit Sitz in Mühlberg. Und sie weiß, dass solche Szenarien besonders für Flächen gelten, die wegen ihrer geringen Größe für Landschaftspflege durch Schafherden uninteressant sind.

Ungeachtet dessen arbeitet in diesen Tagen eine 30-köpfige Ziegenherde unablässig daran, am Kaffenberg die Verbuschung zurückzudrängen. Sie gehört der Natura 2000-Station in Mühlberg, ebenso wie eine Herde von 120 Schafen. Diese Tiere gehören zu einem Ende 2021 gestarteten Projekt, nämlich dem „Aufbau einer Landschaftspflegeherde und geeigneter Nachpflegetechnik“. Das wiederum ist integriert in das Weidewonne-Konzept, das Unterstützungsnetzwerk für schafbeweidete Naturschutzflächen in Thüringen. Das kommt ziemlich sperrig daher, macht aber Sinn. Denn die vierbeinigen „Stationsmitarbeiter“ kümmern sich allein im Ilm-Kreis um eine Gesamtfläche von 25 Hektar, die auf 24 Flächen aufgesplittert ist.

„Hier wachsen Orchideen, blüht im Frühjahr Küchenschelle, bieten Blühpflanzen Schmetterlingsarten Nahrung und Lebensraum“,

sagt Magdalena Werner. Egal ob es sich um Trockenrasen handelt, um Wacholderheide oder Streuobstwiesen – es sind auf ihre Art einzigartige Biotope.

Deren Bedeutung wird wertgeschätzt. Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt und das Thüringer Umweltministerium fördern das Projekt, unterm Strich kann sich die Natura 2000-Station über eine Summe von 605.000 Euro freuen. Mit dem Geld wurde unter anderem die Herde aufgebaut. Vornehmlich sind Waldschafe auf den Flächen im Einsatz, auch einige Krainer Steinschafe, bei den Ziegen handelt es sich um die Thüringer Waldziege.

„Der Beobachter entdeckt in der Herde auch weiße Ziegen“, merkt Werner an, „doch die stammen ebenfalls von der Thüringer Waldziege ab, wurden allerdings mit der Deutschen Edelziege gekreuzt.“

Wer sich eine Schafherde hält, braucht einen Schäfer, in diesem Fall eine Schäferin. Mit Rosali Albrecht ist eine Fachkraft zum Projekt gestoßen. Die Tatsache, im Team mitzuarbeiten, birgt für sie Vorteile.

„Als selbstständige Schäferin bin ich sieben Tage in der Woche unterwegs“, sagt sie, „hier jedoch kann ich mich über zwei freie Tage in der Woche freuen, weil die Kollegen einspringen.“

Diese Form der Landschaftspflege habe nichts mehr mit der klassischen Weidehaltung zu tun, fügt sie hinzu.

„Wir koppeln hauptsächlich die Tiere und setzten sie halt immer wieder um.“

Am Ende jedoch zähle das Ergebnis, nämlich der Erhalt einer einzigartigen Landschaft.

Konkurrenz zu den Erwerbsschäfern ist das Projekt nicht, versichert Magdalena Werner.

„Die Natura 2000-Station in Mühlberg hat in der Vergangenheit ortsansässige Schäfer bei Fragen und Problemen zum Thema Herdeschutzhunde unterstützt.“

Man schätze sich gegenseitig. Durch die Integration ins Projekt „Weidewonne“ ist ohnehin gesichert, dass die Naturschützen mit den Schafhaltern an einem Strang ziehen.

Mit Oktober 2027 endet das Projekt. Was dann aus der Herde wird, ist noch offen. Vorstellungen gibt es. So kann sich Magdalena Werner vorstellen, dass der Landkreis die Herde übernimmt. Er ist ohnehin verpflichtet, sich um die Flächen zu kümmern, die nun beweidet werden.

„Das könne durch Ausschreibung geschehen, kostet aber deutlich mehr als der Unterhalt der Herde“,

weiß die Projektmitarbeiterin. Aber auch das Land Thüringen könnte die Kosten dafür übernehmen. Um für ein perfektes Ergebnis auf den Flächen zu sorgen, haben die Verantwortlichen eine ferngesteuerte Mulchraupe angeschafft. Die kapituliert selbst bei steilen Hängen nicht und tut verlässlich ihren Dienst.

Bilder: Landschaftspflegeprojekt der Natura 2000-Station Gotha/Ilm-Kreis | © Klaus-Dieter Simmen

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