Thüringer Landestrachtenverband e. V.:

Der Versuch ein erstes Resümee zu ziehen

„Die Europeade, das ist kein Volks- oder Straßenfest, sie ist kein Schauen auf das, was Gruppen auf der Bühne produzieren. Die Europeade ist das Lebensgefühl des Mitmachens, des Willkommens der Kulturen und des Friedens, das in Tanz, Musik und Tracht seinen Ausdruck findet“. Mit dieser kurzen und knappen Einschätzung zieht Oberbürgermeister Knut Kreuch nach fünf Tagen Bilanz und blickt zufrieden auf die Tage von Gotha, die nach 2013 von neuem gezeigt haben, wie wichtig Europas größtes Festival der Volkskultur ist.

Kreuch reiht sich aber mit seiner sehr positiven Gotha-Bilanz ein in die wachsende Zahl der Kritiker an der Europäischen Union, dem Europarat und den Europäischen Institutionen, die auch im sechzigsten Jahr des Festivals nicht bereit sind, die EUROPEADE als das Festival Europas anzuerkennen und es gleichzeitig mit ausreichend finanziellen Mitteln auszustatten. „Ohne die Förderung der europäischen Volkskultur, kein Europa der Regionen. Die EUROPEADE braucht einen eigenen Haushaltstitel bei der Europäischen Union und keinen Bettelstab von Förderkatalogen, wo man Goodwill-Mittel beantragen kann und schon weiß, dass sie abgelehnt werden“, so Kreuch. Warum das engagierte Gothaer Stadtoberhaupt so kritisch ist, versteht sich, wenn man weiß, dass die Mitwirkenden der EUROPEADE aus ganz Europa Teilnehmergebühren von mindestens 120 € zahlen, dass sie Fahrtkosten selbst zahlen, dass sie Hotelkosten selbst zahlen, wenn sie nicht in Gemeinschaftsquartieren schlafen können und dass sie für ihre vielen Auftritte kein Künstlerhonorar bekommen. Um die EUROPEADE am Leben zu erhalten, sieht sich das IEC gezwungen, die Teilnehmergebühren weiter zu erhöhen, weil die 80 €, die die Veranstalter pro Person bekommen, nicht mehr ausreichen, um 5 Tage Vollverpflegung und Übernachtung im Gemeinschaftsquartier zu finanzieren. Das ist auch der Grund, warum die Stadt Kielce das Festival zurückgeben musste.

Die 58. EUROPEADE Gotha, das waren:

5.000 Mitwirkende, davon 3.480 in Gemeinschaftsquartieren, an 56 Standorten, davon 30 in der Stadt Gotha; 550 Mitwirkende in Hotels und in 13 Wohnmobilen. Es kamen: 1.027 junge Künstler, davon 404 Kleinkinder und 623 Jugendliche. Es gab 10 große Veranstaltungen für Kinder, Chöre, Tänzer sowie die Galas der Thüringer, die Eröffnung und den Abschluss. In der Altstadt fanden 333 Auftritte einzelner Gruppen statt und damit gab es 54 Stunden Unterhaltung. Deutschland stellte die größte Nation mit 1.947 Mitwirkenden, darunter 750 Thüringerinnen und Thüringern. Zweimal war das älteste „Volkspark-Stadion“ in Deutschland mit mehr als 5.000 Menschen gefüllt, einem Besucherrekord des Jahres. 86 Busfahrer fanden gastfreundliche Aufnahme.

Die 58. EUROPEADE brauchte:

191 Personen vom IEC vor Ort, die durch das Komitee in die Regie des Festivals einbezogen wurden und vom Veranstalter vor Ort versorgt werden mussten. Das lokale Komitee Gotha war mit Knut Kreuch und Ralf Krumbein, als Veranstaltungsleitern, Maria Marr und Katharina Neumann vom Thüringer Landestrachtenverband sowie Claudia Knakowski und Christopher-Steven Zick, Andreas Ritter, Anke Loitsch, Candy Wetterhan, sehr gut aufgestellt. Es wurden 240 Helferinnen und Helfer mit 528 roten T-Shirts ausgestattet, die vor Ort als Ansprechpartner agierten.

Die 58. EUROPEADE hatte:

26 Gruppen aus Lettland als größte Nation zu Gast, es folgten 22 Gruppen aus Belgien, 21 Gruppen aus Estland, 12 Gruppen aus Frankreich, 10 Gruppen aus Litauen, 8 Gruppen aus Spanien, 6 Gruppen aus Italien, 5 Gruppen aus Finnland, jeweils 4 Gruppen aus Polen, Schweiz und Ungarn, je 3 Gruppen aus der Schweiz und Portugal, aus Holland und Luxemburg kamen je 2 Gruppen und mit jeweils einer Gruppe waren vertreten Island, Irland, Österreich, Slowakei, Tschechien und Großbritannien. Aus der ganzen Bundesrepublik kamen 38 Gruppen mit 1.297 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Der Thüringer Landestrachtenverband e. V. stellte 27 Gruppen, so dass insgesamt 65 Gruppen aus Deutschland an der 58. Europeade teilnahmen.

Die 58. EUROPEADE – der Älteste und die Jüngsten

Ältester Teilnehmer war mit 88 Jahren, 8 Wochen und 2 Tagen Herbert Schneider vom Südwestgauverband in Baden-Württemberg. Jüngste Teilnehmer waren 18 Babys im Alter von 2 Monaten bis 3 Jahren, wovon je 7 Babys aus Belgien und Deutschland sowie je 2 aus Finnland und Italien anreisten.

Die 58. EUROPEADE – die Weitesten, die Nächsten und die Größten sowie die Kleinste

Mit 3.107 Kilometern Entfernung hatte die Gruppe „Pjoodansafelag Reykjavikar“ aus Island die weiteste Anreise. Die kürzeste Anreise hatte das „Fanfaren- und Showorchester“ Gotha mit 1.750 Metern. Die größte Gruppe kam mit 90 Mitgliedern aus Spanien, es war das Orchester „Union Musical Mislata“. Die kleinste Gruppe mit 4 Mitwirkenden war die slowakische Gruppe „Hanuliakovci“ aus Gothas Partnerstadt Martin.

Die 58. EUROPEADE – die Speisenfolge

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden 19.500 Frühstücks-Portionen durch Vereine, Einzelpersonen und Caterer in den Quartieren gerichtet. Die Schmähling GmbH hat 16.060 Mittagessen und 19.050 Abendessen in der Stadthalle zubereitet. In der Altstadt, im „Volkspark-Stadion“ und am Schützenplatz hatte der Gothaer Veranstaltungsservice 14 Paulaner-Getränkestände und 29 verschiedene Versorgerstände aufgestellt, sodass niemand durstig oder hungrig blieb.

Die 58. EUROPEADE-Momente

Das einzigartige Festival schenkte der Stadt, dem Thüringer Landestrachtenverband e. V. und allen Gästen unvergängliche Momente, deshalb fragen wir nach …

… dem bewegendsten Moment
Das war der Kindertanz von über 300 Steppkes aller Nationen zur Abschlussveranstaltung im „Volkspark-Stadion“, die nach einer einstündigen Probe unter Leitung des Thüringer Tanzleiters Jürgen Schieke aus Brotterode eine beeindruckende Thüringer Tanzfolge zur Aufführung brachten.

… dem schönsten Moment
Das war am Mittwoch der Blick von der Hauptmarktbühne über einen mit Menschen bis zur Pferdetränke gefüllten Hauptmarkt, die miteinander sangen und tanzten.

… dem spontansten Moment
Das war der Sturm der tanzenden Massen am Sonntag auf den fünf Tanzböden des „Volkspark-Stadions“ nach der Übergabe der EUROPEADE-Fahne an die italienische Stadt Nuoro.

… dem berührendsten Moment
Das war die Begegnung mit drei Präsidenten der EUROPEADE. In Gotha dabei waren Bruno Peters, der 2011 den Vertrag mit dem Thüringer Landestrachtenverband schloss, das war Armand de Winter, der 2013 als Präsident die EUROPEADE in Gotha durchführte und Rüdiger Heß, der heute Präsident des IEC ist.

… und dem diplomatischsten Moment
Die Begegnung mit dem ungarischen Botschafter Dr. Peter Györkös, der die Gruppen seines Landes im Rathaus empfing und in Gotha erfuhr, das die ungarische Königstochter Elisabeth in Gotha ihr karitatives Wirken begann und von der Stadt begeistert war.

Ein Wort zum Abschluss auch zu kritischen Stimmen, die fragten, warum es ein Feuerwerk gibt?

Ganz einfach deshalb, weil die Gothaer Wirtschaft dieses den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Begrüßung schenkte. Es hat 4.000 € gekostet.

Zweite Frage: Saßen die Bonzen auf der Ehrentribüne?

Klares nein, hier saßen Botschafterinnen und Botschafter, die mit ihren Spenden die Durchführung des Festivals ermöglichten.

Letzte Frage: Kann Gotha nur Feste?

Nein, Gotha kann alles, wenn die Bürger wie zur 58. EUROPEADE voll mit dabei sind.

Und auf die Frage, ob es in 10 Jahren wieder eine EUROPEADE in Gotha gibt, kann die Antwort nur lauten: Wenn es bezahlbar ist, wenn Leute da sind, die sie organisieren und wenn die Begeisterung anhält, dann ist vieles möglich!

Bild: Europeade 2023 | © Thüringer Landestrachtenverband e. V.

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