Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Dietrich Ewald ist Wanderwegewart des Ilm-Kreises. Als der selbstständige Glasbläser Anfang 60 aus gesundheitlichen Gründen seine Berufsbekleidung an den sprichwörtlichen Nagel hängen musste, fiel ihm im Amtsblatt des Ilm-Kreises eine Ausschreibung ins Auge: Der Landkreis suchte einen Wanderwegewart. Ewald beteiligte sich daran und bekam den Zuschlag.

Ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft, das sollte seiner Gesundheit dienlich sein. Und ja, gelegentlich ist er in seiner Eigenschaft als Wanderwegewart auch in der Tat draußen unterwegs. „Ich habe schnell einsehen müssen, dass mein Ehrenamt mehr Arbeit am Schreibtisch erfordert als Einsätze draußen vor Ort“, sagt er. Bereut deswegen hat er seine Bewerbung nicht.

Im Ilm-Kreis, so schätzt Ewald, gibt es derzeit 20.000 Kilometer Wanderwege. Das werde nicht so bleiben, ist er sicher. Viele kleine Wege werden aus dem Netz verschwinden. „Der Trend geht eindeutig in Richtung Premiumwanderwege.“  Ob ein Weg reif für diese Auszeichnung ist, darüber entscheidet der Deutsche Wanderverband mit Sitz in Kassel. Bevor dessen Mitarbeiter jedoch den Weg in Augenschein nehmen, müssen Menschen wie Dietrich Ewald aktiv werden. Das nennt sich schlicht Vorzertifizierung und macht eine ganze Menge Arbeit.

Bevor sich ein Wanderwegewart an seinen Schreibtisch setzt, um aus einem normalen einen Premiumwanderweg werden zu lassen, muss er wissen, was zu tun ist. Für Ewald bedeutete das, in Erfurt vom Deutschen Wanderverband ausgiebig auf seine ehrenamtliche Arbeit vorbereitet zu werden. Und jüngst erst gab es eine Auffrischung. Der Ilm-Kreis kann mit zwei Premiumwanderwegen punkten. „Die etwa 20 Kilometer des Goethe-Wanderweges bieten all das, was von einer prämierten Wanderstrecke erwartet wird“, sagt Ewald. Deshalb erhielt er bereits 2005 als erster Weg in Thüringen das Zertifikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“. Natürlich spiele die wunderbare Natur zwischen Ilmenau und Stützerbach eine große Rolle. Wanderer erleben dichte Wälder, Wasser, hübsche Wiesentäler und imposante Felsen. „Aber eben nicht nur das, sondern sie werden mit der Kultur dieser Region bekannt gemacht.“ Das betreffe Goethes Aufenthalt in und um Ilmenau, die Geschichte der Orte, den Bergbau und die Forstwirtschaft.

Der zweite Premiumwanderweg im Ilm-Kreis wandelt auf Bachs und Goethes Spuren – dem Fernwanderweg von Bach zu Goethe – und verläuft folglich von Arnstadt nach Ilmenau. Auch auf diesen 24 Kilometern erlebt der Wanderer eine wunderschöne Wegführung, die über die Reinsberge geht und durch Mischwälder. Es gibt spannende Ausblicke ins Tal der wilden Gera oder ins Wipfratal. Und an den Wirkungsstätten von Johann Sebastian Bach und Johann Wolfgang von Goethe wird nicht mit Informationen über den Musiker und den Dichter gegeizt.

Manchmal muss der Wanderwegewart doch die Bergschuhe schnüren. Und das macht Dietrich Ewald gern. Der Mann, in Frauenwald zu Hause, ist schon immer gern in den Wäldern rings um seine Heimat unterwegs gewesen. Wenn er das auf den beiden Premiumwegen tut, gilt sein Blick nicht nur der Natur, sondern möglichen Schäden auf der Route. Die betreffenden Gemeinden werden dann von ihm informiert, um Abhilfe schaffen zu können. Bei der Zertifizierung zum Premiumwanderweg monierten die Damen und Herren vom Deutschen Wanderverband ein paar Dinge. „Ich schaue jetzt nach, inwieweit das verändert worden ist“, erzählt Ewald. Er ist froh darüber, dass heute bei der Gestaltung solcher Wanderwege viele engagiert sind. Verantwortungsträger in der Kreisverwaltung und den Gemeinden, aber auch die Forstämter in der Region. „Die bauen sogar in Eigenregie Bänke für die Wanderer“, freut er sich.

Bild: Wanderwegewart Dietrich Ewald | © Klaus-Dieter Simmen

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