Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Deutschland ist arm an Rohstoffen. Deshalb setzte es von je her auf anderes Potential, nämlich auf seinen Forschungs- und Erfinderreichtum. Daran hat auch das kleine Städtchen Ilmenau einen Anteil. Denn seit mehr als 130 Jahren, seit dem Oktober 1894, werden hier Ingenieure ausgebildet. An eine Universität dachte damals wohl kaum einer, als Eduard Jentzen mit der Eröffnung seines „Thüringischen Technikum“ ein neues Kapitel in der Geschichte der Stadt aufschlug. Und doch führte die Entwicklung konsequent über die Ingenieurschule (1926) und die Hochschule für Elektrotechnik (1953) bis hin zur Technischen Universität (1992). Aus Anlass des 130-jährigen Jubiläums der Ingenieurausbildung lud die „Universitätsgesellschaft Ilmenau – Freunde, Förderer, Alumni“ Anfang April zu einem Vortrag. Professor Jürgen Petzoldt, Geschäftsführer und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Universitätsgesellschaft, blickte in die Geschichte des ersten Technikums Thüringen.

Die Entwicklung prägten Probleme, mit denen sich alle Generationen plagen mussten, angefangen bei Jentzen und Georg Schmidt, der 1903 die Leitung vom Gründer übernahm. Allerdings blieb der Autor nicht in der Vergangenheit stehen. Wichtig war ihm auch eine Zukunftsvision. Und in der spielt die Universitätsgesellschaft eine bedeutende Rolle. Deren Mitglieder verstehen sich als Förderer und wollen eine praxisorientierte Ingenieurausbildung unterstützen. Dazu hat die Universitätsgesellschaft ein besonderes Projekt auf die Beine gestellt – das Thüringer Technikum. Hier werden ergänzende Bildungs- und Beratungsangebote geschnürt, forschungsnahe Dienstleistungen vermittelt und industrienahe Forschung und Entwicklung forciert, um nur einige Punkte aufzuzeigen. Träger dieses Projektes sind außer der Universitätsgesellschaft die Stiftung Wissenschaft und Technik, die TU Ilmenau und die Transfer GmbH. Wichtig zum Erreichen der Ziele sind ehemalige Absolventen der Universität. Die Alumni sind das Verbindungsglied zur Industrie, wo die Ehemaligen zum großen Teil führende Positionen innehaben. Diese sind intensiv in den einzelnen Fachausschüssen eingebunden.

Ab Juni bekommt das Thüringer Technikum eine Geschäftsstelle mit einem Angestellten, Sitz ist das Kontorhaus der Fischerhütte. Dort laufen die Fäden für die einzelnen Ausschüsse zusammen, die jeweils von einem emeritierten Professor dieser Fachrichtung betreut werden. Im Fachausschuss Automotive ist das beispielsweise Klaus Augsburg, langjähriger Prorektor für Wissenschaft an der TU Ilmenau. Der erste Fachausschuss, der im Technikum ins Leben gerufen wurde, ist der für Wirtschaft. Geleitet wird er von Emeritus Prof. Herfried Schneider. Die Mitglieder treffen sich einmal im Jahr, wechselweise in Ilmenau und einmal in einem Industrieunternehmen. Dabei entwickeln sich interessante Gespräche auf verschiedenen Ebenen. Gespräche, aus denen sich Zukunftsvisionen ableiten lassen. Es ist letztlich das positive Beispiel der Zusammenarbeit zwischen Industrie und Academia, aus der letztlich ein Mehrwert für die gesamte Gesellschaft entsteht.

Mit dem Engagement des Thüringer Technikums wird auch dem sinkenden Stellenwert des Ingenieurwesen entgegengewirkt. Dabei setzten die Förderer auf Maßnahmen, die sich sofort verwirklichen lassen. In den Fachausschüssen arbeitet jeweils ein Absolventennetzwerk, Partnerfirmen sind eingebunden. Ziel ist es, dass Studenten bereits wissenschaftlich arbeiten können, vertraglich geregelt, und sie damit Geld verdienen und nicht darauf angewiesen sind, beim Diskounter Regale einzuräumen. Im Technikum selbst soll Technik installiert werden, ergänzend zu den Uni-Angeboten. Firmen, die Forschungsbedarf haben, denen allerdings die nötigen Kapazitäten fehlen, bietet sich das Thüringer Technikum als Partner an. Und damit als Problemlöser.

 

Foto: Drei Herren, ein Ziel: Professor Jürgen Petzoldt, Professor Peter Scharff und Professor Klaus Augsburg (v.l.) wollen mit zahlreichen Partnern das Thüringer Technikum mit Leben füllen. Dieses ist ein Projekt des Universitätsvereins Ilmenau. | © Simmen