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„Ist der Anfang geschehen im Augustinerkloster, als noch die Mönche in ihren Kutten darinnen waren, anno 1524.“ Mit diesen wenigen Worten dokumentierte Friedrich Myconius die Gründung des Gymnasiums in Gotha. Er selbst hat diesen Akt am 21. Dezember jenes Jahres vorgenommen. „Somit können wir auf 500 Jahre Schulgeschichte blicken“, sagt Lutz Wagner, Schulleiter vom Gymnasium Ernestinum. Solch eine Bildungstradition sei nicht alltäglich. Deswegen soll das Ereignis auch gebührend gefeiert werden. Der Startschuss ist bereits gefallen mit dem Weihnachtskonzert Anfang Dezember in der Augustinerkirche.
„Wir wollen in jedem Monat des nächsten Jahres auf unterschiedliche Art dem 500-jährigen Jubiläum Rechnung tragen.“ Bereits im Januar wird mit der Buchlesung „Auf zwei Planeten“ an Kurd Laßwitz erinnert, der 1876 ans Ernestinum berufen wurde und als der Begründer der deutschsprachigen Science-Fiction-Literatur gilt. „Auf zwei Planeten“ gilt als einer der wichtigsten Romane dieses Genres. Im März steht in einem Kolloquium der Ernestinerstiftung die Schulgeschichte aus fünf Jahrhunderten im Fokus. Abschluss und Höhepunkt zugleich ist am 21. Dezember des kommenden Jahres die große Festveranstaltung in der Augustinerkirche.
„Natürlich ist Schulbildung in Gotha älter als 500 Jahre“, betont Wagner, „das Gymnasium Gothanum wird als Lateinschule erstmals 1292 erwähnt, an der Pfarrkirche zu St. Marien.“ Er sieht es als Besonderheit an, dass die Schule stets in das geistige Leben im Herzogtum eingebunden war. Das sei der Grundpfeiler für ein Schulprofil gewesen, das humanistische Bildungsorientierung schließlich mit naturwissenschaftlicher Wissensvermittlung verknüpfte. Das brauchte seine Zeit, jedoch war dieser Weg folgerichtig. Zunächst gab es das Gymnasium Illustre, später, im Jahr 1836, kam das Herzogliche Realgymnasium dazu. „Der Unterricht wurde aufgrund des Fehlens eines adäquaten Gebäudes in Privaträumen durchgeführt“, so Schulleiter Wagner. „Erst Herzog Ernst II. stellte in Schelihas Garten ein Grundstück zur Verfügung. Auf dem 1838 schließlich das neue Schulgebäude errichtet wurde.“
Im April 1859 schließlich tagte der Gothaer Landtag auch zum Thema Gymnasien. Mit neun zu acht Stimmen einigten sich die Verantwortlichen darauf, das Gymnasium Illustre mit dem Herzoglichen Realgymnasium zu vereinen – das Gymnasium Ernestinum war gegründet.
Das Schulgebäude wird derzeit umfassend saniert. Der Plan sah vor, im Jubiläumsjahr die Arbeiten abzuschließen. „Daraus wird nichts. So wie es aussieht, wird die Sanierung 2027 abgeschlossen werden können.“ Der Schulleiter blickt ohne Verbitterung auf die Verzögerung. „Bei Bauarbeiten in solch altem Gebäude muss man immer mit Überraschungen rechnen. Wir sind froh und dankbar, dass unser Jubiläum zum Anlass wurde, die Arbeiten in Angriff zu nehmen.“ Und was bis jetzt mit viel Geld erneuert wurde, begeistert Lehrer und Schüler gleichermaßen. „Die fertigen Räume überzeugen mit modernster Technik, exzellenter Akustik und einem Raumklima, in dem Lernen richtig Spaß macht“, schwärmt Wagner.
Bild: Genau ein Jahr vor dem 500-jährigen Jubiläum veranstalteten die Schüler des Gymnasiums Ernestinum in Gotha ihren traditionellen Weihnachtsbasar, zu dem sie Selbstgebackenes für einen guten Zweck verkauften. | © Klaus-Dieter Simmen