Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Alle wollen zur Bundeswehr. Alle? Das nicht, aber viele. Das zeigte sich auch beim nunmehr sechsten Speed-Dating der Staatlichen Regelschule „Conrad Ekhof“ in Gotha.

„Viele entscheiden sich schon früh für die Bundeswehr, so nach dem Motto: Die nimmt ohnehin alle“, sagt Heidi Brand. Zwar erzählt die Beratungslehrerin den Schülern immer wieder, dass diese Sicht völlig falsch ist, doch dringt sie damit nicht bei jedem durch. „Und das ist auch ein Vorteil unseres Speed-Datings in Sachen Berufswahl. Hier erfahren die Mädchen und Jungen wirklich aus erster Hand, was Sache ist.“

Heidi Brand hat in einer Weiterbildungsveranstaltung des Netzwerks an einem Hamburger Gymnasium erstmals so ein Speed-Dating erlebt und ihrem Chef erzählt, dass sie sich dieses auch an der Ekhof-Schule vorstellen könne. Der hat ihr freie Hand gegeben und die Pädagogin hat kurzerhand Firmen aus der Region dazu eingeladen. Diesmal waren es beachtliche 20 Unternehmen, nach Corona-Pause mehr als erwartet. „Im Grunde hat sich die Zahl der Firmen zwischen 17 und 23 eingependelt“, informiert Brand. Da die Schule Haupt- und Regelschüler zum Abschluss führt, achtet die Beratungslehrerin auch auf eine gesunde Mischung der Unternehmen. Und wichtig sei es auch, dass sie aus dem Umkreis von Gotha kommen. Ausnahme bildet BMW in Eisenach, doch dahin gibt es gute Zugverbindungen.

Maik Baumgart ist Stabsfeldwebel bei der Bundeswehr in Gotha und freut sich über die vielen Jungen und auch Mädchen, die sich eine Karriere beim Bund vorstellen können. Den meisten jedoch muss er sagen, dass mit einem Hauptschulabschluss eine berufliche Karriere verschlossen bleibt. Allerdings nicht für immer, es führen Wege zum Ziel. Doch die haben allesamt mit einem zu tun, mit Lernen. Das heißt, sich in einem Beruf ausbilden zu lassen oder eben die Schulbank länger drücken.

Schüler der neunten und der zehnten Klassen waren hauptsächlich angesprochen. Lehrerin Brand freut sich, dass das Angebot von den meisten genutzt wurde. Die Neuntklässler können sich auf diesem Weg einen Praktikumsplatz organisieren, für die Schulabgänger geht es um einen Ausbildungsjob. Die Chancen hierfür stehen gut, weiß Schulleiterin Manuela Heimlich. Rückmeldungen über abgeschlossene Lehrverträge sind nicht selten. Das Format verspricht zwar einen Schnelldurchlauf, doch die Vertreter der Unternehmen lassen sich Zeit. „Die jungen Leute sind zum Teil recht aufgeregt, besonders die aus der neunten Klasse“, sagt Stefan Reiße von SealAble in Waltershausen. Gemeinsam mit Berufspädagogin Anika Bessing-Schmidt wirbt er für das Unternehmen. „Da muss man sie ein bisschen beruhigen und schon ist man drin in einem informativen Gespräch.“ Für Bessing-Schmidt ist die von der Regelschule gewählte Form ein gangbarer Weg, die Schüler in einen Beruf zu führen. „Besonders die aus der Neun haben die Chance, sich im Praktikum mit dem Ausbildungsziel vertraut zu machen. Das senkt die Zahl der Abbrecher.“ Was die Ekhof-Schüler auch erfahren: An die künftigen Lehrlinge werden auch Anforderungen gestellt. Wer die nicht erfüllt, hat schlechte Karten.

Bild: Von Ralf-Peter Kroschel erfährt Neuntklässler Leon, welche Anforderungen IWB Industrietechnik aus Waltershausen an seine Auszubildenden stellt. Wenn ihm die dort angebotenen Ausbildungsberufe zusagen, kann er sich in einem Praktikum dort umsehen. | © Klaus-Dieter Simmen

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