Regionalmanagement Thüringer Bogen:

„Nun, es wird ein Spaziergang sein“, verspricht Nicole Richter, „keine Wanderung.“ Ein Kräuterspaziergang, weil allenthalben etwas wächst, das zu betrachten sich lohnt und den Weg finden könnte in den Wildkräutersalat, eine Teemischung oder einen Heiltrunk. Und so hält die kleine Gruppe, die sich von Angelrodas Hauptstraße aus auf den Weg macht, die schöne Welt der Kräuter zu entdecken, schon wenige Meter nach dem Start inne. Aus einem kleinen Stückchen Grün am Straßenrand zupft die Kräuterfrau ein Stängel heraus und hebt ihn in die Höhe.

„Labkraut!“ verkündet die junge Frau. Und lässt ihre Gäste wissen, wofür und wogegen dieses Kraut einzusetzen ist. Nur vom leckeren Geschmack des Heilkrautes können diese sich nicht überzeugen, schließlich wächst es da, wo regelmäßig Hunde und Katzen unterwegs sind. Auch eine Wunderwaffe wächst auf dem kleinen Wiesenstück am Straßenrand, das Gänseblümchen. Nicole Richter erzählt, dass es bei Erkältungen hilft, weil es rigoros Schleim beseitigt. Andererseits hilft es genauso, wenn Hals und Rachen trocken sind. „Im ersteren Fall muss aus dem Gänseblümchen ein Tee gebrüht werden, ist die gegenteilige Wirkung gefragt, muss dieser kalt angesetzt werden“, informiert Richter. Und lecker im Salat oder als Dekoration auf dem Teller sind Gänseblümchen auch noch. Gleich neben dem Wiesen-Labkraut reckt Löwenzahn seine gelbe Blüte übers Gras. Diese Pflanze kann man komplett essen, erfahren wir, von der Wurzel bis zur Blüte, Blätter und Stängel also auch. Was eine Frau verwundert, schließlich wurde ihr immer erklärt, dass der weiße Saft im Stiel giftig sei. Die Kräuterfrau vermutet darin eine Warnung vor giftigen Wolfsmilchgewächsen, die wegen der Flecken, die die milchige Flüssigkeit hinterlässt, praktischerweise gleich mit auf den Löwenzahn ausgedehnt wurde.

Als Nicole Richter mit ihrer Familie 2012 aus Berlin ins beschauliche Angelroda zog, hatte sie von Kräutern nur wenig Ahnung. Doch es fuchste sie, nicht zu wissen, wie die meisten Pflanzen in ihrem Garten heißen. Also begann sie nachzuschlagen in Kräuterbüchern, erfuhr Name und Wirkung des Krautes und war verblüfft, wie viele unterschiedliche Heilpflanzen in einem normalen Hausgarten wachsen. Sie lernte diese Heilkräfte nutzbar zu machen. Schließlich ließ sich die junge Frau ihr Kräuterwissen zertifizieren. Das war 2019 in der Kräuterschule im Taunus. Seit dieser Zeit gibt sie ihr Wissen in Kräuterseminaren oder bei Kräuterspaziergängen weiter.

Von der Hauptstraße bewegt sich die Gruppe in Richtung Viadukt, langsam, weil Nicole erneut eine Pflanze entdeckt hat, die sich gut für die Kräuterküche eignet: die Knoblauchsrauke. Eine fabelhafte Pflanze für den Wildkräutersalat. Unbestritten aber auch ihre Heilkräfte: blutreinigend und harntreibend, hilfreich bei Erkältungen. Ein paar Schritte weiter hat Giersch eine große Fläche erobert. Das von vielen Gartenbesitzern verwünschte Kraut hat beachtliche Inhaltsstoffe. Sie regen Verdauung und Appetit an und wirken entzündungshemmend. Und Giersch schmeckt. Die Kräuterfrau gibt in der Runde ihr Rezept für eine leckere Gierschsuppe weiter.

Mittlerweile führt der Weg aus dem Dorf hinaus in den Wald. Auch hier entdeckt sie rechts und links interessante Gewächse. Da ist zunächst Gundermann mit seinen schönen blauen Blüten. Eine Heilpflanze von alters her, die vor allem gegen Entzündungen eingesetzt wird. Wenige Meter weiter blühen leuchtend gelb viele Schlüsselblumen. Ein Extrakt daraus hilft vor allem bei Erkältungen mit verschleimtem Husten und Schnupfen. Allerdings dürfen nur Schlüsselblumen dafür verwendet werden, die im eigenen Garten wachsen. „Was auf Wiesen und im Wald steht, ist geschützt“, sagt die Kräuterfrau, „also unbedingt stehen lassen!“  Vom Gelb zum Blau – zum Kriechenden Günzel, der leicht mit Gundermann verwechselt werden kann. „Dieses Kraut ist antibakteriell, antioxidativ, appetitanregend, blutdrucksenkend, entzündungshemmend, gallenflussanregend, leberstärkend, schmerzlindernd, wundheilend, verdauungsfördernd und zusammenziehend“, fasst sie die erstaunliche Wirkungsbreite dieser Heilpflanze zusammen.

Am Ende des Kräuterspaziergangs wissen die Teilnehmer, dass beim Spaziergang über eine Wiese genug für einen leckeren Salat zu finden ist. Anderseits wissen sie, dass viele Heilpflanzen ihre Wirkung erst verarbeitet entfalten. Auch da kann Nicole Richter weiterhelfen. In Kräuterseminaren vermittelt sie genau dieses Wissen. Ebenso lernen Kräuterfans bei ihr die Herstellung von Tees, Tinkturen und Salben. Und das heißt, so mancher Gang in die Apotheke ist künftig nicht mehr nötig …

Kontakt Nicole Richter: 0172 1939322

www.stapelweise-kreativ.de

Bild: Kräuterfrau Nicole Richter | © Klaus-Dieter Simmen

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