Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Das Aus kam vor elf Jahren. Der Betrieb des Waldbades Geschwenda war wirtschaftlich nicht mehr zu vertreten. Also zog die Gemeinde Geratal die Notbremse. Fortan blieb das Bad sich selbst, sprich der Natur überlassen. Das sahen sich die Geschwendaer fünf lange Jahre an, dann reichte es. Lars Pitan gründete mit ortsansässigen Unternehmen und engagierten Bürgern im Juni 2017 einen Verein zur Rettung des Waldbades. Und der machte vom ersten Tag seines Bestehens an Nägel mit Köpfen.

Geschwendas Ortsteilbürgermeister René Buhr ist der gegenwärtige Vereinsvorsitzende. Er erzählt, dass es anfangs allein darum ging, die Verwilderung des Geländes zu beseitigen und den Verfall der Gebäude zu stoppen. An einen zeitnahen Badebetrieb dachte dabei keiner.

In vielen Arbeitseinsätzen haben die Vereinsmitglieder den Altbestand, eine Terrasse mit Überdachung, entkernt und an dieser Stelle ein Mehrzweckgebäude errichtet. Im nächsten Schritt soll eine Küche dazu kommen und ein Sanitärtrakt. Längst macht das Gelände wieder einen gepflegten Eindruck. Und das Planschbecken ist längst saniert und mit Wasser gefüllt, so dass die Kinder aus dem Ort es nutzen können. Der Verein, der beim Planschen die Aufsicht übernimmt, verlangt keinen Eintritt. Lediglich eine Spendenbüchse erinnert daran, dass er für seine Vorhaben finanzielle Unterstützung braucht. Die gibt es auch in Form von Fördermitteln. Jüngst erst bekamen die Waldbad-Freunde vom Freistaat einen Förderbescheid für den Sanitärtrakt. „Das hat uns sehr erleichtert“, sagt Buhr. „Wir können also weiter machen.“

War bis zur Schließung das Bad nur in den Sommermonaten Treffpunkt für Einwohner und Gäste, so steht es nun das gesamte Jahr über im Blickpunkt. „Was bringt es aufzuräumen und zu sanieren, wenn die Anlage nicht genutzt wird“, sagt der Ortsteilbürgermeister. Und so treffen sich die Geschwendaer Bürger im Waldbad zum Ostereiersuchen, Himmelfahrt gibt es Musik und allerlei Unterhaltung, das Sommerfest wird hier gefeiert und im Herbst das Lichterfest. Viele sind davon überzeugt, dass es noch nie so einen schönen Ort für den Weihnachtsmarkt gab. „Besonders, wenn es schneit. Und das Glück hatten wir schon ein paar Mal“, erinnert sich Buhr. Das Mehrzweckgebäude wird auch für Familien und Firmenfeiern vermietet. Und die anderen Vereine im Ort profitieren davon und können sich im Waldbad für Zusammenkünfte treffen.

So vielfältig sich die Nutzungsmöglichkeiten auch entwickelt haben, aus dem Waldbad wieder ein funktionierendes Freibad zu machen, haben die Vereinsmitglieder nicht aus den Augen verloren. Der Weg dahin wird nicht einfach. Doch kann das von Claudia Weidner geplante Naturcamp nahe dem Waldbad dieser Idee nur förderlich sein. Davon erhoffen sich die Vereinsmitglieder Synergieeffekte.

Die 54 Vereinsmitglieder haben in diesem Juni zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen: Erdbeer trifft Meer. Hinter dieser etwas kryptischen Formulierung verbirgt sich leckerer Erdbeerkuchen. Den konnten die Gäste bei Liedern vom Shanty-Chor Geraberg verzehren. Die Waldbad-Freunde haben halt immer wieder neue Ideen, Gäste zu einem Besuch der Anlage zu animieren. Am 24. Juni geht’s schon weiter, nämlich mit der 5. Geschwendaer Waldbadparty. Die Liebensteiner Blasmusikanten spielen auf, für die Kinder gibt es ein besonderes Programm. Der Eintritt übrigens ist frei.

Ganz genau ist sich René Buhr nicht sicher, aber nach dem Krieg entstand das Waldbad aus einem Teich. Erst in den 1970er Jahren kamen es Becken und Sprungturm in der heutigen Form dazu. Was die Geschwendaer damals leisteten, verdient Respekt. Und der erweist sich, in dem der Erhalt der Anlage gesichert wird.

Bild: Die Mitglieder des Waldbadvereins stoßen mit einem Glas Sekt auf die Bewilligung von Fördermitteln für den Sanitärtrakt an. | © Klaus-Dieter Simmen

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