Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Tino Müller putzt mit Hingabe die Fensterscheibe. Das, sagt er, sei wichtig. Der erste Eindruck zähle. Auch wenn der Markt ohne Mitarbeiter auskommt, fällt jede Menge Arbeit an. Warenbestände kontrollieren und Regale auffüllen. Saubermachen sowieso. „Das ist Familiensache“, sagt Fleischermeister Möller, der auf dem T-Shirt Metzgerei stehen hat. Ja, das sei der richtige Begriff. Unter Metzgerei Möller mit Sitz in Gehren vertreibt er seine Thüringer Wurstwaren in der Region. Dazu gehört auch Martinroda. Hier wohnt er gemeinsam mit Lebensgefährtin Karina Müller. Und beide wurmte es, dass so nach und nach alle Einkaufsmöglichkeiten im Ort dicht machten.

„Für uns beide war klar, dagegen muss etwas getan werden“, sagt er. Und ein Laden auf dem Dorf, der sieben Tage in der Woche rund um die Uhr geöffnet hat, schien den beiden die beste Lösung. Doch das war einfach gesagt. Von der Idee bis zur Eröffnung verging viel Zeit. Dabei war die Frage des Standortes gleich zu Anfang geklärt. „Ich konnte 2021 von der Gemeinde das Gebäude erwerben, in dem zuvor die Sparkasse und ein Brot-Shop ihre Leistungen anboten.“ Allerdings habe ihn der damalige Bürgermeister Günter Hedwig gleichzeitig verpflichtet, dort etwas auf die Beine zu stellen, das die Versorgungsituation im Dorf deutlich verbessert.

Drei Jahre planten Möller und seine Lebensgefährtin, entwickelten Ideen und verwarfen sie wieder. Sie nahmen sogar Kontakt zu den Betreibern der Tante-Emma-Läden in Thüringen auf. Doch davon nahmen sie rasch wieder Abstand. Diese wollten sich ihre Ratschläge nämlich fürstlich bezahlen lassen. „Doch dann ging’s plötzlich ganz schnell. Bei uns meldete sich eine Firma ‚igros‘ aus Franken, die sich auf Dorfläden spezialisiert hat. Nicht nur, dass sie der spezialisierte Lieferant ist, sie hatte auch genau das Kassensystem im Portfolio, nach dem wir gesucht haben.“ Tino Möller wollte seinen Markt nicht mit einer Kundenkarte betreiben. „Da hätten wir von Anfang an jenen Kundenkreis ausgeschlossen, der auf Durchreise ist.“ Schon wenige Wochen nach der Eröffnung am 21. September zeigt sich, wie richtig die Entscheidung war. „Viele, die auf dem Weg zur Talsperre Heyda sind, kaufen bei uns noch ein“, freut sich der Metzgermeister.

Und auch die Martinrodaer nutzen die neue Einkaufsmöglichkeit im Dorf rege, für die der Inhaber rund 70 000 Euro investiert hat. Auf rund 50 Quadratmetern finden die Kunden mehr als 1000 Produkte. Viele davon sind regional. Klar, dass der Metzgermeister seine Wurst- und Fleischwaren anbietet. Es gibt aber auch Gemüse aus dem Dorf, Honig aus dem benachbarten Bad Liebenstein und Kaffee aus der Rösterei Geschwenda. Dieses Konzept wolle man noch ausbauen, verspricht Karina Müller. Sie seien stets auf der Suche nach neuen Lieferanten aus der Region.

Demnächst wollen die beiden die ältere Generation auf einen Kaffee einladen. „Anliegen ist, den Seniorinnen und Senioren unser Kassensystem zu erklären. Es ist nämlich in der Tat sehr einfach zu bedienen. Man muss diesen Kunden einfach nur die Scheu nehmen“, sagt Tino Möller. Er ist in einer Familie aufgewachsen, in der Einzelhandel eine große Rolle spielte. Der Vater bildete sich vom Kaufmann zum Fachmann für Fleisch und Wurst weiter. Das war der Anlass für Sohn Tino eine Lehre in diesem Handwerk zu beginnen. Mit der Wiedervereinigung ergriff er die Gelegenheit beim Schopf und machte sich selbstständig.

Bild: Karina Müller und Tino Möller räumen neue Waren in ihrem 24-Stunden-Laden ein. | © Klaus-Dieter Simmen

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