Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Davon ist Gabriel Gatzsche felsenfest überzeugt: Audanika konnte so nur in Thüringen erfunden werden. In Berlin oder München, Düsseldorf oder Köln ist das keinesfalls möglich gewesen, sagt der promovierte Software-Entwickler, da sei es einfach zu laut, zu hektisch. „Für Thüringen spricht die Ruhe und die Zeit, die Dinge durchdenken zu können. Eine App wie Audanika schüttelt man nicht mal ebenso aus dem Ärmel; das muss reifen und wachsen. Thüringen ermöglicht das. Und deshalb weiß ich, ohne dieses Umfeld wäre diese App nicht entstanden.“ Gatzsche ist Lokalpatriot. Geboren in Bad Langensalza, aufgewachsen in Lützensömmern, unweit vom bekannten Rittergut und dem Spargelhof Kutzleben, in Herbsleben und Greußen das Gymnasium besucht, schließlich in Ilmenau die Technische Universität absolviert und am Fraunhofer IDMT promoviert, bezeichnet er sich mit Fug und Recht als Thüringer Gewächs.

Audanika ist eine App, richtig, ebenso verwandelt sie Smartphone oder Tablet in ein Musikinstrument. Und eines dazu, das es in sich hat. Mit keiner anderen Anwendung kann der Nutzer so schnell wohlklingende Harmonien zusammenbauen. „Doch sage ich nicht, das ist kinderleicht. Auch Audanika erfordert fleißiges Üben, damit Dinge möglich werden, die momentan noch nicht möglich sind.“ Was kryptisch klingt, macht Sinn. Audanika bringt Laien und Profis zusammen. „Und das auf Augenhöhe“, sagt Gatzsche, „weil wir Menschen aller Alters- und Begabungsstufen in einem gemeinsamen Musizierprozess verbinden, und dieses mit einer musikalischen Qualität, an der alle Beteiligten Freude haben.“

„Im vergangenen Jahr waren wir in Grundschulen und haben den Kindern beigebracht, wie sie mittels der App schöne und eingängige Melodien und Akkordfolgen komponieren können“, sagt der Software-Entwickler. Der Komponist Marco Onofri hat daraus Orchesterwerke geschrieben. Diese wurden dann mit großem Erfolg im Theater im Schlossgarten in Arnstadt aufgeführt. Wenn Gabriel Gatzsche von diesem Ereignis erzählt, steht ihm immer noch der Stolz darauf ins Gesicht geschrieben. Damit so etwas in Zukunft einfacher über die Bühne gehen kann, gründete er gemeinsam mit weiteren Partnern den Verein „Bach statt Krach – Gesellschaft für musische Bildung mit digitalen Medien e. V.”. Eine Wiederholung dieses großen Events wird es zeitnah nicht geben. „Wir wollen zunächst umsetzen, was wir während unserer Arbeit in den Schulen gelernt haben. Und wir brauchen ein pädagogisches Konzept für den Einsatz von Audanika im Bildungsbereich, das ist jetzt vorrangig.“ Als weitere Schwerpunkte formuliert Gatzsche die einfache Speichermöglichkeit für die kleinen Komponisten, damit diese ihre Werke mit anderen Kindern austauschen können.

In naher Zukunft will der Unternehmer die Firma in die schwarzen Zahlen führen. Anders als ähnlich gelagerte Unternehmen hat er darauf verzichtet, sich für seine Existenzgründung einen Investor ins Boot zu holen. Da wäre manches vielleicht einfacher gewesen, gibt er zu. Doch läuft es da in der Regel auf einen Exit hinaus, d. h. einen Verkauf des Unternehmens. Dann bekommt Audanika einen großen Konzern als neuen Besitzer, wird vielleicht nach Berlin oder am Ende gar ins Ausland verlegt. Dieses Schicksal soll der Thüringer App erspart bleiben. Und ihr Schöpfer will, dass sie als Thüringer Produkt wahrgenommen wird, wo auch immer auf der Welt ein Smartphone plötzlich seine musikalische Seele klingen lässt. Gegenwärtig meldet er in Indien, China, Europa und auch in den USA für Audanika das Patent an. „Über ein Drittel der Weltbevölkerung habe ich mit meinem Patent abgedeckt“, sagt er. Patentanmeldungen kosten Geld. Das erarbeitet er sich mit seinem zweiten Standbein, nämlich als Software-Entwickler für mittelständische und große Unternehmen.

Audanika ist für den Nutzer kostenlos. Außer einigen freien Liedern sind viele integriert, für die vom Nutzer die Lizenz erworben werden muss. Gabriel Gatzsche plant über die kostenlose App zum Liedervermarkter zu werden. Langfristig gesehen sollen auch Kompositionen vertrieben werden. Am sozialen Engagement durch den „Bach statt Krach e. V.“ soll allerdings nicht gerüttelt werden.

Musik spielt im Leben von Gabriel Gatzsche eine große Rolle; Grundvoraussetzung, um eine solch komplexe App aus der Taufe zu heben. Der Großvater spielte Klavier, dessen Großvater gar soll Opernsänger gewesen sein. Auch er ist Klavierspieler, fungiert in Geschwenda als Organist, steht in einer Band am Keyboard. Und seinen fünf Kindern will er unbedingt eine fundierte musikalische Ausbildung für ihren Lebensweg mitgeben. Audanika ist ein Teil dieses Weges.

Bild: Gabriel Gatzsche, der Entwickler von Audanika | © Klaus-Dieter Simmen

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