Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Seit anderthalb Jahrzehnten können Fans in Bad Tabarz auf Fußballzeitreise gehen. Marcel Wedow hatte eigentlich erwartet, dass mit den Jahren das Interesse an seiner Ausstellung abflachen würde. Das Gegenteil ist der Fall. Diese Woche haben bereits mehr Besuchergruppen Führungen gebucht als sie Tage hat. Was Grund zur Freude sein sollte, treibt dem Gründer des Fußballmuseums Sorgenfalten auf die Stirn. „Mehr als zehn Fußballfreunde kann ich nicht durch die Ausstellung führen. Meist sind es mehr, so dass der Rest sich anderweitig beschäftigen muss, ehe er drankommt“, sagt Wedow. Nicht, dass es in Bad Tabarz an Gelegenheiten mangelt sich zu beschäftigen. Misslich sei es aber schon, dass solche Grenzen gezogen werden müssen. Deshalb suche er seit Jahren schon nach einer Möglichkeit, die Ausstellungsfläche zu erweitern. „Vergeblich, es führt kein Weg dahin“, bedauert er.
Mittlerweile hat er den Gedanken aufgegeben, dass die Fußballzeitreise, immerhin Thüringens einziges Museum dieser Art, in Bad Tabarz zu halten. Wenngleich diese sich als Besuchermagnet erwiesen hat. „Die Gruppen, die wegen des exzellenten Blicks auf die Fußballgeschichte kommen, egal ob aus dem Ruhrpott oder dem Allgäu, bleiben ein paar Tage in Thüringen, nächtigen in Bad Tabarz und Umgebung“, weiß Wedow. Davon profitiert der Ort. Dass diese Seite von der Gemeinde negiert wird, bestreitet der Museumschef. „Unsere Arbeit wird sehr wohl anerkannt.“ Das habe sich gerade jetzt zum 15-jährigen Jubiläum gezeigt. „Aber Räumlichkeiten kann sich keiner aus den Rippen schneiden“, unterstreicht Wedow.
Sollte sich andernorts eine Möglichkeit eröffnen, werde man umziehen. Diese Möglichkeit aber ist schon seit Jahren bekannt, passiert ist nichts, so dass sich die Hoffnung in Grenzen hält. Eine Möglichkeit hat jetzt EX-DDR-Nationalspieler Jürgen Heun ins Gespräch gebracht. Der Ausnahmefußballer von Rot-Weiß Erfurt engagiert sich seit einiger Zeit im Museum, dem er auch sein fußballerisches Erbe vermacht hat. „Hier bei mir in der Lindenstraße gibt es eine leerstehende Garage, die direkt ans Museum grenzt. Wenn wir Sponsoren finden, die mit uns gemeinsam den Umbau stemmen, können wir die Ausstellung zukunftsfest machen.“ Dabei, so Wedow, sei es völlig egal, ob diese das Vorhaben mit Sachleistungen oder Geld unterstützen. „Das ist die aktuelle Variante, die für uns Priorität hat.“
Die Thüringer Fußballausstellung, die Vater Karl-Heinz und Sohn Marcel einst mit ein paar Trikots in die Welt brachten, ist in den Jahren enorm gewachsen. Die Ausstellung zeigt die Entwicklung des Fußballs in Ost und West und hat damit ein Alleinstellungsmerkmal. Und sie vereint hochkarätige Ausstellungsstücke. Dazu gehört unter anderem der FIFA Presidential Award, den Sepp Blatter 2003 an Bernd Stange für seine Leistungen beim Aufbau des Fußballs im Irak überreichte. Den Fundus bereicherte aktuell Schiedsrichter Eugen Striegel mit allem, was er in seiner Karriere auf dem Platz zusammentrug. Darauf ist der Museumsgründer besonders stolz. „Das ist eine beachtliche Sammlung“, sagt er. Striegel pfiff 1995 das Endspiel im DFB-Pokal, das Borussia Mönchengladbach mit 3:0 gegen den VfB Wolfsburg gewann. Um Striegels Erbe zu zeigen, musste Wedow intensiv Vitrinen rücken, um den nötigen Platz zu schaffen. „Manch Fußballer würde uns gern seine Sammlung überlassen – allerdings unter der Prämisse, dass die Dinge auch ausgestellt werden. Dazu sind wir derzeit nicht in der Lage.“ Der Garagenumbau könnte das ändern.
Foto: Marcel Wedow zeigt eines der hochkarätigen Exponate: den FIFA Presidential Award, den Sepp Blatter 2003 an Bernd Stange überreichte | © Simmen