IHK Südthüringen:
Trotz hoher Risiken besteht Anlass zu vorsichtigem Optimismus. In den zurückliegenden vier Monaten hat sich die Wirtschaft im Ilm-Kreis besser geschlagen als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Ließe sich dies verstetigen, könnte ein breiter Wirtschaftsaufschwung beginnen. Dies zeigen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2023, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen für den Ilm-Kreis ausgewertet hat.
Derzeit bewerten 41 Prozent der Unternehmen ihre Geschäfte als gut und 44 Prozent als saisonüblich oder befriedigend. Die aktuelle Bewertung fällt besser aus als in den meisten der zurückliegenden 30 Umfragen der vergangenen zehn Jahre. Natürlich hinterlässt die aktuelle Wirtschaftslage mit Preissteigerungen für Energie und Vorprodukte auch im Ilm-Kreis ihre Spuren. So hat sich die Ertragslage für 36 Prozent verschlechtert. Zugleich melden aber 24 Prozent höhere Einnahmen als vor einem Jahr. Derzeit erzielen 46 Prozent Gewinn und weitere 41 Prozent arbeiten kostendeckend.
Der Ausblick für die kommenden Monate berücksichtigt die vielen Risiken für den Aufschwung. Daher kalkuliert jedes zweite Unternehmen vorsichtig und erwartet eine ungünstigere Geschäftsentwicklung. Der Konjunkturklimaindikator als geometrischer Mittelwert aus Lage- und Erwartungseinschätzungen der Unternehmen erreicht 85,8 von 200 möglichen Punkten, 15 Punkte mehr als in der Herbstumfrage. Vor einem Jahr wurden 96,4 Punkte erreicht. Die regionale Spannbreite reicht von 86,7 Punkten im Amt Wachsenburg bis hin zu 90,0 Punkten in Ilmenau.
Weiterhin auf Sicht fahren
„Natürlich freuen sich alle, wenn schlimme Prognosen nicht wahr werden. Im Spätsommer und Herbst letzten Jahres wurde angesichts des starken Anstiegs der Energiepreise mit einer dauerhaften Explosion der Preise, Versorgungsengpässen und einer schlimmen Wirtschaftskrise gerechnet. Inzwischen erscheint den meisten Wirtschaftsforschern sogar ein leichtes Wirtschaftswachstum in diesem Jahr als denkbar. Allerdings kaschieren die milde Witterung, die politisch verordneten Preisbremsen und die derzeit schwache Wirtschaftsentwicklung in China die weiterhin bestehenden Anspannungen. Viele Unternehmen müssen weiterhin auf Sicht fahren“, erklärt Dr. Ralf Pieterwas, Hauptgeschäftsführer der IHK Südthüringen.
So bewerten derzeit 84 Prozent der Unternehmen die Energiepreise als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Für Unternehmen und Verbraucher fallen die Preise erheblich höher aus als vor einem Jahr und schmälern Erträge und Einkommen. 60 Prozent nennen die Binnennachfrage als zweites wichtiges Risiko. Wenn die Kunden wegen der Inflation weniger einkaufen gehen und Unternehmen wegen höher Beschaffungspreise Investitionen zurückstellen, verlieren deren Lieferanten an Nachfrage. Schwierigkeiten bestehen außerdem, weil Mitarbeiter fehlen, für 56 Prozent der Unternehmen ein Konjunkturrisiko. Für jeweils 51 Prozent bestehen in Rohstoffpreisen und Arbeitskosten weitere Risiken.
Dessen ungeachtet bleibt die Investitionsneigung mit einem Anteil von 78 Prozent auf hohem Niveau. Viele Unternehmen wollen in einer guten Wettbewerbsposition sein, wenn es wieder auf breiter Front aufwärtsgeht. Hierzu planen 53 Prozent Modernisierungsinvestitionen, 28 Prozent kostensenkende Maßnahmen und 20 Prozent Kapazitätserweiterungen. Auf dem Arbeitsmarkt gehen 8 Prozent der Firmen davon aus, dass sich trotz der Personalengpässe dieses Jahr die Zahl der Mitarbeiter ausweiten lässt. 79 Prozent gehen von unveränderten Beschäftigtenzahlen aus.
Zur Information: Basis der Angaben ist eine repräsentative Konjunkturumfrage der IHK Südthüringen, die vom 15. Dezember 2022 bis 20. Januar 2023 durchgeführt wurde. Zur IHK Südthüringen mit 26.300 Mitgliedsunternehmen gehören auch ca. 6.800 Unternehmen aus dem Ilm-Kreis. Den branchenmäßig größten Anteil stellen die 3.100 Dienstleister mit 15.800 Beschäftigten, gefolgt von 1.600 Handelsunternehmen mit 4.100 Beschäftigten. Zur Industrie gehören im Ilm-Kreis 680 Unternehmen mit 13.500 Beschäftigten.