Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Mit ihrem Hubertusturnier, dem vereinseigenen Ausscheid, beenden die Bogenschützen des FSV 1950 Gotha traditionell die Freiluftsaison. Zwar bleibt der Bogensportpark am Böhmen nahe Bad Langensalza ganzjährig geöffnet, doch finden Training und Wettbewerbe bis zum Frühjahr in der Halle statt. In diesem Jahr blicken die Schützen auf zehn Jahre Bogensportpark, im Fokus für kommendes Jahr haben sie ihr 20-jähriges Vereinsjubiläum. Wir unterhielten uns mit Falk Freytag, dem Sektionsleiter der FSV-Bogenschützen.
Zehn Jahre Bogensportpark ist ein guter Grund für einen Blick zurück. Wie begann denn alles?
Wir haben 2005 mit dem Bogenschießen in Gotha begonnen. Zum Start hatten wir eine Kooperation mit den Gothaer Altschützen, mit denen wir gemeinsam eine Anlage aufgebaut, bis zu einer Distanz von 70 Metern konnte geschossen werden. Dort begannen wir auch auf dem Gelände erste 3D-Tiere aufzustellen und darauf zu schießen. Doch die Gothaer Schützen haben uns dann untersagt auf Schaumstofftiere zu schießen.
Mit welcher Begründung?
Das fanden die Schützen nicht so gut. Hinzu kam, dass in jenen Jahren auch der Schützenbund das 3D-Schießen noch nicht als Disziplin wahrgenommen hatte. Also hielten wir Ausschau nach einem geeigneten Gelände für unsere Trainingseinheiten. Das haben wir dann auch hinterm Gothaer Volkspark-Stadion gefunden, wo wir eine Anlage nach den gültigen Regeln im Scheibenschießen aufgebaut haben.
Also ohne 3D-Schießen?
Ja, aber aus dem Kopf war das nicht, zu groß war die Begeisterung für die noch junge Disziplin. Wir haben ja in dieser Zeit auch regelmäßig Turniere organisiert. In den Anfangsjahren war das auf dem Boxberg. Dort richteten wir insgesamt fünf 3D-Wettbewerbe aus, ehe wir mit dem ersten Böhmenturnier starteten. In Winterstein fanden damals unsere Herbstmeisterschaften statt, aber auch schon Landesmeisterschaften in den Disziplinen Feld/Wald. Und den Gedanken an ein eignes Gelände für das 3D-Schießen haben wir nie aufgegeben.
Wie kam es dann zu dem Areal nahe Bad Langensalza?
Im Gespräch mit Bernhard Schönau, dem damaligen Bürgermeister der Stadt, wurden wir auf dieses Gelände aufmerksam. Schönau fand es gut, dass auf dem ehemaligen Militärgelände eine Sportstätte entstehen sollte und ebenso freute er sich über eine weitere Attraktion für seine Stadt. Und wir fanden das Gelände geeignet, so dass die Sache in Angriff genommen wurde.
Die Fläche für sportliche Aktivitäten herzurichten, war ein gewaltiger Kraftakt, oder?
Das kann man laut sagen. Als ehemaliges Militärgelände bereitete es uns manche Überraschung. Einige Mitbürger hatten daraus eine riesige Müllhalde gemacht, hier lagen alte Waschmaschinen, kaputte Kühlschränke und anderer Unrat – wir haben tonnenweise den Müll vom Gelände geschafft. Dankenswerterweise mit Unterstützung der Stadtverwaltung. Bis wir schließlich den ersten Parcours am Böhmen stellen konnten.
Mit wie viel Tieren?
Das waren kaum mehr als 15, die stammten noch aus unserer Gothaer Zeit.
Vor zehn Jahren lud der Verein dann zum ersten Böhmenturnier.
Ja, das hatte kaum mehr als 80 Teilnehmer und beschränkte sich auf einen Tag. Aber es war der Start und unser Turnier etablierte sich mehr und mehr in der Szene. Daneben richteten wir in schöner Regelmäßigkeit Landesmeisterschaften im 3D-Bereich aus und haben uns dabei einen guten Ruf erworben.
Mittlerweile hat das Böhmenturnier des FSV 1950 Gotha einen festen Platz in der Szene.
Das können wir mit Stolz sagen. Für die zwei Tage reisen Gäste aus ganz Deutschland, aber auch aus Österreich, Holland und Polen an. Mit Frank Herzig hat ein Weltmeister beim Böhmenturnier geschossen.
Das wurde bei der zehnten Auflage auch entsprechend gefeiert. Es gab sogar erstmals ein Nachtschießen.
Wir waren selbst überrascht, welche Resonanz das erfahren hat. Einige Schützen sind allein deshalb nach Bad Langensalza gereist, um in der Nacht auf Tierattrappen zu schießen. Wir denken über eine Fortführung des Nachtturniers nach, aber eine
Entscheidung gibt es noch nicht.
Der Parcours auf dem Böhmen ist öffentlich zugänglich. Wie viele Gastschützen nutzen die Gelegenheit?
In diesem Jahr dürften es so rund 500 werden. Sie kommen auch aus dem Ausland, der Schweiz etwa oder Polen. Dem gegenüber stehen unsere Vereinsmitglieder, die 2024 bislang rund 2000 mal auf dem Parcours trainierten. Es gibt nicht viele Bogensportvereine, die ihren Mitgliedern solche Trainingsmöglichkeiten bieten.
Wie viele Ziele finden sie vor?
Es sind 20 Stationen, allerdings stehen dort – bis auf wenige Ausnahmen – Tiergruppen, so dass der Schütze auf einer Runde bis zu 60 Tiere schießen kann.
Erfahren die Bogensportler des FSV 1950 Gotha bei so viel Erfolg Zulauf?
Ja, ganz eindeutig. Besonders bei Kindern und Jugendlichen haben wir Zuwächse. Das ist auch ein Verdienst von Jugendwart Bernhard Schäfer. Nicht zu unterschätzen ist andererseits der Zusammenhalt im Verein. Ansonsten könnten wir die Turniere nicht in der Qualität ausrichten, die unsere Gäste von uns erwarten. Und unseren Mitgliedern, auch dem Nachwuchs, nicht solche Trainingsmöglichkeiten bieten.
Bald 20 Jahre Bogenschützen des FSV 1950 Gotha | © FSV 1950 Gotha