Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Der Hof mit der Nummer 5 liegt gegenüber der steinernen Dorfkirche von Gösselborn. Wer auf der Durchfahrtstraße fährt, dem bleibt das schmucke Fachwerkensemble verborgen, ebenso wie die anderen Häuser. Wer hier abbiegt, muss einen triftigen Grund haben. „Und der fehlt zumeist, außer es gibt familiäre oder freundschaftliche Beziehungen“, sagt Babette Kempfer. Sie und ihr Ehemann Peter sind die Eigentümer des Hofes Nummer 5. Mitte der 80er Jahre von der Mutter erworben, standen sie nun als neue Eigentümer vor der Frage, was anfangen mit der Immobilie? Den Lebensmittelpunkt ins Thüringische verlegen? Die Eheleute sind selbstständig, Babette als Architektin, Peter als Bauingenieur. Ihren Kundenkreis haben sie in ihrer Heimatstadt Berlin. So suchte das Paar nach einer tragfähigen Nutzung.
Und die beschränkt sich nicht auf eine Form. Unter Coworking auf dem Land stellen sie sich weitaus mehr vor. Eine Ferienwohnung im ehemaligen Pferdestall, Sauna im historischen Bienenhaus, Vorträge und Ausstellungen sollen in Zukunft das Leben auf dem Hof Nummer 5 bestimmen. Und dazu natürlich die Segnungen ländlichen Lebens, wie frisches Obst von den alten Bäumen im Garten und regionale Produkte. Babette Kempfer stellt sich das idyllisch vor ohne zu vergessen, dass dahinter jede Menge Arbeit steckt. Die würde das Paar nicht investieren, wenn sie nicht von ihrer Idee überzeugt wären.
Zunächst müssen jede Menge baulicher Veränderungen vorgenommen werden. In einem Rahmen, den der Denkmalschutz setzt. Der Kälberstall, den einst die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) an den Dreiseitenhof anbaute, muss komplett entkernt und schließlich umgebaut werden – zum Coworking-Bereich.
Und eine Küche wird hier entstehen, blickt die Architektin voraus, falls es mal nicht so gut funktioniert mit dem Coworking, kann diese beispielsweise für Kochkurse zum Thema Thüringer Küche genutzt werden.
Hinzu kommt Raum für Ausstellungen. Und eine erste Ferienwohnung. All das, sagt Peter Kempfer, umfasse den ersten Bauabschnitt. Im zweiten soll der Pferdestall umgebaut werden.
Ob ihre Ideen bei jenen ankommen, die als künftige Nutzer das Projekt tragen sollen, will das Ehepaar testen. Aus diesem Grunde lädt es in wenigen Tagen zu einem PopUp-CoWorkingspace auf den Hof Nummer 5. Dieser soll die ganze Bandbreite ihrer Ideen aufzeigen. Start ist am 31. August mit einem gemeinsamen Grillen. Integriert ist die Eröffnung einer Ausstellung mit Landschaftsfotografie von Andre von Uehm sowie einer Schau von Studenten der Bauhausuni Weimar über „Experimentelle Praxis Haus Bräutigam-Gartenakademie“. Am 1. September tauschen sich Interessenten über „Coworking auf dem Lande“ aus. Ein Wochenende später, am 5. und 6. September, bestimmt das Thema erneut die Gespräche, diesmal geht es um Coworken und Connection. Dabei vergessen die Organisatoren keineswegs den ländlichen Ort und laden am 7. September zu einem ganztägigen Verkaufsmarkt mit regionalen Erzeugnissen ein. Eine Reihe von Workshops und Vorträgen vervollständigen das Angebot: Mandy Schönheit aus Gösselborn referiert über Floristik (8. September), am 21. September geht es um „Hanf in der Landwirtschaft“, den Bau von Strohballenhäusern und am 22. September endet die Reihe mit einem Ernte-Dank-Fest.
Bild: Unter anderem mit Coworking möchte Familie Kempfer den schmucken Hof 5 wieder zum Leben erwecken. | © Klaus-Dieter Simmen