Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Nein, Selbständigkeit stand nicht auf Melanie Baers Agenda. Lange Jahre trug sie als Angestellte Verantwortung in einem Unternehmen der Automobilindustrie. Bis sie mit 40 Knall auf Fall kündigte. Und nein, das hatte nichts, rein gar nichts mit einer Mitlife Crisis zu tun. Vielmehr stürzte sie sich nach reiflicher Überlegung in das, was sie als großes Abenteuer bezeichnet. Das Gebäude, in dem das Unternehmen ihres Mannes residiert, stand zum Kauf. Das Ehepaar überlegte und entschied schließlich, diese Chance lassen wir uns nicht entgehen. Melanie Baer wurde Immobilienbesitzerin. Mit der Kindleber Straße 132 trägt sie nun Verantwortung für einen Gewerbestandort. Seit 1911 wurden hier Maschinen gebaut, bis 1990 in einem volkseigenen Betrieb. Nach der Wiedervereinigung fanden verschiedene Unternehmen hier eine Heimstatt. Heute sind sechs Firmen unter dieser Adresse zu finden.
Es könnten mehr sein, Platz dafür ist vorhanden. Doch darauf zu warten, dass sich Interessenten melden, wollte die Immobilienbesitzerin nicht. Sie lud Studenten der TU Ilmenau ein, mögliche Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln.
„Da gab es vielfältige Vorschläge“, erzählt Baer, „bis hin zu Partyräumen.“
Am Ende entschied sie sich für das, was sich bei abendlichen Gesprächen mit ihrem Mann von der Idee zur praktikablen Möglichkeit entwickelte.
„Wir richten in Gotha-Ost einen Coworking Space ein“, sagt sie stolz. „Das gibt es nach meinem Wissensstand in der Residenzstadt noch nicht.“
Den Charme des alten Industriegebäudes nutzend schafft Melanie Baer auf 285 Quadratmetern moderne Arbeitsplätze, die auf Zeit gemietet werden können. Darunter sind auch zwei Einzelbüros. Dabei nutzt sie Erdgeschoss und erste Etage des Hauptgebäudes. Ihr kommt es nicht nur darauf an, funktionelle Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, sondern Melanie Baer ist an einer rundum Wohlfühlatmosphäre gelegen.
„Jede Etage bekommt ihre eigne Teeküche, Getränke und Snacks werden greifbar sein über lokale Essensanbieter wird die Pausenversorgung abgesichert.“
Das Außengelände bietet bald schon grüne Oasen. Baer ist überzeugt, dass Menschen, die sich zuvor nicht begegnet sind und am Coworking Space aufeinandertreffen, miteinander ins Gespräch kommen. Dass will sie mit familiärer Atmosphäre unterstützen.
Dass die Kindleber Straße fern vom Zentrum ist, sieht sie nicht als Nachteil.
„Wir hatten einen Kunden aus München“, erzählt sie, „der zeigte sich begeistert, wie bequem er vom Hauptbahnhof mit der Straßenbahn zu uns gelangt ist.“
Zudem ist er einer von denen, die der Unternehmerin zeigt, dass sie mit ihrer Geschäftsidee auf dem richtigen Weg ist.
„Anfragen, bei uns einen Arbeitsplatz anzumieten, gibt es bereits reichlich, obwohl wir längst noch nicht umfänglich in die Werbung eingestiegen sind.“
Das soll Schritt für Schritt geschehen. So soll Go-Working perspektivisch zu einer bekannten Marke werden, die für mehr steht als nur die Vermietung von Büros.
Bild: Diesen riesigen Konferenztisch bekam Melanie Baer von einer Bank. Sie ist überzeugt, dass er am Coworking Space in der Kindleber Straße reichlich genutzt wird. | © Klaus-Dieter Simmen