Regionalmanagement Thüringer Bogen:

„Das war nicht nur irgend ein regionaler Verein, der sich dort ein kleines Refugium geschaffen hat“, sagt Ronald Bellstedt. Der Kreisvorsitzende vom Naturschutzbund Deutschlands (NABU) weiß, dass hier die Mitglieder des Aquarianer-Vereins um Schuldirektor Jakob Schäffer weithin beachtete Forschung betrieben. „Es ging darum auszutesten, inwieweit auch Wasserpflanzen aus fernen Ländern hierzulande heimisch werden können. Interessanterweise wurde hier in Gotha so manche Art kultiviert.“ Dafür gab es anno 1890 in Berlin auf einer Fachausstellung sogar eine Medaille.

In den Anlagen tummelten sich heimische Fischarten. Damit sie ihrem Hobby nachgehen konnten, krempelten die Aquarianer im Ortsteil Mittelhausen die Ärmel hoch und verwandelten einen Teich, in dem einst Baumstämme gewässert wurden, um daraus Holzröhren herzustellen, nach und nach in einen kleinen Park mit insgesamt drei Teichen. Gespeist werden diese auch heute noch durch die Königsbrunnenquelle, die nur wenige hundert Meter entfernt entspringt und als Königsbrunnengraben durch die Anlage fließt. Damit alle Teiche, also der Schäfer-, der Röhren- und der Kleeblattteich mit Wasser versorgt werden, legten die Vereinsgründer verschiedene Abschlaggräben an, ehe das kleine Gewässer in die Ratsrinne mündet.

Und weil in den vergangenen Jahren das Gelände in weiten Teilen sich selbst überlassen blieb, verwilderte es zusehends. Dabei, sagt Bellstedt, ist es ein ebenso wertvolles wie wichtiges Feuchtgebiet für den Artenschutz. Wenn auch nur etwas mehr als einen Hektar groß, bietet es doch alle Vorteile eines Auenwaldes. Alte Erlen gewähren für unterschiedliche Singvögel Brutmöglichkeiten, insgesamt 29 Arten wurden beobachtet. Die Gewässer locken Amphibien wie Teichmolch, Erdkröte, Teichfrosch und Grasfrosch. „Interessanterweise ist hier auch die Ringelnatter heimisch“, freut sich der Naturschützer. Diese Vielfalt erfordert ein intaktes System. Das wiederum kann nur durch regelmäßige Pflege gewährleistet sein. Und daran hat es in der Vergangenheit ziemlich gehakt.

Dazu Claudia Heß, Leiterin des Gothaer Gartenamtes: „Um das Aquarium wieder für die Bevölkerung erlebbar zu machen, wurde bereits seitens der Stadt Gotha im Jahr 2018 begonnen, für die Instandsetzung des historischen Aquariums Fördermittel zu akquirieren. Im April 2021 wurde der Antrag seitens des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz positiv beschieden, sodass nun die Umsetzung des Projektes ‚Wiederherstellung des historischen Aquariums‘ am Riedweg in Gotha als Biotopkomplex mit naturnahen Gewässern und Feuchtwiesen“ begonnen werden konnte.“ Im Klartext heißt das: Die wasserregulierenden Bauwerke wurden saniert, die Zulaufgräben in Ordnung gebracht, die Teiche entschlammt und Uferbereich und Teichsohle gesichert.

Besonders freut es Uwe Heustock, dass der Gedenkstein, der an den Gründer des Aquariums, Jakob Schäffer, erinnert, wieder gut sichtbar für Besucher ist. Heustock ist Vorsitzender des Vereins für Aquarien & volkstümliche Naturkunde Gotha. Und der entspricht immer noch dem Gründungsverein von 1882. „Es ist richtig, dass sich dieser im Laufe seiner Geschichte aufgespalten hat, aber es blieben stets die gleichen Frauen und Männer aktiv“, sagt Heustock. Übrig geblieben sind aktuell sieben Mitglieder, allesamt im Rentenalter. Sie treffen sich jeden zweiten Donnerstag in der Gaststätte „Zum Aquarium“. Mit der Anlage selbst haben sie nichts mehr zu tun. „Die ist in städtischer Hand“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Ihm ist wichtig, daran zu erinnern, dass es besagter Aquarienverein war, der auch den Grundstock für den Gothaer Tierpark legte. Leider brachte ein Bombardement im Zweiten Weltkrieg das Ende aller Träume.

Wer sich die Anlage anschauen möchte, steht außerhalb der Öffnungszeiten der Gaststätte vor verschlossener Tür. Noch, sagt Claudia Heß. „Natürlich wollen wir, dass die Gothaer und ihre Gäste hier ungehindert spazieren gehen können. Und so, wie es lange Zeit üblich war, sollen auch Lehrer mit ihren Schulklassen das Aquarium für den Unterricht nutzen können.“ Die Verhandlungen mit dem Siedlerverein Mittelhausen, ob dieser das morgendliche Auf- und das abendliche Abschließen übernehmen kann, brachten noch kein Ergebnis. Sollte das nicht funktionieren, sagt die Gartenamtsleiterin, bleibe die Tür halt auch nachts offen.

Bild: Ronald Bellstedt, Kreisvorsitzender des NABU Gotha, ist im historischen Aquarium unterwegs, um sich einen Überblick über die Laichablage der Grasfrösche zu verschaffen. | © Klaus-Dieter Simmen

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