Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Ein schwarzer Gehrock, der seinen modischen Zenit vor mehr als 150 Jahren erlebte, und das Foto einer holzvertäfelten, verräucherten Kneipe. Diese beiden Dinge setzten einen Prozess in Gang, den Kai von Kindleben nicht wirklich erklären kann und auch gar nicht will. Der Gedanke war in der Welt, mäanderte und am Ende stand der Entschluss: Ich mache einen Western! Folgerichtig für den Gothaer Künstler. Denn er mag das Genre. Und er findet, es ermöglicht wie kaum ein anderes Abenteuergeschichten zu erzählen.
Nachdem Kai von Kindleben in zwei Büchern zahlreiche Unterfangen des Stülpner Karl literarisch und fotografisch jedenfalls teilweise in Thüringen verortete und damit eine breite Leserschaft gewann, geht er nun in den Wilden Westen, nach Montana. Dahin seien, sagt er, um 1870 viele Deutsche ausgewandert, auch Thüringer. Und landschaftlich sehe es zudem ein bisschen wie Thüringen aus. Erzählt wird in dieser Kulisse eine Geschichte von Entführung und Befreiung, von Liebe, Verzweiflung, Flucht und … So im Detail soll das alles gar nicht verraten werden. Fest steht, dass der Autor kein Westernabenteuer erzählen wird, wie sie schon hundertfach erzählt wurden. Ein Neowestern werde es sein, betont er. Angesiedelt in einer Zeit, da auch die Moderne mehr und mehr Fuß fasst im Westen der USA. Todd Coogan, von Kai von Kindleben höchstpersönlich verkörpert, ist ein Cowboy, den es beim Viehtrieb ins Städtchen Silver City verschlägt. Dort gefällt’s ihm. Und ohnehin des Umherziehens müde, lässt er sich nieder, nimmt einen Job im Sägewerk an und tauscht kurzerhand sein treues Pferd gegen ein Fahrrad.
Was wäre eine Westerngeschichte ohne eine tragende Frauenrolle? Wenig überzeugend, weiß von Kindleben und hat mit Sallie Kraft, genannt Montana, eine Figur geschaffen, die dem Genre voll und ganz gerecht wird. Und mit Jette Julia Wittwer, einer jungen Frau aus Bielefeld, die der Lebensweg nach Gotha führte, eine kongeniale Darstellerin gefunden.
Begeisternd, wie schnell sie in die Rolle hineingewachsen ist,
freut sich der Autor. Die Darstellerin hat „richtig Lust auf die Geschichte“, einerseits weil es für sie eine neue Erfahrung ist, zum anderen, weil der Autor sie an der Entwicklung der Figur beteiligt. Und dieser ist immer wieder erstaunt, gibt er zu, wie schnell sich Laien in ihren Rollen zu Hause finden.
Fotografiert wird die Szenerie vom Gothaer Bernd Seydel. Erste Szenen sind im Kasten, im Frühling entstanden, voller Lieblichkeit.
Hier beginnt die Liebesgeschichte, die übers Jahr ihren Lauf nimmt und im Winter dann in einer wilden Verfolgungsjagd enden wird,
sagt der Autor. Dabei ist er sicher, dass der Handlungsstrang noch manche Wendung erfährt, ehe die Geschichte endgültig erzählt ist. Die Entwicklung des Plots nimmt den Autor nicht allein in Beschlag. Viel Zeit frisst die Beschaffung der Ausrüstung. Waffen müssen den Gesetzlichkeiten entsprechen und trotzdem täuschend echt aussehen. Kleidung muss zeitgemäß sein. So trägt Montana einen Umhang, der aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammt, jedoch aus Thüringen. Für Kai legitim, weil „Montanas Mutter aus Deutschland, aus Thüringen eingewandert ist“. Für das Buchcover schwebte dem Künstler ein Foto mit einem Weißkopfseeadler vor. Das entstand in Ruhla, unweit der Greifenwarte am Rennsteig, die freundlicherweise den stolzen Vogel zur Verfügung stellte.
Erzählt wird die Geschichte aus dem Blickwinkel der verschiedenen Akteure. Kai von Kindleben bedient sich dabei der Interviewform, wobei der Leser unbewusst in die Rolle des Fragenden schlüpft.
„Unser Western darf und soll anders sein,
blickt der Autor voraus.
Bild: Cover | © Kai von Kindleben