Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Zu Beginn dürfte es ohne größere Probleme laufen. In Deutschland und Tschechien sowieso. Und auch in Ungarn. Selbst in der Türkei hat Andreas Kunkel im vergangenem Jahr auf seiner Erkundungsreise genügend Informationen gesammelt, um den Friedenstreck sicher in Richtung Jerusalem zu leiten. Wie es jedoch dann in Syrien läuft, das entscheidet sich von Tag zu Tag. Da muss sich Kunkel dann einmal mehr als der Mann beweisen, der nichts lieber tut, als sich dem Unmöglichen zu stellen. Der Unternehmensberater aus Crawinkel ist der Erkunder des Friedenstrecks, der am 8. Mai in Berlin aufbricht und bis zum Heiligabend 2025 die Grabeskirche in Jerusalem erreichen will.
Als solcher hat er sich beim Friedenstreck 2024 durch Deutschland und Tschechien und weiteren bereits bestens bewährt. Er hält sich auf der Tour nur selten da auf, wo die anderen Teilnehmer sind. Und doch hängt von seiner Intuition und Entscheidungsfreude, von seinem Verhandlungsgeschick und seiner Überzeugungskraft das Gelingen der Aktion ab. „Es gibt einmal den Treck, bestehend aus sechs Kutschen und Begleitern, dann den Tross mit allen Begleitfahrzeugen. Dass letzterer schneller unterwegs ist, ist logisch. Trotzdem müssen am Ende der Tagestour sich beide in einem gemeinsamen Lager einfinden“, beschreibt Kunkel die Situation. Seine Aufgabe ist es, vorab die Lagerstatt ausfindig zu machen. Sie muss den Pferden genügend Weideplatz geben und Wasser für Mensch und Tier muss nahe und ausreichend vorhanden sein. Mehr als 25 Kilometer legt der Friedenstreck pro Tag nicht zurück. Nach einer Woche bekommen die Tiere eine verdiente Pause.
Die Wege, die vom Erkunder ausgesucht werden, liegen fernab vielbefahrener Straßen. Vorbeirauschende Vierzigtonner sollen den Pferdegespannen erspart bleiben. Brücken oder Tunnel müssen für die Kutschen befahrbar sein. Schon im Vorfeld wurde deshalb Istanbul aus der Reiseroute gestrichen. „Die Stadt hat eine Ausdehnung von mehr als 125 Kilometer. Wie soll ich da alle 25 Kilometer einen Übernachtungsplatz finden, der unseren Anforderungen entspricht?“ fragt Kunkel. So führt der Weg um die Metropole herum durch ländliches Gebiet.
Um all den Forderungen zu genügen, ist der Erkunder dem Treck immer mehrere Tage voraus, was einem Abstand von etwa 125 Kilometern entspricht. Das macht ihn zu einem einsamen Mann. Jedenfalls, was persönliche Kontakte zu den Teilnehmern des Friedenstrecks betrifft. Kommunikation zu jeder Zeit und zu jedem im Team ist jedoch über WhatsApp Messenger möglich. Dafür hat der Erkunder seinen Transporter entsprechend ausgestattet. Er hat ihn Voyager getauft und tauglich für die Aufgabe gemacht. „Es ist schön, dass ich drin prima schlafen und mir einen Kaffeekochen kann. Aber es ist von entscheidender Bedeutung, dass ich mich mit diesem Auto selbst befreien kann, wenn ich es festgefahren habe und es auch sonst wichtige Extras hat“, erzählt er.
Von fern gleicht es mit seinem Aufbau einem Militärfahrzeug. Das sei, sagt er, wichtig, wenn es beispielsweise durch syrisches Hoheitsgebiet geht. Er weiß, dass Dörfer dort eigene Sicherheitsdienste eingerichtet haben, um sich vor Überfällen zu schützen. Der Kontakt im ersten Dorf in Syrien ist für den Crawinkler entscheidend. Da muss es ihm gelingen, das Anliegen des Trecks zu vermitteln, muss er seinem Gegenüber vom Friedensgedanken als treibende Kraft überzeugen. „Dann können wir vom Ruf, der uns vorausgehen wird, profitieren“, ist er überzeugt. Andreas Kunkel weiß, der Weg bis nach Jerusalem hält viele Unwägbarkeiten bereit. Ihn sicher zu geleiten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die den ganzen Mann fordert. Als er von dem Plan erstmals hörte, dachte er: Wie bescheuert ist denn das? Doch dann erkannte er das Potential, das in dem Projekt steckt: Vielen Menschen in vielen Ländern zeigen, wie wichtig Frieden für uns alle ist, mit ihnen darüber reden. Dazu, sagt er, gehöre Mut. Und die Vision im Unmöglichen das Machbare zu sehen.
Foto: Andreas Kunkel in seinem Voyager. Was wie eine Tarnfarbe aussieht, ist der Umriss von Europa und Asien | © Simmen