Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Eines ihrer Projekte soll Unternehmen helfen, gemeinsam mit ihren Mitarbeitern Veränderungen zu trotzen. Da könnte Nicole Leidenfrost ihre eigene Geschichte in die Waagschale werfen, erzählen, wie positiv es sich zu entwickeln vermag, wenn die eigene Welt plötzlich aus geordneten Bahnen ausbricht. Als vor Jahren ihr und ihrem Mann Frank Gotzhein in Hamburg der Brief des Vermieters auf den Tisch flatterte, in dem er für die Wohnung Eigenbedarf anmeldete, war sie zuerst schockiert, dachte dann, wir finden schon rasch was, 50 Quadratmeter für uns und 150 fürs Atelier, das wird zu machen sein. Aber genau das passierte nicht. Haus um Haus, Wohnung für Wohnung besah sich das Paar, fündig wurde es nicht.
Haus Nummer 32 führte sie dann in die Provinz, obendrein in die thüringische. Was den beiden dort widerfuhr, könnte Nicole Leidenfrost als Paradebeispiel in ihrem Coachingkurs verwenden. Diese Villa im Grünen, ziemlich heruntergekommen, zog das Ehepaar magisch an.
Das Haus wollte zu uns, das war ganz deutlich zu spüren,
erinnert sich Leidenfrost. Und in der Dämmerung, mit Blick auf den Klinkerbau, entstand die Vision einer Kulturvilla, zaghaft zunächst, doch mäanderte die Idee und fügte sich schließlich zu dem, was das Paar in intensiver Arbeit innerhalb von rund zwei Jahren umsetzte. Jetzt, im Oktober, konnte es die Kulturvilla Schnepfenthal mit großem Bahnhof eröffnen.
Im Ort, an dem Salzmann und GutsMuths wirkten, schufen Nicole Leidenfrost und Frank Gotzhein ein Refugium, das Kunst auf vielfältige Art eine Heimstatt bietet. Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene, in den beiden Malsälen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, behutsam unterstützt von der Künstlerin. Der Raum zum Ausstellen ist großzügig bemessen, zeigt vornehmlich die eigenen Werke von Nicole Leidenfrost, soll jedoch auch anderen Künstlern vorbehalten sein. Und drittens will sie die Kreativität jener mit individuellem Coaching unterstützen, die auf ungewohnten Wegen auf Entdeckungen aus sind.
Auf diese Weise die Hürden der Zeit zu überwinden, dafür hält die Kunst einen großen Werkzeugkasten bereit,
zeigt sich die Frau überzeugt.
Nicole Leidenfrost ist Meisterschülerin von Professor Markus Lüpertz. Das spiegeln ihre Bilder wider, ohne die Eigenständigkeit ihrer Werke zu leugnen. Immer wieder begegnen dem Betrachter in ihrem Werk Bildnisse von Stieren. Kraftvoll und elegant kommt das Tier daher, getragen von kräftigen Farben, oder es springt, von schwungvollem Strich bewegt, förmlich in den Raum. Mit ihrem Lieblingsmotiv hat die Künstlerin Anhänger des Sportwagenherstellers Lamborghini und das Unternehmen selbst überzeugt. Sie ist Mitglied des Künstlerteams um den legendären Sportwagen.
Nicole Leidenfrost ist in Schnepfenthal, in Thüringen heimisch geworden, spricht gern darüber, wie liebevoll die Familie aufgenommen wurde.
Früher nickte ich, wenn Kollegen sagten, du kannst überall in Deutschland Kunst verkaufen, nur nicht in Thüringen. Heute weiß ich, das ist absoluter Quatsch. Kunst hat im Freistaat einen hohen Stellenwert, die Menschen wissen sie zu schätzen.
Und auch das Problem AfD ist kleiner geworden, seitdem sie mit ihrem Mann hier lebt.
Im Alltag treffe ich auf eine Mehrheit, die geradlinig denkt, der Rassismus fremd ist, die empathisch ist.
Für die Künstlerin ist die AfD der Klassenclown, der Aufmerksamkeit bekommt für albernes Gebaren, zu viel Aufmerksamkeit.
Im November beginnt der Arbeitsalltag in der Kulturvilla in Schnepfenthal. Das Paar freut sich schon darauf, mit den unterschiedlichsten Menschen Türen in eine Welt zu öffnen, die viel Überraschendes bereithält.
Bild: Nicole Leidenfrost von der Kunstvilla Schnepfenthal | © Klaus-Dieter Simmen