Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Alle reden über die Hitze. Nur Menschen und Tiere vom Pferdefriedensglockentreck zucken die Schulter. „Uns geht’s blendend“, sagt Heinz Bley. „Die Menschen haben ein schönes, kühles tschechisches Bier ausgeschenkt bekommen und die Pferde stehen auf einer saftigen grünen Wiese und finden reichlich Wasser zum Saufen.“

Bley ist Landwirt aus Crawinkel im Landkreis Gotha. Er fährt die Kutsche, die die Friedensglocke nach Chemnitz trägt. Gestartet am 4. August vor der Dresdener Frauenkirche, erreichte der Tross am 12. August Prag. Das war sozusagen Halbzeit der Reise. Hinter Mensch und Tier liegen hier 240 Kilometer und sage und schreibe 8000 Höhenmeter, wie Organisator und Ideengeber Pfarrer Helmut Kauz vermerkt.

Für uns ist die Ankunft in der Goldenen Stadt mit Friedensglocke, zwölf Pferden und 30 Menschen ein Höhepunkt.

Das sieht auch Kutscher Bley so. Er hat drei seiner Pferde, weiße Freiberger, vor die Kutsche gespannt. Diese Schweizer Rasse gilt als leichtes Kaltblut oder wahlweise als schweres Warmblut. Auf jeden Fall sind sie bestens für diese Reise geeignet. Am Ende der Tagesetappe kommen sie auf eine Weide.

Das machen wir so, wie früher im Wilden Westen: Wir nehmen fünf Stöcke mit, um die Pferde koppeln zu können, die sich nach Herzenslust sattfressen, und am Morgen geht’s weiter.

Natürlich steht den Tieren auch genügend Wasser zur Verfügung.

Der Weg nach Prag war voller Erlebnisse.

Die Route des Trecks führte die Teilnehmer durch verschiedene Orte, in denen sie auf unerwartete und bewegende Weise willkommen geheißen wurden. In Volfartice beispielsweise führte eine Reifenpanne zu einer herzlichen Begegnung mit dem Bürgermeister, der einen neuen Reifen aufzog und spontan den gesamten Ort zu einem Fest einlud. Die Gastfreundschaft in diesem lauschigen Örtchen spiegelte die Offenheit und Wärme wider, die wir Reisenden auf unserer Strecke immer wieder erleben durften,

erzählt Pfarrer Kauz.

Auf dem Weg durch Tschechien hat sich Gastgeber Pawel aus Vrchovany so sehr von der Mission des Trecks inspirieren lassen, dass er ernsthaft erwägt, 2025 die ganze Strecke in Tschechien mit seinen Pferden mitzufahren, die der Treck auf dem Weg nach Jerusalem zurücklegen wird.

Die Teilnehmer der diesjährigen Aktion freuen sich schon auf ein Wiedersehen.

Heinz Bley beschreibt die Ankunft in Prag mit einem Wort: Sensationell.

Bürgermeister und stellvertretender Bürgermeister begrüßten uns. Glücklicherweise hatten wir einen ortskundigen Führer, ansonsten wird man irre, zumindest mit Pferdekutsche.

Die vielen Verbotsschilder für Kutschen machen die Fahrt durch die Stadt ohne Navigator zu einem nahezu aussichtlosen Unternehmen, erzählt der Crawinkler Landwirt. Alle haben sich penibel an diese Verbotsschilder gehalten.

Nur einmal ging’s beim besten Willen nicht. Wir mussten pünktlich an unserem Rastplatz sein, wegen eines Konzertes. Die Musiker nutzten die Kutsche als Bühne. Na ja, um nicht zu spät zu kommen, habe ich die Durchfahrt eines Tunnels trotz Verbot gewagt.

Das sei ohne Folgen geblieben, weil in Prag die Kameras ab 18 Uhr abgeschaltet würden, fügt er augenzwinkernd hinzu.

Im Gedächtnis werden ihm auch die Konzerte bleiben, die aus der Gruppe herausgegeben wurden. Einen Traum erfüllte sich Heinz Bley, als er mit einer Geigerin an Bord auf einem Marktplatz einfuhr.

Die wunderbare Musik und die Atmosphäre, das hat die Menschen ergriffen,

freut er sich.

Auf der Fahrt sammeln die Teilnehmer reichlich Erfahrungen. Im nächsten Jahr soll der Pferdefriedensglockentreck nach Jerusalem aufbrechen. Start ist am 8. Mai am Brandenburger Tor, die Ankunft in Jerusalem ist für Weihnachten geplant.

Bild: Der Pferdefriedensglockentreck vor der Karlsbrücke in Prag | © Helmut Kauz

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