Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Uwe Kirschberg ist Leiter des Staatlichen Berufsschulzentrums „Hugo Mairich“. Hier in der Kindleber Straße in Gotha werden aktuell rund 1500 Auszubildende unterrichtet. Es gibt Dörfer im Landkreis, die nicht einmal annähernd diese Einwohnerzahl erreichen. Das klinge nach viel Gedränge, gibt der Schulleiter zu, doch seien ja nicht alle gleichzeitig im Gebäude. „Die meisten, also rund 90 Prozent, absolvieren eine duale Ausbildung, das heißt, sie sind zwei Wochen im Betrieb und eine Woche bei uns im Berufsschulzentrum.“ Diese Zahl signalisiert zudem Erfreuliches: Um den Fortbestand des Schulstandortes muss man sich nicht sorgen. Nichtsdestotrotz müssen sie alle unterrichtet werden. Das kann das Berufsschulzentrum absichern, weil das Kollegium genügend Lehrer umfasst.
Das ist nicht überall so, wie man weiß. Deshalb ist Kirschberg auch sehr zufrieden. Allerdings hat der Schulleiter für diesen erfreulichen Zustand auch einiges getan. „Wenn man weiß, dass ein Pädagoge in Ruhestand geht, muss man sich halt darum kümmern, dass seine Stelle neubesetzt wird.“ Und das sei nicht einfach. Denn für die Berufsausbildung werden Spezialisten gebraucht. „Wir haben jetzt einen Lehrer gesucht für die Ausbildung der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik (SHK). Da braucht es einen Ingenieur, der auf diesem Gebiet ausgebildet ist.“ Der wurde gefunden, auch wenn es eine Weile dauerte. Natürlich weiß jeder Schulleiter, wann sich seine Lehrer in den Ruhestand verabschieden. Da es aber keine Übergangszeit gibt und der Neue erst einsteigen kann, wenn der Vorgänger sich verabschiedet hat, bleibt im Grunde für die Suche wenig Zeit.
Trotz der beachtlichen Zahl an Lehrlingen kann sich das Kollegium nicht zufrieden zurücklehnen. „Auch die Berufsausbildung unterliegt stetem Wandel“, sagt Uwe Kirschberg, „das heißt, wir müssen immer einen Blick auf die Wirtschaft richten. Es gibt neue Techniken, manche Berufe steigen an, was die Ausbildungszahlen betrifft, andere sinken. Darauf müssen wir reagieren.“ Als jüngstes Beispiel nennt er die Ausbildung von Kraftfahrzeugmechatronikern. Bislang lernten hier die klassischen PKW-Fachleute, und jene, die für LKW-Werkstätten fit gemacht wurden. Jetzt sind Mechatroniker für Elektrofahrzeuge hinzugekommen. Gegenwärtig steigen auch die Zahlen in der SHK-Ausbildung an. Auch darauf hat das Berufsschulzentrum reagiert. „Über lange Zeit gab es an unserer Einrichtung in diesem Fach eine Klasse, jetzt haben wir stabil über einige Jahre hinweg zwei Klassen.“ Dabei ist klar, dass diese Zahlen letztlich fürs Handwerk immer noch nicht ausreichend sind, aber es zeigt sich ein Aufwärtstrend.
Auf der anderen Seite muss, trotz der Auslastung, die Bildungseinrichtung interessant sein für künftige Schüler. Das heißt, sie muss sich vielfältig präsentieren, auch im Ausland. Denn unterm Strich ist die Zahl der Bewerber längst nicht ausreichend. Deshalb schloss sich Kirschberg dem Firmenausbildungsverbund an, der im Mai dieses Jahrs eine Reise in die Mongolei organisiert hatte. Im Ergebnis erhalten drei junge Mongolen in der Kindleber Straße derzeit eine Berufsausbildung, eine künftige Orthopädietechnikerin und zwei angehende Anlagenmechaniker im SHK-Handwerk. „Die junge Dame kam übrigens schon in Ulaanbaatar während einer großen Veranstaltung auf mich zu und sagte, dass sie Orthopädietechnikerin werden möchte. Zuvor hatte ich unsere Schule vorgestellt und auch informiert, dass wir in diesem Handwerk ausbilden. Jetzt lernt sie bei der Firma Jüttner in Mühlhausen. Und alles läuft bestens“, freut er sich.
Nun sind drei Auszubildende aus der Mongolei nicht wirklich viel. Allerdings gibt der Schulleiter zu bedenken, dass hier erst der Anfang gemacht ist. Das Projekt soll langfristig funktionieren. Dafür wird im Heimatland schon eine Menge getan. Wer aus der Mongolei nach Deutschland kommt, um einen Beruf zu erlernen, der spricht bereits Deutsch. „Sie alle haben eine Prüfung im Sprachniveau B 2 abgelegt“, betont Kirschberg. „Und das sichert sehr gute Sprachkenntnisse, die eine sofortige Ausbildung im Gastland ermöglichen.“
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Bild: Schulleiter Uwe Kirschberg | © Klaus-Dieter Simmen