Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Wenn, wie geplant, im September diesen Jahres Phase eins anläuft, hat das Unternehmen KHW in Geschwenda ein Jahr später 449 Tonnen CO₂-Emissionen eingespart. Das entspricht 33.300 Baumpflanzungen und einem Äquivalent von mehr als 920.000 zurückgelegter Kilometer mit dem Transporter. Marcus Cramer freut eine weitere Zahl besonders. Dann nämlich sollen die 2.300 Solarmodule auf den Dächern eine Leistung von rund 945.000 Kilowattstunden gebracht haben.

Phase eins macht deutlich, da kommt noch was: 2024 folgt Nummer zwei und 2027 die drei. Dann soll das Unternehmen sich zu 42 Prozent autark mit Elektroenergie versorgen. Um das Ziel zu erreichen, gründete Geschäftsführer Cramer mit New Energy ein Projekt mit dem klangvollen Namen KHW ECO2Mind. „Damit“, sagt er, „schlagen wir gleich drei Fliegen mit einer Klappe. Wir verbessern unsere CO₂-Emission, machen uns unabhängig vom unsicheren Energiemarkt und bieten unseren Kunden verbesserte Planungssicherheit.“ Nicht nur der letzte Punkt steht einem Unternehmen, das erst im März von Thüringens Wirtschaftsminister Tiefensee als Weltmarkt- und Technologieführer ausgezeichnet wurde, gut zu Gesicht.

Nicht mit gebetsmühlenartiger Beschwörung von Wachstum hat das etwas mehr als 90 Mitarbeiter zählende Traditionsunternehmen diesen Erfolg erreicht. Cramer, seit 2019 Geschäftsführer, setzt darauf, die Effizienz in allen Abteilungen zu steigern, kontinuierlich. Erst wenn da nichts mehr zu holen ist, könne über Wachstum geredet werden. Zur Effizienz gehört für Cramer auch, dass die Kosten für Energie so niedrig wie möglich gehalten werden.

Alles schön und gut, wird ihm nicht selten vorgehalten, aber ihr produziert Plastik. Und das ist schädlich für die Umwelt. Der Geschäftsführer entgegnet dann, dass es allein unser Umgang mit diesem Werkstoff ist, der zu diesem Vorwurf führt. Und wenn er sein Gegenüber auffordert, sich eine Welt ohne Plastik vorzustellen, hat er den ersten Pluspunkt eingefahren. „Gerade in unserem Bereich spielt Recycling eine große Rolle“, erklärt er. „Wir haben jährlich einen Einsatz von 5.000 Tonnen Kunststoff, allein im Jahr 2022 kamen 42 Prozent davon aus aufbereitetem Material.“ Die Geschwendaer gehen noch einen Schritt weiter. Lidl und Müller, zwei große Ketten, die Schlitten aus der KHW-Produktion im Angebot haben, nehmen künftig ausgediente Geräte zurück und liefern sie wieder an den Hersteller. „Diese Plastikteile werden gemahlen und daraus fertigen wir neue Schlitten.“ Für den Geschäftsführer beginnt dieser Recyclingprozess in den Haushalten, bei der Mülltrennung. „Wenn jeder von seiner Milchverpackung den Plastikverschluss abschraubt, ist das ein kleiner Griff mit großer Wirkung. Diese sind nämlich gesuchtes Recyclingmaterial.“

In Phase eins kommen die Solarmodule auf die Dächer im Unternehmen, wo das ohne großen Aufwand zu bewerkstelligen ist. Im nächsten Jahr wird das in Phase zwei fortgeführt – 1.600 Module sollen dann 550.000 Kilowattstunden liefern. Weil die Dächer für Phase drei erst saniert werden müssen, startet die erst in 2027. Dazu kommt dann auch noch eine Photovoltaik-Freifläche. Und Cramer will für die Mitarbeiter einen zentralen Parkplatz einrichten – unter einem PV-Dach. Alles in allem sollen am Ende 2,7 Millionen Kilowattstunden aus Sonnenenergie gewonnen werden. Rechnet man das auf gepflanzte Bäume um, so kommt man auf eine erstaunliche Zahl, nämlich 71.300. Ein kleiner Wald mithin.

Der Geschäftsführer denkt auch über den Tellerrand hinaus: „Wir arbeiten fünf Tage in der Woche, manchmal auch sieben, aber das sind Ausnahmen. Strom hingegen produzieren wir immer sieben Tage pro Woche. Ich kann mir vorstellen, den Strom, den wir nicht benötigen, ins Netz für die Gemeinde einzuspeichern.“ Für den Geschäftsführer eine Win-win-Situation. „Wir bekommen einen höheren Erlös als an der Strombörse, die Kommune zahlt hingegen weniger.“

Für Marcus Cramer sind die Grenzen bei erneuerbarer Energie längst nicht erreicht. Innovationen werden in den nächsten Jahren den Bereich enorm stärken, ist er sicher. Ach so, während andere Unternehmen immer noch unter der Preisentwicklung für Gas stöhnen, spielt das im Geschwendaer Unternehmen lange schon keine Rolle mehr. „Vor Jahren bereits haben wir unsere Heizung umgestellt – auf Abwärme aus unseren Maschinen. Das funktioniert bestens.“ Was jetzt im New Energy-Projekt vorangetrieben wird, hatte Cramer ohnehin auf dem Schirm. Die aktuelle Entwicklung hat es lediglich forciert.

Weitere Infos: https://www.khw-geschwenda.de/

Bild: Geschäftsführer Marcus Cramer setzt auf erneuerbare Energien und effizienten Einsatz von Strom im Unternehmen. | © Klaus-Dieter Simmen

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