Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Dr. Dieter Reinholz war der erste freigewählte Landrat des Landkreises Gotha nach dem Zusammenbruch des SED-Regimes. Im Mai 1990 erkoren ihn die Mitglieder des Kreistages für das Amt, welches er bis ins Jahr 2000 innehatte. Am 20. Oktober wäre er 80 Jahre alt geworden. Reinholz gilt als der Mann, der konsequent nach der Wiedervereinigung die Kreisverwaltung aufbaute. Während seiner Amtszeit prägte er den Landkreis und brachte sich auch darüber hinaus in die Politik im Freistaat ein.

1989 in die Kommunalpolitik gekommen, übernahm Reinholz als Mitglied der Blockpartei CDU das Amt Wohnungswirtschaft, das traditionell seiner Partei von der SED zugestanden wurde. Als Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Kreises für Wohnungspolitik erlebte er die friedliche Revolution. Und er nutzte die Chance, die sich ihm daraus ergab. Die Mitarbeiter der bisherigen Verwaltung, die keine belastende Stasivergangenheit hatten, beließ er im Amt. Mit deren Erfahrungen gelang es rasch, neue Ämter in die Behörde zu integrieren, wie zum Beispiel das Umweltamt, eine neue Schulstruktur und ein Sozialsystem. Auch das Gesundheitswesen erfuhr grundlegende Erneuerung. Im Landkreis entstand eine nicht nur eine neue Schullandschaft. Gebäude, wie das der Herzog-Ernst-Gesamtschule erfuhren eine umfassende Sanierung. Bestimmten bislang Bilanzvorgaben aus Erfurt den finanziellen Spielraum des Landkreises, mussten die Abgeordneten nun einen eigenen und vor allem tragfähigen Haushalt aufstellen. All diesen Herausforderungen stellte sich Landrat Reinholz, wobei er ein erstaunliches Geschick als Stratege bewies. In seine Amtszeit fiel die Verabschiedung der Streitkräfte der Sowjetunion. Hier musste sich der Landkreis um die Liegenschaften kümmern und die Umweltsünden beseitigen, die zurückgelassen wurden.

Große Herausforderungen stellte auch das Gesundheitswesen an die Verwaltung des Landkreises. Die Kreiskrankenanstalten entsprachen schon lange nicht mehr den Anforderungen. Ausbau und Sanierung wurden in Erwägung gezogen, letztlich aber aus Kostengründen verworfen. Reinholz entschied sich für die Helios-Gruppe als Partner, mit dem der Neubau im Ortsteil Sundhausen verwirklich wurde.

Der Gothaer Landrat sprach auch im Freistaat ein gewichtiges Wort mit. Als Vorsitzender führte er den Thüringer Landkreistag, als Gründungsmitglied der Helaba, der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale, engagierte er sich auf verschiedenen Ebenen der Sparkasse. Das trug auch Früchte für den Landkreis. So brachte die Gebietsreform 1994 dem Gothaer Land einen Zuwachs von 15 Gemeinden. Ohne das gewichtige Wort von Reinholz außerhalb seines Amtsbereiches wäre das wohl kaum so möglich gewesen.

Ebenso aktiv übernahm Dieter Reinholz ehrenamtliche Aufgaben im Landkreis. Als Vorsitzender vom Kreissportbund und vom Leichtathletikverein Ohra/Hörsel setzte er sich für die Entwicklung des Sports ein. Sichtbares Zeichen für sein Engagement in diesem Bereich ist das Volkspark-Stadion in Gotha.

Als Kreisvorsitzender entwickelte er im Landkreis eine bestens funktionierende Parteistruktur. Nach kurzer Zeit stieg die Mitgliederzahl der CDU auf 800 und damit die mitgliedstärkste im Gothaer Land. Und er verstand es, diese Parteifreunde dafür zu begeistern, in verschiedenen Ämtern Verantwortung zu übernehmen – ob als Bürgermeister oder als Stadtrats- und Gemeinderatsmitglied.

Zehn Jahre seines Wirkens als Landrat hat den Kreis Gotha im Freistaat einen Platz ganz vorne im Reigen der Landkreise gesichert. Davon profitiert dieser auch heute noch. Nach seiner Abwahl arbeitete Dieter Reinholz als Geschäftsführer der Sparkassenversicherung-Service GmbH, wo er bis zu seinem Tod 2008 tätig war.

Bild: Dieter Reinholz bei einem seiner letzten Auftritte im Landkreis Gotha. | © Oliver Bauer

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