Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Der erste kümmert sich um das Damwild im Gatter am Ortsrand, der zweite sorgt für die Ziervögel in der Voliere im Kurpark und der dritte ist regelmäßig im Wald unterwegs, repariert Bänke und ersetzt marode Wegweiser. Das Trio, sagt Tambach-Dietharz‘ Bürgermeister Marco Schütz, stehe stellvertretend für viele im Städtchen. Ehrenamtler, ohne die es nicht aussehen würde, wie es aussieht. „Angefangen bei Feuerwehr und Bergwacht über die vielen Vereine im Ort – es sind viele Tambach-Dietharzer, die sich auf die eine oder andere Art für ihre Heimat einsetzen“, freut sich der Bürgermeister. Deshalb zeichnete er regelmäßig zum Neujahresempfang Menschen für ihr Engagement aus. Unter ihnen war im Januar 2025 auch Hubert Hörchner.
Tag für Tag nimmt er seit acht Jahren den Weg zum Damwildgehege, schaut nach dem Rechten und füttert, zumindest im Winter, die Tiere mit Rüben, Heu und manchmal ein bisschen Kraftfutter. Mittlerweile versteht Hörchner viel von dieser Hirschart, deren männliche Vertreter imposante Schaufelgeweihe tragen. Sein Wissen gibt er gern weiter an die Besucher. Und der Rentner freut sich besonders, wenn es die kleinen Gäste sind, die sich für die Lebensweise der Tiere interessieren.
Angefangen hat sein Engagement in der Interessengemeinschaft Mäh, die ein Gehege mit Thüringer Wald Ziegen und Heidschnucken errichteten. In Nachbarschaft gab es bereits das vom damaligen Bürgermeister Egon Stötzer geschaffene Wildgehege mit heimischen Rotwild. Und genau der fragte seinerzeit Hubert Hörchner, ob er sich vorstellen könne, sich um das Damwild zu kümmern. Und der konnte. Seitdem kontrolliert er morgens gründlich den Zaun. „Ein umstürzender Baum könnte ihn beschädigt haben“, erzählt er, „oder jemand hat diesen absichtlich aufgeschnitten.“ Das ist so gegen halb Acht die erste Runde. Wenn nicht mehr genügend Futter auf den rund neun Hektar wächst, muss Hörchner zufüttern. Das geschehe, sagt er, auch nicht anders als im Wald, wo sich die Jäger im Winter ums Wild kümmern. Die Fütterungszeiten waren immer in den Publikationen der Touristinformation angegeben. Auf Betreiben des Betreuers wurden sie herausgenommen. „Immer öfter kamen sogenannte Tierfreunde, die missverstanden haben, was mit Fütterung gemeint ist“, beklagt Hörchner, „nicht nur, dass manches davon gar nicht in die Ernährung das Damwildes passte. Durch unsachgemäßes Füttern kam es auch zu misslichen Situationen für die Tiere.“ So habe sich ein Damhirsch im Zaun verfangen, als er eine Kastanie fressen wollte, die ganz knapp hinter dem Maschendraht gelegen hatte. „Den zu befreien, war ein ganz schöner Kraftakt.“
Deutlich kleiner sind die Tiere, um die sich Petra Danz und Roland Erb kümmern. Die beiden sind die guten Seelen der Voliere im Kurpark. Roland Erb ist schon ganz aufgeregt: Bei der Umgestaltung des Parkes sollen die Vögel eine neue Behausung bekommen. Und damit noch bessere Lebensbedingungen. Seit weit über 50 Jahren gehört die Voliere zum Stadtbild. Generationen von Kindern hatten Spaß an Wellensittichen, Fasanen, Wachteln, Prachtsittichen und Zebrafinken. Roland Erb gehört ebenfalls dazu. Auch wenn er sich selbst keine Vögel auf dem eignen Grundstück hält, für diese Spezis hat er sich immer schon interessiert. Er habe sich Bücher angeschafft, erzählt er, um sich einen Überblick zu verschaffen, was sommers wie winters im Geäst der Gartenbäume flatterte und zwitscherte. Heute weiß er gar nicht mehr, ob sein Nachbar seinerzeit erkrankt war oder im Urlaub fahren wollte. Jedenfalls sprach er ihn an und fragte Erb für die Zeit seiner Vakanz sich um die Vögel kümmern könne. Der sagte zu und übernahm auch später den Staffelstab, als der Vorgänger aus Altersgründen aufhörte.
Seitdem kontrolliert er regelmäßig die Voliere, tauscht mit Vogelfreunden Tiere, um den Bestand zu verjüngen und machte so manch seltene Beobachtung und erlebte interessante Begegnung. Dazu gehört beispielsweise jener Wellensittich, der unablässig versuchte, eine amouröse Beziehung zu einer Wachtel aufzubauen. Oder die Frau aus Bremen, die Kontakt zu Roland Erb herstellte, um in der Tambach-Dietharzer Voliere den Vogel ihrer in Gotha wohnhaften Mutter unterzubringen.
Hans Gollhardt ist offensichtlich einer, der gern hilft. Als ihm die Nachbarin von ihrem Lieblingsplatz im Wald vorschwärmte, jedoch dabei zugleich monierte, dass dort eine Bank zum Verweilen fehlt, machte er keine großen Worte, sondern Nägel mit Köpfen. Das heißt, Gollhardt stellte an besagtem Lieblingsplatz kurzerhand eine Bank auf. Das, gibt er zu, sei so etwas wie eine Initialzündung gewesen. Mittlerweile seien es mehr als 30 Bänke, die er rings um seine Heimatstadt aufgestellt hat. Immer an solchen Plätzen, wo sich Touristen ein traumhafter Blick in den Thüringer Wald bietet. Damit nicht genug, wo sich Reparaturen als notwendig erwiesen, zögerte Gollhardt nicht lange. Der gelernte Elektrohandwerker besserte undichte Dächer an Schutzhütten aus, erneuerte die kleinen Dächer, mit denen die Wegweiser an den Zwieseln vor Regen geschützt werden.
Wo es geht, macht sich der Rentner allein ans Werk. Sind mehrere Helfer gefragt, stehen ihm beispielsweise Schwager, Schwiegersohn und andere zur Seite. Jüngst erst wechselte Hans Gollhardt mit seinen Mitstreitern an einer Blockhütte einen Balken aus. Und zwar jenen, der ganz unten auf dem Fundament lag und ziemlich verfault war. Nächtelang habe er überlegt, wie es am Besten möglich ist, dieses Holzteil auszuwechseln. Er fand eine Lösung, bei der die restliche Hütte so angehoben wurde, dass ein Auswechseln problemlos funktionierte.
„Alle drei stehen exemplarisch für etwas, das unsere Stadt bereichert. Ohne sie wären wir als Stadtverwaltung nicht in der Lage, all die Dinge aufrecht zu erhalten“, erklärt Bürgermeister Schütz. Für die drei Männer ist ihr Engagement Ehrensache. Und eine Last sieht darin keiner von ihnen.
Foto: Bürgermeister Schütz (l.) im Gespräch mit Roland Erb | © Simmen