TU Ilmenau:
Wie können die Mitarbeitenden der TU Ilmenau motiviert werden, im Arbeitsalltag mehr Energie zu sparen? Wie lassen sich Lastspitzen in der Laborarbeit reduzieren? Und kann man eine optimale, ressourceneffiziente Raumauslastung erreichen? Mit solchen und ähnlichen Fragen setzten sich Studierende der Studiengänge „Elektrotechnik und Informationstechnik“ und „Electric Power and Control Systems Engineering“ in einem dreitägigen Hackathon auseinander und präsentierten ihre Lösungen der Universität.
Ziel der Veranstaltung ist es, dass die Studierende binnen kürzester Zeit und aus dem Stand heraus ein Produkt entwickeln und in einer Abschlusspräsentation ‚verkaufen‘,
erklärt Nadja Hiersemann, Mitarbeiterin am Fachgebiet Elektrische Energieversorgung.
Dafür müssen sie nicht nur ein gutes Konzept und einen Prototyp entwickeln, sondern sich auch stetig in ihre Kunden hineinversetzen.
So kommen Fragen auf wie: Welche Lösungen existieren bereits? Welche bestehenden Ressourcen können verwendet werden? Wie hoch ist der Aufwand und was kann automatisiert werden? Wie teuer wäre es und gäbe es kostengünstigere Alternativen? Verwendet werden dabei Methoden des agilen Projektmanagements: Während Mitarbeitende des Fachgebiets den „Product Owner“ einnehmen, übernimmt einer der Studierenden die Position des so genannten „Scrum Masters“ und versucht das Team, bestehend aus den anderen Studierenden, über die drei Tage zu organisieren und managen. Das Zeitmanagement ist dabei komplett den Studierenden überlassen, wie Nadja Hiersemann erklärt:
Ein Großteil der Studierenden ist immer wieder überrascht, wie viel man in drei Tagen schaffen kann und wie gut die Teamarbeit funktioniert, selbst wenn sich die Studierenden zum Teil vorher nicht kannten.
So beschäftigten sich die Studierenden im Rahmen der Aufgabe mit der Tatsache, dass sie teils zu dritt in großen Hörsälen saßen, und fragten sich, wie die Lehrraumplanung so optimiert werden könnte, dass unnötiges Aufheizen energieineffizienter Räume vermieden wird. Als größte Energieverbraucher identifizierten sie jedoch die Laborräume und suchten Lösungen, um Spitzenlasten bei der Laborarbeit zu reduzieren. Als einen wichtigen Faktor bei der Entwicklung eines „Energietrainers“ betrachteten sie zudem die Motivation der Mitarbeitenden für ein energiesparendes Verhalten im Arbeitsalltag.
Interdisziplinäres Denken und Arbeiten über den Tellerrand hinaus
Mit der Folgeveranstaltung „Energie- und Innovationsforschung 2 – EFI 2“ im kommenden Sommersemester 2023 knüpft das Fachgebiet Elektrische Energieversorgung an die Hackathon-Erfahrung an und schafft einen weiteren Lernraum für Studierende, in denen sie kollaborativ, interdiziplinär und kreativ praktische Erfahrungen sammeln und ein eigenes Projekt von der Idee bis zur Auswertung durchführen können. Dabei sollen Studierende aller Studiengänge zusammengebracht werden und ein möglichst interdisziplinäres Team bilden.
Auf dem Lehrplan steht dann die Methode des Design Thinkings, und die Studierenden bearbeiten gemeinsam mit externen Wissenschaftler*innen und Praxispartnern eine weitere ingenieurwissenschaftliche Problemstellung im Kontext der Energieforschung.
Design Thinking ist eine ganzheitliche Haltung des Denkens, Arbeitens und Über-den-Tellerand-Hinausschauens,
erklärt Fachgebietsleiter Prof. Dirk Westermann, der die Lehrveranstaltung konzipiert hat und gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen betreut:
Sie geht davon aus, dass Probleme besser gelöst werden können, wenn Menschen unterschiedlicher Disziplinen kreativ zusammenarbeiten und gemeinsam Ideen entwickeln, um Lösungen bis hin zu Prototypen für komplexe Problemstellungen zu erarbeiten.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Bedürfnisse und Bedarfe der Praxispartner, die gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Jury bilden, die die im Rahmen eines Pitches präsentierten Ergebnisse bewertet. Prof. Westermann erklärt:
Die frühe und intensive Einbindung unserer Studierenden in die Forschung am Thüringer Energieforschungsinstitut, das 13 Fachgebiete aus vier Fakultäten vereint, bietet für solche interdisziplinären ‚Makerspaces‘ die besten Voraussetzungen. Dabei können sie ihr Fachwissen zur Lösung von Problemstellungen einsetzen und auf spannende Anwendungsszenarien übertragen.
Kontakt
Prof. Dirk Westermann, Fachgebietsleiter Elektrische Energieversorgung
Bild: Die Studierenden entwickelten binnen kürzester Zeit ein Produkt und „verkauften“ es in einer Abschlusspräsentation. | © TU Ilmenau