Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Lang ist er noch nicht aus dem Urlaub zurück. Wie so oft erholte sich die Familie auf Kreta. Und wie in den Jahren zuvor, so gab er auch in diesen Ferien Konzerte, genauer zwei Poolkonzerte. „Ach, das hat sich so eingebürgert“, sagt er. „Vor ein paar Jahren hing im Hotel eine Gitarre, da habe ich mal ein bisschen drauf gespielt. Eins gab das andere und am Ende stand ein kleines Konzert.“

Das zeigt, für Olaf Bessert ist’s nicht wirklich Arbeit, mit seiner Musik Menschen zu unterhalten. Den ersten Kontakt mit einer Gitarre hatte er als Jugendlicher bei einem Kuraufenthalt in Masserberg.

Ich klimperte darauf herum ohne jegliche Ahnung,

erinnert er sich. Geblieben sei damals ein vages Gefühl für dieses Instrument.

Dann folgten Jahre ohne musikalische Ambitionen, Schule und Ausbildung zum Schäfer. Und als solcher erinnerte er sich wieder an dieses Instrument. Er bekam eines geschenkt und brachte sich das Spielen selbst bei. Das erwies sich als gar nicht so einfach, weil seine erste Gitarre dicke Saiten hatte und für einen Anfänger ziemlich ungeeignet war. Ein weiteres Instrument schenkte ihn der damalige Tierparkchef Roland Walter. Ab da ging’s aufwärts. Doch Olaf stieß bald auf neue Grenzen. Das, was er gern gespielt hätte, war als Notenvorlage nicht zu erwerben. Was es gab, interessierte den jungen Mann nicht.

Da beschloss ich einfach, jetzt schreibst du deine eigenen Lieder.

Eines davon heißt „So viel Zeit ist vergangen“. Und es spielte eine entscheidende Rolle an jenem 9. August 1984 in Fröttstädt. Es wurde Dorffest gefeiert und Olaf Bessert stand vor seinem ersten Auftritt. Mit seiner Konzertgitarre stand er vor dem Mikrofon und schalt sich innerlich wegen der blöden Idee, sich auf die Bühne begeben zu haben. Mit „So viel Zeit ist vergangen“ startete er trotzdem seine Bühnenkarriere. Brachte dann zwei weitere Lieder dar, dem Lampenfieber trotzend, und stieg erleichtert zurück auf normalen Boden.

Ich war fest davon überzeugt, so schnell stelle ich mich nicht mehr vor Publikum, wenn überhaupt.

Olaf Bessert irrte. Wenige Wochen später sang er aller Aufregung zum Trotz erneut vor Publikum, bei der Talentewerkstatt im Klubhaus der Jugend. Dort blieb der Erfolg aus, sein Repertoire war zu schmal. Doch der Musiker hatte seinen Spaß gefunden am öffentlichen Auftritt. Die nun mehr vier Jahrzehnte umfassende Bühnenkariere hatte ihren Anfang genommen.

In den folgenden Jahren hat der Musiker viel erlebt, als Solist und als Teil verschiedener Bands. Diese Laufbahn startete er mit „Salome“. Die Musiker schafften es bis zur Einstufung, die nötig war, um öffentlich aufzutreten. Das verhinderte ein defektes Kabel an der Anlage.

Damals musste jede Band ihre eigene Technik mitbringen. Wir hatten halt Pech, unsere ganze Vorbereitung war für die Katz, blickt der Musiker zurück.

Gerd Limprecht arbeitete damals im Kreiskabinett für Kulturarbeit und förderte die jungen Leute.

Er sorgte dafür, dass wir bei einem Konzert eingestuft wurden. Das fand dann in der ‚Zelle‘ statt und wir bekamen das Prädikat Mittelstufe.

So wichtig der Blick zurück nach vierzig Jahren für Olaf Bessert ist, Gegenwart und Zukunft hat er fest im Blick. Die Koffer vom Kreta-Urlaub waren noch nicht gänzlich ausgepackt, da musizierte er mit Gleichgesinnten im Gothaer Theatercafé. Der Versuch, die Liedertafel wieder zu beleben, erwies sich als nicht so erfolgreich wie erhofft. Anfang der 90er Jahre überzeugte dieses Format das Publikum, das sich im 19. Jahrhundert etablierte und in Gotha von Adolf Wandersleb ins Leben gerufen wurde. Trotzdem wollen Bessert, Torsten „Holle“ Hollstein und Alex Schmeißer nicht aufgeben, sondern mit Kontinuität ihr Publikum erreichen.

Der Gothaer Musiker tanzt in der Tat auf vielen Hochzeiten. Das widerspiegelt sich auch in seinen Liedern, die sich an Kinder richten, die lustige Begebenheiten erzählen und in denen sich Olaf Bessert immer wieder gegen Krieg engagiert.

In Gotha bin ich mehr der Kinderlieder-Sänger, sagt er lächelnd, in Erfurt kennt man mich als politischen Liedermacher.

Seit Jahren ist er dort im Aktionskreis für Frieden aktiv, fehlt mit seinen Liedern bei keinem Ostermarsch.

Neben der Musik pflegt der Gothaer eine zweite Leidenschaft. Der Zirkus kommt in die Stadt – das war schon für den kleinen Olaf eine freudige Nachricht. Etliche Lieder hat er zu diesem Thema geschrieben. Und sie natürlich auch am Ort aufgeführt.

Immer, wenn Zirkus Probst auf dem Stadthallenvorplatz gastierte, habe ich am Einlass meine Lieder gesungen und mir quasi meine Eintrittskarte erspielt.

Bild: Olaf Bessert | © Klaus-Dieter Simmen

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