Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Der „Tanz in den Goldenen Oktober“, zu dem der Mittelstandsverein Thüringen in die Gothaer Stadthalle eingeladen hatte, wurde für Familie Gessert zu einem ganz besonderen Ereignis. Die Inhaber des Unternehmens Omnibus- und Güterverkehr Klaus Gessert in Finsterbergen bekamen nämlich den Preis für „Erfolgreiche Unternehmensnachfolge“.

Dafür hatte sich das Amt für Wirtschaftsförderung des Landratsamtes Gotha eingesetzt. Schließlich sicherte die Geschäftsübernahme den Fortbestand eines wichtigen Partners im Öffentlichen Personennahverkehr. Seit bald 75 Jahren fahren Busse mit der Aufschrift Gessert auf Straßen im Landkreis und darüber hinaus. Und das Unternehmen hat die Nachfolge sorgsam und langfristig geregelt. Leider war es Klaus Gessert nicht mehr vergönnt, den Führungswechsel persönlich zu zelebrieren. Jedoch hatte er ihn gründlich vorbereitet.

„Deswegen“, sagt André Gessert, „ist diese Auszeichnung zugleich auch eine Ehrung für das Lebenswerk unseres Vaters.“ Und das setzen in seinem Sinne Ehefrau Ruth sowie die Söhne Jan und André fort. „Wenn man als Kind in einem solchen Unternehmen aufwächst, ist schon früh klar, völlig egal, was ich lerne, es wird etwas mit Autos sein“, erzählt André. Er hat sich zum Karosserie- und Fahrzeugbauer ausbilden lassen, Jan Gessert zum Kfz-Mechaniker. Und als solcher hält er nun die firmeneigene Werkstatt am Laufen, während der Bruder die kaufmännischen Belange regelt.

Allein im Linienbusverkehr legen die Fahrzeuge mit dem Schriftzug der Familie im Jahr rund 1,3 Millionen Kilometer zurück. Dafür sind 24 Busse im Einsatz. Erst 2019 investierte die Firma in neue Busse, um auch barrierefrei unterwegs sein zu können. Ein weiteres wichtiges Standbein ist der Reiseverkehr. Hier sind zehn Busse im Bestand der Firma, die allesamt den zeitgemäßen Anforderungen für bequemes Reisen entsprechen. Und, um die Sache rund zu machen, betreibt das Unternehmen ein Reisebüro. Deshalb sind die Fernbusse nicht nur in Deutschland unterwegs. Lukrative Angebote laden ein, den europäischen Kontinent zu entdecken. Damit nicht genug. Gessert-Reisen führten an die Ost- und auch an die Westküste der USA. In diesem Jahr geht es nach Südamerika, von Chile bis Feuerland.

Werden dazu extra Gessert-Busse nach Übersee verschifft? André Gessert winkt ab. „Nein, nicht so kompliziert. Wir haben in Miami einen Partner, der uns die Fahrzeuge zur Verfügung stellt. Also fliegen Busfahrer und Urlaubsreisende gemeinsam nach Südamerika, wo die Rundreise beginnt. In solchen Fällen sitzt der Chef höchstpersönlich am Steuer. Auch, um vor Ort zu sein, wenn es Komplikationen geben sollte.

Das Unternehmen, zu dem weiterhin Schüttguttransport gehört, beschäftigt 54 Angestellte. Allerdings stehen in den Büchern 82 Mitarbeiter. Dort sind auch jene aufgeführt, die als Reiseleiter oder Aushilfsfahrer nur bei Bedarf engagiert werden. Wie alle anderen Transportunternehmen stöhnt auch das Finsterberger über hohe Spritkosten. Im Linienverkehr wird das abgefedert, sagt Gessert. Im Reiseverkehr müsse er hingegen die Preise so weit wie möglich an die Kunden weitergeben. „Doch diese sind durchaus bereit, die Mehrkosten zu tragen“, erklärt er. Mit Blick auf die Situation und das 75-jährige Jubiläum blickt das Trio jedoch durchaus zuversichtlich in die Zukunft.

Bild: Erfolgreiche Unternehmensnachfolge bei Familie Gessert | © Klaus-Dieter Simmen

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