Ilm-Kreis:
Mit dem 1. Kommunalen Pflegekongress in Ilmenau hat der Ilm-Kreis am 10. November 2023 neue Wege beschritten, um die Herausforderungen der Pflege in all ihren Facetten in den Fokus zu rücken.
„Denn Pflege ist ein Thema, das uns alle betrifft – als potenziell Pflegebedürftige, Angehörige oder professionelle Pflegefachkräfte. Für mich als Landrätin sind die medizinische Betreuung und Pflege der Bürgerinnen und Bürger schon immer eines der zentralen Themen unserer Zeit. Denn ein gut funktionierendes Pflegesystem ist ein Zeichen von Solidarität und Fürsorge in der Gesellschaft. Es stellt sicher, dass niemand alleine gelassen wird und alle Menschen unabhängig von Alter und Gesundheitszustand die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Deshalb ist eine gute Pflegepolitik und -praxis entscheidend, um die Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu verbessern und eine inklusive Gesellschaft zu fördern“, betonte Landrätin Petra Enders in ihrer Eröffnungsrede, verwies aber auch auf die Probleme.
„Während 2007 noch 3073 Menschen im Ilm-Kreis pflegebedürftig waren, waren es 2021 bereits 7871 bei steigender Tendenz vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, die die Pflege vor große Herausforderungen stellt, angesichts der zu erwartenden Pflegebedürftigkeit der älteren Menschen und des weiter zunehmenden Fachkräftemangels. Zum Stichtag 31.12.2022 lebten im Ilm-Kreis 28.436 Menschen im Alter ab 65 Jahren und älter. Dies entspricht einem Anteil von 26,6 % an der Gesamtbevölkerung. Betrachtet man die Entwicklung weiter, wird sich der Anteil der Menschen, die älter als 65 Jahre sind, weiter erhöhen. Für das Jahr 2040 prognostiziert man einen Anstieg auf 29.300 Menschen, das entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 29 Prozent, davon werden 10.530 Menschen 80 Jahre und älter sein. Das sind Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, wollen wir für die Zukunft gewappnet sein“, betonte Petra Enders, freute sich aber auch über das große Interesse zum 1. Pflegekongress. Über 100 Besucherinnen und Besucher waren gekommen.
Gute Gespräche, hochkarätige Vorträge, u. a. von Prof. Dr. Susanne Grundke von der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena zu den Chancen der Pflegewissenschaft, Christopher Kaufmann von der Stiftung Landleben im Unstrut-Hainich-Kreis, der die Idee der Gesundheitskioske näherbrachte, bis hin zu Ideen einer gemeindenahen Sorgearbeit der Gerontologin Anja Schollmeyer, verbunden mit vielen Fragen und einem intensiven Erfahrungsaustausch, standen auf dem Programm. Dr.-Ing. Andrea Scheidig, Technische Universität Ilmenau, führte in die Neuroinformatik ein und erläuterte Möglichkeiten des Einsatzes von sozialen Assistenzrobotern. Irena Michel, Vorstand der Arbeitsagentur Thüringen Mitte, informierte über Möglichkeiten der Fachkräftegewinnung und -qualifizierung im Ausland.
Bild: Landrätin Petra Enders mit Christopher Kaufmann von der Stiftung Landleben im Unstrut-Hainich-Kreis, der über die Gesundheitskioske in seinem Landkreis referierte und Gerontologin Anja Schollmeyer, die durchs Programm führte und über gemeindenahe Sorgearbeit sprach. | © LRA Ilm-Kreis