Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Ende des Monats findet zum fünften Male die Ausbildungs- und Stellenbörse in Ohrdruf statt. Und zum ersten Male präsentieren sich die Aussteller an zwei Tagen.

Das findet Helmut Zentgraf prima. Er ist Werkleiter der Firma Gebrüder Eberhard in Ohrdruf. Dort werden Präzisionskomponenten für den nationalen und internationalen Markt produziert. Und das inhabergeführte Unternehmen mit Sitz in Nordheim, Württemberg, hat sich auf die Fahnen geschrieben, durch Ausbildung den Fachkräftenachwuchs selbst zu gewinnen. „Das funktioniert“, sagt Zentgraf, „aber es gestaltet sich immer schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden.“

Deshalb nimmt das Familienunternehmen von Anbeginn an der Ausbildungs- und Stellenbörse in der Goldberghalle teil. Das freut Nico Walter. Der Sozialarbeiter der Stadt Ohrdruf hat unter Federführung seines Kollegen René Willing das Format aus der Taufe gehoben. Letzterer befand, dass auf die Sorgen ihre Schützlinge über die berufliche Zukunft reagiert werden müsse. Die Unternehmen in der Region folgten von Anfang an nur zu gern der Einladung. „Leider wissen wir nicht wirklich, welche Ausbildungsplätze durch unsere Börse vermittelt wurden. Da aber fast alle Unternehmen seit fünf Jahren bei der Stange bleiben, müssen Aufwand und Kosten sich offenbar lohnen.“

Das findet auch Helmut Zentgraf. „Wir haben schnell gelernt, dass es wenig Sinn ergibt, dass ich mich im feinen Zwirn und mit ein paar Beispielen aus unserem Portfolio an den Stand stelle und versuche, uns als Ausbildungsbetrieb interessant zu machen. Jetzt übernehmen das gegenwärtige Lehrlinge oder junge Leute, die gerade ausgelernt haben. Die sprechen die richtige Sprache.“ Und die können erzählen, dass Auszubildende bei der Firma Eberhard vom ersten Tag ins Team integriert sind, dass sie sich, wie alle anderen, über 30 Tage Urlaub und schon nach sechs Monaten über Vermögenswirksame Leistungen sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld freuen können. Man müsse den jungen Leuten etwas bieten, sagt der Werkleiter. „Denn wir brauchen Lehrlinge mit Köpfchen, die auch bereit sind, sich die Hände schmutzig zu machen. Solche sind schwer zu finden.“

Dass die Qualität der Präsentation zugenommen hat, bestätigt Nico Walter. Das mag auch darin begründet sein, dass sich die Situation umgekehrt hat. Nicht mehr die Schulabgänger wetteifern um einen Ausbildungsplatz, die Firmen kämpfen um Nachwuchs. Auch die Veranstalter haben reagiert. „Der Freitag ist für Schulklassen aus der Region vorbehalten“, sagt Walter. Am Tag darauf können sich Jugendliche mit ihren Eltern informieren. „Wie das ankommt, muss sich zeigen.“ Verwundert sind Willing und sein Partner, dass die Schule in Crawinkel das Angebot konsequent nicht nutzt. „Wenn wir sie einladen, dann wird uns immer gesagt, wir gehen andere Wege, nutzen andere Kanäle. Gut, das ist in Ordnung. Aber ist das ein Grund, Angebote auszuschlagen?“ Immerhin ist diese Börse ein gezieltes Angebot für Schulen und Menschen in der Region Ohrdruf.

Das versteht auch der Werkleiter vom Metallverarbeiter Eberhard nicht. „Auf solchen Börsen können die Jugendlichen sich umfänglich informieren. Sie erfahren, was für tolle Unternehmen es in ihrer Region gibt, die zum Teil weltweit agieren. Und sie bekommen Informationen, die für eine Entscheidung für eine bestimmte Firma wichtig sind.“ Helmut Zentgraf bezieht das auch auf die theoretische Berufsausbildung. „Wer bei uns Zerspanungsmechaniker mit Fachrichtung Schleifmaschinensysteme lernt, bekommt seine Ausbildung ausschließlich in der Region.“ Dazu gehöre der Firmenausbildungsverbund im ersten Lehrjahr und die theoretische Unterweisung im Berufsschulzentrum „Hugo Mairich“ in Gotha.

Wer sich übrigens vorab über die Ausbildungs- und Stellenbörse am 29. und 30. September informieren will: auf der Website berufeMAP.de/ohr kann er das schon umfänglich tun. So können Interessenten am letzten Septemberwochenende gezielt in der Goldberghalle von Ohrdruf den Stand ihres Interesses ansteuern.

Bild: Nico Walter (l.) und Helmut Zentgraf freuen sich auf die Ausbildungsbörse. Für die Organisatoren ist es wichtig, mit den Ausstellern im Gespräch zu sein. | © Klaus-Dieter Simmen

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