Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Wer zum Beispiel von Ballstädt nach Friedrichswerth mit dem Bus fahren möchte, muss zunächst nach Gotha, dort umsteigen und erst dann geht’s zum Zielort. „Dabei gehören beide Orte zur Gemeinde Nessetal“, beklagt Eva-Marie Schuchardt. Dem trage der Öffentliche Personennahverkehr im Landkreis Gotha in keiner Weise Rechnung. „Dabei wünschen sich unsere Bürger eine Rundtour, bei der alle 13 Mitgliedsorte angefahren werden“, sagt die Bürgermeisterin der Gemeinde Nessetal.

Dass die Bürger diese und viele andere Wünsche konzentriert formulieren konnten, liegt am Entschluss der Bürgermeisterin; in Wangenheim einen neuen Kindergarten zu bauen. Etliche Anträge stellte die Verwaltung – allesamt wurden sie abgeschmettert. Dabei wurde moniert, dass die 2019 gegründete Landgemeinde zunächst erst einmal einen soliden Entwicklungsplan vorlegen müsse, wohin denn in den nächsten Jahren die Reise gehen soll. Dann werde auch der Neubau geprüft.

Und das haben wir dann gemacht,

sagt Eva-Marie Schuchardt. Zunächst erst einmal für das östliche Nessetal. Mithin für die Dörfer Ballstädt, Bufleben, Goldbach, Hausen, Pfullendorf, Remstädt, Warza und Westhausen. Dabei werden die anderen Gemeinden im Nessetal nicht auf der Strecke bleiben, verspricht die Bürgermeisterin. Sie bekommen ebenfalls ein maßgeschneidertes Entwicklungskonzept.

Wenn wir jedoch solch ein Konzept erstellen, sollen jene ein gewichtiges Wort mitreden, die es betrifft. Wir haben in jedem Dorf Rundgänge gemacht, haben zu Einwohnerversammlungen eingeladen, die jungen Menschen nach ihren Wünschen und Erwartungen befragt und auch ermöglicht; sich online zu beteiligen,

sagt die Bürgermeisterin. Und sie unterstreicht, dass alle, die sich darüber hinaus an der zukünftigen Entwicklung der Gemeinde beteiligen wollen, die Möglichkeit bekamen.

Das waren aus den acht Dörfern insgesamt 50 Frauen und Männer, die in vier Sitzungen die unterschiedlichsten Themen debattierten.

Dazu gehörte die Verkehrsinfrastruktur, die Versorgungslage, die Kultur, die medizinische Versorgung, der Wohnungsmarkt und auch der Tourismus. Letzteres mag verwundern, denn „touristisch gesehen sind wir im Vergleich unbedeutend.“ Doch das, so Eva-Marie Schuchardt, sähen viele Einwohner anders und würden sich eine Entwicklung hin zu sanftem Tourismus wünschen.

Durch unsere Gemarkung führt ein viel genutzter Radweg, es gibt in Wangenheim den Stausee, die Fahner Höhen sind beliebtes Ausflugsziel, ebenso der Wald bei Haina oder das Nessetal. Von hier aus ist auch beispielsweise die Wartburg-Hainich-Region bequem zu erreichen.

Das umfängliche Entwicklungskonzept umfasst mehr als 200 Seiten. Eingang gefunden haben Wünsche der Bürger. Zum Beispiel monierten einige, dass ihr Dorf nicht mehr bei einem Spaziergang umrundet werden kann.

Auf einer Strecke von 200 Metern setzen neue Eigentumsverhältnisse eine Grenze. Jetzt schauen wir, ob wir dort Fläche erwerben und einen Weg bauen können,

erklärt die Bürgermeisterin. Die Pfullendorfer vermissen eine Brücke über die Nesse. In Friedrichswerth muss eine solche abgebaut werden. Auf ihr soll bald schon die Nesse in Pfullendorf überquert werden können. Neben diesen kleinen enthält die Konzeption auch große Projekte. So soll am Ortsrand von Goldbach ein Bürgersportpark entstehen. Der Begriff Park kommt nicht von ungefähr, es soll tatsächlich ein solcher gepflanzt werden.

Dazu gib es Platz, wo Muttis sich mit ihren Kleinkindern zum Spielen treffen können, eine Möglichkeit für Jugendliche ein Stück weit entfernt von der Bebauung, wo sie laut Musik hören können und natürlich allerlei Sportgeräte bis hin zu einem Basketballplatz.

Eine erste Maßnahme der Bürgermeisterin allerdings war, im Juli einen sogenannten Einkaufsbus auf Tour durch die Gemeinde zu schicken. Dazu schloss sie einen Vertrag mit einem privaten Busunternehmen. Die Auslastung zeigt, dass eine solche Verbindung dringend gebraucht wird. Allerdings endet der Versuch im Nessetal mit diesem August.

Wir sind übers Ziel hinausgeschossen,

gesteht Eva-Marie Schuchardt ein. Mit dieser Aktion habe die Gemeinde einen Parallelverkehr zum ÖPNV geschaffen, was gesetzlich untersagt ist.

Das haben wir leider nicht bedacht. Unser Ansinnen war, die Idee unserer Bürger umzusetzen. Und dafür hielt ich als Testphase die Sommerferien gut geeignet.

Doch ganz ohne Erfolg bleibt der Einkaufsbus nicht.

Ich habe auf Einladung bereits Gespräche mit der Regionalen Verkehrsgesellschaft geführt. Und ich denke, es wird eine Lösung geben.

Bild: Eva-Marie Schuchardt, Bürgermeisterin der Gemeinde Nessetal, freut sich: Ihre Gemeinde wurde ins Dorferneuerungsprogramm aufgenommen. Ende August gibt es den Zuwendungsbescheid über die Fördermittel in einer Veranstaltung in Gräfenroda. | © Klaus-Dieter Simmen

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