TU Ilmenau/Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie:
Technische Universität Ilmenau und Uniklinikum Jena wollen gemeinsam mit europäischen Partnern telemedizinische Gesundheitsversorgung bei Gehirnschäden voranbringen
Mit knapp 120.000 Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung ein Kooperationsprojekt der Technischen Universität Ilmenau, des Universitätsklinikums Jena und des Vilnius University Hospital Santaros Klinikos (Litauen). Gemeinsam entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler individualisierte Rehabilitationstechniken mit Hilfe von Telemedizin für Patientinnen und Patienten mit erworbenen Hirnschäden. Dabei geht es darum, für Schlaganfallpatienten neue Wege der Rehabilitation im häuslichen Umfeld zu schaffen.
Der gemeinsame Projektantrag war im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Thüringer Gesundheitsministerium und dem Gesundheitsministerium der Republik Litauen entstanden. Im Jahr 2014 hatten sich beide Ministerien auf eine intensive Zusammenarbeit im Bereich der Gesundheitsversorgung und besonders im Bereich der Telemedizin geeinigt.
Es folgten mehrere Treffen, sowohl auf Ministerebene als auch auf Ebene der Fachleute, zur Entwicklung einer gemeinsamen Projektidee. Im Jahr 2019 wurde der Projektantrag letztlich beim Bundesforschungsministerium eingereicht. Beteiligt ist ein interdisziplinäres Team von je zwei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus allen drei Partnerregionen (Neurologen, Biomedizinische Techniker, Medizininformatiker) sowie weiterer Institute in Budapest (Ungarn), Charkiw (Ukraine), Novi Sad (Serbien) und Warschau (Polen).
Dazu die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner: „Ich bin sehr stolz, dass wir dieses Projekt nun auf den Weg gebracht haben. In vielen Regionen Europas ist es eine große Herausforderung, die medizinische Versorgung auf dem Land sicherzustellen. Zudem gibt es auch in anderen europäischen Regionen zu wenig Ärztenachwuchs. Deshalb müssen wir voneinander lernen und gemeinsam nach Lösungen für die anstehenden Probleme suchen. Dazu gehört auch, uns die Potenziale der Telemedizin bestmöglich zu erschließen und nutzbar zu machen. So hat das Projekt eine Strahlkraft weit über die Grenzen Thüringens hinaus.“
Prof. Dr.-Ing. habil. Jens Haueisen, Instituts- und Fachgebietsleiter Biomedizinische Technik an der TU Ilmenau und Organisationsplaner des Projekts: „Neuartige Technologien, wie die transkranielle Elektrostimulation, das heißt die Stimulation mit schwachen Strömen am Kopf, sind in der Lage, die individuelle Rehabilitation nach einem Schlaganfall zu verbessern. Wir möchten diese Technologie erstmals für eine kontrollierte Heimanwendung fit machen. Dazu müssen viele Forschungsfragen geklärt werden. So ist zum Beispiel noch unklar, wie die elektrische Stimulation gleichzeitig mit der Messung und der Echtzeitanalyse von Hirnströmen erfolgen kann. Unser Antrieb, dies zu erforschen, ist es, die Lebensqualität von Millionen von Schlaganfallpatienten zu verbessern.“
Das Forschungsprojekt, das nun zunächst bis 2025 läuft, legt den Grundstein für weitere große Forschungsprojekte auf EU-Ebene.
Im Oktober ist darüber hinaus eine Reise der Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner nach Polen geplant, um sich mit der Marschallin der polnischen Wojewodschaft Masowien, Elzbieta Lanc, zu treffen und den Beitritt der Region zur zuvor genannten Kooperationsvereinbarung abzuschließen. Dazu werden auch Vertreter aus Litauen erwartet.
Weiterführende Informationen zum Projektgegenstand:
Zurzeit entsteht im Anschluss an die Schlaganfall-Behandlung im Krankenhaus, wenn die Patientinnen oder Patienten wieder zu Hause sind, oft eine Behandlungslücke, und das insbesondere für Menschen, die im ländlichen Raum leben, wo die Wege zur nächsten medizinischen Einrichtung gegebenenfalls weiter sind. Neue digitale Technologien ermöglichen den Einsatz von Telemedizin: eine Schlaganfalltherapie zu Hause. Wie bei solchen Heimtherapien auf die konkreten individuellen Anforderungen und Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingegangen werden kann, ist jedoch noch weitgehend unerforscht. Genau solche Therapien, die sich individuell an unterschiedliche Personen und Situationen im häuslichen Umfeld anpassen, werden nun in dem internationalen Projekt erforscht.
Bild: Campus | © TU Ilmenau/Michael Reichel