Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft:

Ziele: Abfederung des Fachkräftemangels, Ausbildungsvorbereitung und Integration für Geflüchtete und Zuwanderer aus Drittstaaten / Land stellt bis 2026 insgesamt 11,5 Millionen Euro für die Finanzierung bereit

Die „German Professional School“ (GPS) startet zum 1. März 2024 mit vier Standorten in Eisenach, Mühlhausen, Gotha und Jena. Das sagte Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee nach der heutigen Kabinettsitzung, in der er über den Stand der Vorbereitungen informiert hatte. Mit der GPS will das Land gezielt Flüchtlinge und künftig auch junge Menschen aus Drittstaaten auf eine Berufsausbildung in Thüringen vorbereiten und an Unternehmen im Freistaat vermitteln.

„Die GPS geht jetzt auf die Zielgerade“, sagte Tiefensee. Angesichts der demografischen Entwicklung sei die Thüringer Wirtschaft bei der Fachkräfte­gewinnung immer stärker auch auf Zuwanderung angewiesen. „Unternehmen finden immer schwerer geeignete Fachkräfte“, so der Minister. Aktuell sind in Thüringen allein rund 15.000 Stellen unbesetzt. Gerade kleine und mittlere Unternehmen verfügen häufig nicht über eigene Personalabteilungen und haben so zunehmend Schwierigkeiten, Auszubildende zu finden und qualifizierte Beschäftigte zu rekrutieren. „Mit der GPS wollen wir diesen Unternehmen wieder eine Perspektive auf mehr Personal geben“, so Tiefensee.

Nach einer Prognose des Thüringer Arbeitsministeriums wird die Erwerbs­bevölkerung in Thüringen bis zum Jahr 2035 um rund 250.000 Menschen schrumpfen. Mit der GPS wolle Thüringen zunächst das Beschäftigungs­potential von Geflüchteten daher besser erschließen. Künftig sollen auch potentielle Auszubildende in Drittstaaten angesprochen werden. „Die GPS hat große strategische Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung in Thüringen“, sagte Tiefensee. „Wir müssen es bei wachsender Konkurrenz zu anderen Standorten und Regionen schaffen, junge Menschen dafür zu begeistern, nach Thüringen zu kommen, sich hier zu integrieren und eine Ausbildung zu absolvieren. Die GPS wird einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.“

Umgesetzt wird das vom Wirtschaftsministerium entwickelte GPS-Konzept dezentral durch private Bildungsträger, die Ende vergangenen Jahres im Rahmen eines Konzeptauswahlverfahrens ausgewählt worden waren. Diese arbeiten an den vier Hauptstandorten in Verbünden zusammen, wobei jeweils eine Einrichtung die Koordinierung übernimmt. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Bildungsträger:

GPS Südwest (Eisenach)

  • Koordination: SBH Nordost GmbH
  • Verbundpartner: Hildburghäuser Bildungszentrum e. V., Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e. V., SPA Simson Private Akademie gGmbH, Förderverein für Auszubildende Schmalkalden e. V. (FAS)

GPS Nord (Mühlhausen)

  • Koordination: Berufsfortbildungswerk – Gemeinnützige Bildungseinrichtung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (bfw)
  • Verbundpartner: Arbeit und Leben Thüringen, inab – Ausbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft des bfw mbH, VHS-Bildungswerk GmbH

GPS Mitte (Gotha)

  • Koordination: VHS-Bildungswerk GmbH
  • Verbundpartner: Arbeit und Leben Thüringen, Berufsfortbildungswerk – Gemeinnützige Bildungseinrichtung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (bfw)

GPS Ost (Jena)

  • Koordination: Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e. V.
  • Verbundpartner: SBH Nordost GmbH, ÜAG gGbmH, Bildungszentrum Saalfeld GmbH

„Uns war es wichtig, in allen Planungsregionen Thüringens mit einem GPS-Standort vertreten zu sein“, sagte Tiefensee. Neben den Hauptstandorten seien in den Regionen Südwest und Ost zusätzlich noch kleinere Standorte der jeweiligen Verbundpartner vorgesehen.

Die GPS verfügt außerdem über eine Service-Stelle in Erfurt, die bei der LEG angesiedelt ist und die Schnittstelle zu den dezentralen Standorten bildet, die das Curriculum umsetzen. Bei der GPS-Zentrale sind alle übergrei­fenden Aufgaben wie die Lernplattform, das Vertragswesen (Erstellung von Musterverträgen), Festlegung von Curricula und Lehrplänen, Personal und Controlling, Drittmitteleinwerbung, Teilnehmer- und Unternehmensakquise sowie Öffentlichkeitsarbeit und Marketing angesiedelt. Präsidentin der GPS ist seit dem 1. Dezember 2023 Dr. Katrin Langer.

Für den im März 2024 beginnenden Aufbau der GPS ist zunächst eine Pilot­phase vorgesehen, die bis zum September 2026 läuft. Während dieser Pha­se sind drei Durchgänge mit rund 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern geplant. Für die Finanzierung der GPS stehen in diesem Zeitraum insgesamt 11,5 Millionen Euro zur Verfügung. Begleitend zum dritten Durchgang wird das Vorhaben evaluiert und die GPS in den Regelbetrieb überführt. Dieser zielt dann zusätzlich auf die Befähigung und Ausbildungsvorbereitung junger Menschen aus Drittstaaten ab.

Das Konzept der GPS sieht eine enge Begleitung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bis zur Aufnahme einer Berufsausbildung vor. Die Teilnehmer müssen sich zunächst einem Auswahlprozess stellen. Der Lehrplan beinhal­tet neben dem allgemeinbildenden und berufsbezogenen Spracherwerb (bis mindestens zum Niveau B2) auch die Vermittlung interkultureller Kompeten­zen, die Vermittlung grundlegender Kenntnisse über Deutschland und Thüringen, Maßnahmen zur Integration (in Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft und Kommunen) und die Vermittlung zentraler Werte wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung, Meinungs-, Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit. Vorgesehen ist weiterhin eine Erhebung individueller Potentiale und Bildungsstände der jeweiligen Bewerberinnen und Bewerber, die Organisation von Praktika und Kontaktbörsen mit regionalen Betrieben und Berufsschulen sowie schließlich die Vermittlung an die Ausbildungsbe­triebe. Zudem müssen die Bildungsträger eine kontinuierliche sozialpädago­gische Betreuung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die gesamte Vorbereitungsphase sicherstellen.

Hintergrund: GPS-Präsidentin Dr. Katrin Langer

Seit dem 01.12.2023 wird die GPS von Dr. Katrin Langer als Präsidentin geleitet. Die promovierte Pädagogin und Philologin verfügt über langjährige Erfahrungen in leiten­den Positionen bei Bildungseinrichtungen und in Bildungsprojekten. Zuletzt war sie Projektleiterin eines Gemeinschaftsprojekts der Thüringer Wirtschaftskammern zur Förderung der beruflichen Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte.

Dr. Katrin Langer, geboren 1965 in Berlin, ist seit vielen Jahren als Bildungs- und Projektmanagerin in der beruflichen und akademischen Aus- und Weiterbildung tätig. Anfang der 1990er Jahre gründete sie den Weltverband für technische Bildung (World Council of Associations for Technology Education, WOCATE) mit. Von 1995 bis 2019 war sie Geschäftsführerin des Thüringer Instituts für akademische Weiterbil­dung (TIAW) und zwischen 2002 und 2019 Vorstand der Thüringer Dependance der TheoPrax-Stiftung. Seit 2019 leitete sie ein Gemeinschaftsprojekt der Thüringer Kammern zur beruflichen Integration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte. Ziel des Projekts ist es, Menschen mit Flucht- beziehungsweise Migrationshintergrund durch Beratung, Coaching und Weiterbildung in den Thüringer Ausbildungs- und Arbeits­markt zu integrieren.

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