Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Berufsausbildung mit Abitur ist für die meisten das Sprungbrett zum Studium. Mario Salfelder wählt den gegenteiligen Weg. Nach seiner Ausbildung zum Baufacharbeiter mit Abitur bleibt er seinem Handwerk treu, erwirbt den Meistertitel. Und er lernt in der Praxis, wann immer sich Gelegenheit bietet.
In verschiedenen Fachbetrieben eignet er sich die Feinheiten des jeweiligen Handwerks an. Einige Jahre später nutzt er das Angebot eines betrieblichen Studiums für Mauerwerksdiagnostik umgehend. Mit diesem Pfund an Wissen und seiner Erfahrung im Lehmbau will der Handwerksmeister für jene Hausbesitzer Ansprechpartner sein, denen gesundes Wohnklima wichtig ist.
Sie arbeiten mit Lehm? Prima, können Sie mir dann ein paar Wände verputzen?
Mario Salfelder kann. Und nicht selten, sagt der Handwerker, bleibe es nicht beim Verputzen, entwickle sich daraus ein Großauftrag, so wie damals nahe Frankfurt am Main. Statt nur zwei Wände mit Lehmputz aufzufrischen, übernahm der Mann schließlich die Bauleitung und organisierte die umfängliche Sanierung des historischen Bauernhofes. Lehm begleitet den Maurermeister schon viele Jahrzehnte. Und der vielseitige Werkstoff hat ihn nie losgelassen.
Aktuell führt der Lehmbauexperte Restaurierungsarbeiten im „Spittel“ in Arnstadt durch. Das Vereinigte St. Georg- und St. Jacob-Stift, besser bekannt als der Spittel, ist eines der markanten, historischen Häuser der Stadt. Der Meister saniert im Auftrag des Vereins die historische Lehmwickeldecke. Dabei geht er so nah wie nur irgend möglich an die Techniken der alten Handwerksmeister.
Beispielsweise haben wir den Mörtel mit Tierhaaren versetzt,
erzählt Mario Salfelder. Die Liste der Fachwerkgebäude, die der Handwerksmeister aus Oberwillingen restauriert hat, ist lang. In vielen Fällen handelte es sich um Komplettsanierungen.
Allerdings schwebt Mario Salfelder ein gänzlich anderes, neues Konzept vor, das er Schritt für Schritt umsetzt. Er will mehr sein als der Handwerksmeister, der entweder Bauaufsicht übernimmt oder vorfährt, die Reparatur ausführt und sich wieder verabschiedet.
Ich denke, viele Hausbesitzer, auch wenn sie keine handwerkliche Ausbildung haben, wollen nach dem Kauf eines alten Hauses selbst bei Ausbau und Instandhaltung Hand anlegen. Dabei will ich ihnen zur Seite stehen,
sagt der Fachmann. Hilfe zur Selbsthilfe also. Dabei kann der Mann auf „tiefes Verständnis für die einzigartigen Herausforderungen und Potenziale von alten Gebäuden“ setzen. Das kommt bei den Kunden gut an und sie sind dadurch in die Lage versetzt, spätere Reparaturarbeiten selbst auszuführen.
Bild: Das Pfarrhaus von Oberwillingen gehört Mario Salfelder und wird gegenwärtig restauriert. Die linke Wand ist bereits mit Lehm verputzt. | © Klaus-Dieter Simmen
Die handwerkliche Seite ist nur ein Aspekt. Das fachmännische Bauen mit Lehm ist ein Garant für gesundes Wohnen. Es ist nachhaltig und Mario Salfelder geht weiter. Er vermittelt, wie historische Gebäudeteile, Fenster oder Türen, aufgearbeitet und damit erhalten werden. Er weiß, wie Lehm an Qualität durch natürliche Dämmstoffe wie Hanf und Holzfasern gewinnt, kennt sich aus mit natürlichen Farben.
Mir geht es um ein Gesamtkonzept, egal ob bei der Restaurierung eines denkmalgeschützten Hauses oder der Anpassung eines älteren Gebäudes an moderne Standards,
sagt er.
Mit 15 Jahren begann er am elterlichen Haus mit Instandhaltungsarbeiten. Als 30-jähriger konnte er sie abschließen. Jetzt hat er selbst ein Haus, das über 330 Jahre alte historische Pfarrhaus in Oberwillingen. Schritt für Schritt gestaltet er es nach seinen Vorstellungen um, immer in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Denkmalamt.
Tipps:
Tageskurse zur Herstellung und zum Einbau von Lehmwickeln
Am Tag des offenen Denkmals (08.09.2024) von 14 bis 18 Uhr können Sie mit Mario Salfelder vor Ort, also im „Spittel“ in der Erfurter Straße 39 in Arnstadt, ins Gespräch kommen.
Bild oben: Der Stoff, aus dem die Träume sind: Mario Salfelder arbeitet leidenschaftlich gern mit Lehm. | © Klaus-Dieter Simmen