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„Kuchen, Knetschen & Kultur“ heißt eine Veranstaltungsreihe der Friedenstein Stiftung Gotha im Herzoglichen Museum. Sie begleitet die Ausstellung „Gotha genial?! – Geistesblitze und Dauerbrenner aus 1250 Jahren“. Und sie wendet sich an Geschichtsfreunde und Liebhaber süßer Leckereien gleichermaßen. Denn stets sind Kaffee und der berühmte Gothaer Kranz die Begleiter beim Exkurs in die Goth‘sche Geschichte.

Im August widmete sich „Kuchen, Knetschen & Kultur“ gar selbst diesem kulinarischen Botschafter der Residenzstadt. Eingeladen hatte Andreas M. Cramer, Leiter der Gothaer Stadtbibliothek „Heinrich Heine“, Kenner Thüringer Dialekte und insbesondere der Goth’schen Mundart. Dass letztere im Mittelpunkt stand, versteht sich von selbst – allerdings nicht allein. Als leidenschaftlicher Gothaer geht Cramer auch der Geschichte des Gothaer Kranzes nach. Dazu hatte er sich Konditormeister Thomas Junghans eingeladen, der nicht nur das Objekt der Begierde zum Verkosten mitbrachte, sondern auch Erhellendes zum Gothaer Kranz beitrug. Und den, so erfuhren die Besucher, gibt es eigentlich nicht.

Konditormeister Albert Maasberg hat ihn zwar Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden. Das Originalrezept jedoch ist nicht mehr vorhanden. Aber Cramer hat zahlreiche Abbildungen vom Maasbergs Gothaer Kränzen in zeitgenössischer Werbung entdeckt. Und da präsentiert sich ein Kranz, der offenbar mit dunkler Kuvertüre überzogen ist und mit Krokant bestreut. Rezepte in Backbüchern aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stützten das, denn hier wird die Torte mit Schokoladenbuttercreme gefüllt und das Ganze mit Schokolade überzogen.

Genau solch einen Gothaer Kranz hat Konditormeister Junghans für die Gäste der Gesprächsrunde mitgebracht. Und dazu solch einen, wie ihn seine Kundschaft von je her kennt. Beim Verkosten war schnell klar: Beide Varianten haben ihre Berechtigung. „Und auch all die anderen, die von Gothaer Bäckern und Konditoren hergestellt werden und in die Auslage kommen“, ist sich Andreas M. Cramer sicher.

Konditormeister Junghans versprach, sobald die heißen Tage vorbei sind, wird er sein Angebot um Gothaer Kranz nach Albert Maasberg erweitern. Mit anderen Worten, seit einiger Zeit schon können Kunden das Traditionsgebäck im Café am Hauptmarkt kaufen, so wie es die Gothaer seit etwa 1903 in der Jüdenstraße bei Meister Maasberg konnten. Und natürlich weiterhin jenen mit heller Buttercremefüllung und einem Hauch Konfitüre zwischen den einzelnen Schichten. Für den Gothaer Konditormeister ist es sozusagen Ehrensache, im Rahmen der 1250-Jahrfeier seiner Heimatstadt die weithin bekannte Tortenspezialität in einer ursprünglichen Version anzubieten. Und sie soll auch darüber hinaus zu haben sein. In den kühlen Monaten. Denn Hitze und Schokolade, das verträgt sich überhaupt nicht.

Foto: Konditormeister Thomas Junghans zeigt auf die Variante, die von je her im Familienunternehmen hergestellt wird. Daneben zwei Exemplare, wie sie vermutlich Albert Maasberg herstellte. | © Simmen