Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Das gab es schon lange nicht mehr. Gleich 31 frischgebackene Zimmermannsgesellen schlossen im September ihre Ausbildung ab. 21 von ihnen nahmen ihren Gesellenbrief im Rahmen der Freisprechung der Kreishandwerkerschaft Gotha entgegen. Zwölf weitere junge Handwerker bekamen an diesem Tag im Güterschuppen des Womo Bahnhofes in Friedrichroda den Gesellenbrief samt Blumenstrauß überreicht: vier Bauhandwerker, drei Elektroniker, ein Tischler und drei Maler sowie sechs Ausbaufacharbeiter im Zimmererhandwerk.

Trotz aller Krisen scheint das Zimmerhandwerk gefragt zu sein, meint Innungsmeister Bert Fröhlich aus Friedrichroda. Ihn verwundert das wenig. Fertighäuser, Innenausbau und Fassadengestaltung – als eines der ältesten Konstruktionsmaterialien wird Holz immer mehr nachgefragt.

Das führt natürlich auch zu steigendem Fachkräftebedarf, sagt Fröhlich, was sich auch in unseren Lehrlingszahlen niederschlägt.

Erfreulich für den Innungsmeister ist auch, dass die Leistungen der Auszubildenden im Zimmerhandwerk in Richtung gute Zwei tendieren. Das sei nicht selbstverständlich, denn in den Berufsschulklassen finde Inklusion statt.

Haupt- und Realschüler sitzen neben Abiturienten und Studienabbrechern, die sich entschlossen haben, ihr Glück im Handwerk zu finden. Sie alle zeigen gute Leistungen,

freut sich Bert Fröhlich. Kein Wunder, dass sich keiner von ihnen Sorgen machen muss, nach der Ausbildung in seinem Beruf eine feste Anstellung zu finden.

Das trifft auch auf die Junggesellen der anderen Gewerke zu. Handwerk biete nach wie vor Goldenen Boden, sagt Kreishandwerksmeister Tino Nöhrhoff. Allein im Landkreis Gotha gibt es 1500 Betriebe, die in absehbarer Zeit einen Nachfolger suchen. Das könne für manchen Gesellen von heute eine Chance sein. Voraussetzung ist für den Handwerksmeister freilich, dass die jungen Leute ihr Wissen auf aktuellem Stand halten. Das bedeutet Weiterbildung. Die Möglichkeiten dafür sind im Handwerk mannigfaltig. Mit rund 30.000 Betrieben und 150.000 Beschäftigten in den verschiedenen Gewerken ist das Handwerk übrigens der größte Arbeitgeber in Freistaat.

Das betonte auch Marko Enke, Regionalgeschäftsführer der IKK classic als Festredner. Er ging auf die Tradition der Gesellenfreisprechung ein und erzählte, dass es diese Tradition im Handwerk etwa seit Mitte des 16. Jahrhunderts gibt. Damals mussten die künftigen Gesellen an der Innungslade ihren letzten Obolus für die Ausbildung entrichten. Obendrein gab mancher Meister seinem ehemaligen Lehrling noch eine kräftige Ohrfeige, als Vorschuss auf die Zukunft sozusagen. Dann waren sie frei von allen Zwängen der Lehre. All das, sowohl die Zahlung als auch die Schelle, blieb natürlich im Güterschuppen aus. Dafür gab es von vielen Seiten Glückwünsche. Enke gab den frischgebackenen Gesellen mit auf den Weg, nie zu vergessen, dass sie als Handwerker den Reichtum dieses Landes ausmachen.

Bild: Tino Nörhoff gratuliert den Junggesellen. Hier sind es Eric Jan, Aron Schnabel und Christian Scheperjans, die als Jahrgangsbeste im Zimmerhandwerk geehrt wurden. | © Klaus-Dieter Simmen

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