Regionalmanagement Thüringer Bogen:
Schon immer davon geträumt, einen Bagger zu lenken oder einen Brummi zu fahren? Dem Kind im Manne kann geholfen werden. Am 17. August, einem Samstag, gehen all diese Wünsche in Erfüllung. Und zwar in Wechmar, auf dem Feld hinter dem ehemaligen Gelände der Firma Rockinger. Dort werden nicht nur Träume wahr, es wird zugleich auch Gutes getan. Denn die Erlöse aus dem Familienfest gehen ausnahmslos aufs Konto der Helping Angels, einem Verein, der wiederum seinerseits Wünsche erfüllt.
Wünsche begleiten uns alle durchs Leben. Und selbst Menschen, deren Lebensende nah ist, hegen Wünsche. In einer Gesellschaft, in der Themen wie Tod und Trauer weitgehend tabuisiert sind, wird auch das weit von sich geschoben, sofern man nicht selbst betroffen ist. Menschen wie Christian Korff finden das falsch. Er ist Rettungssanitäter, Hospiz- und Sterbebegleiter und seit 2015 Notfallseelsorger. Also erlebt er tagtäglich, wie eng verknüpft Leben und Tod sind. Und wie wenig Interesse das in der Öffentlichkeit widerspiegelt. Das war auch Thema eines Gespräches, das er mit Yvonn Pett von Azurit Seniorenzentrum führte. Das, erinnert er sich genau, war im Januar 2017. Aus dem entwickelte sich eine Idee, die in der Folgezeit immer mehr Gestalt annahm. Und im Mai jenes Jahres gründeten die beiden mit einer Handvoll Gleichgesinnten den Verein Helping Angels.
Unser Gedanke war, todkranken Menschen den letzten Herzenswunsch zu erfüllen, sagt Korff, und gleichzeitig dieses Thema gesellschaftsfähig zu machen.
Heute, sieben Jahre später, haben die Helping Angels mehr als 200 Wünsche erfüllt und 121 Mitglieder, die entweder tatkräftig oder mit ihrem Mitgliedsbeitrag die Vereinsarbeit unterstützen. Der jüngste Mensch war gerade mal fünf Jahre alt, der älteste 101, denen der Verein helfen konnte.
Die Wünsche von den Menschen, die am Ende ihres Lebens angekommen sind, nehmen wir sehr ernst. Und wir wissen, dass ihnen nur wenig Zeit bleibt und damit uns auch,
beschreibt der Vereinsvorsitzende das Thema. So ausgefallen die Wünsche oftmals auch waren, die Helping Angels haben sie immer realisieren können. Auch als Gunnar unbedingt eine Ausfahrt gemeinsam mit Motorradfahrern machen wollte.
Wir hatten bei der Polizei 50 Teilnehmer am Konvoi gemeldet. Nicht schlecht gestaunt haben wir, als dort 300 auf uns warteten. Aber bei Gunnar haben die Augen geleuchtet,
erzählt Korff.
Jüngst erst ermöglichte der Verein einer todkranken Frau ihren Herzenswunsch, den Besuch eines Konzertes von Rammstein. Eine Kleinigkeit, möchte man meinen. Jedoch sind viele Hürden zu nehmen. Für Menschen im Rollstuhl hat das Management eine eigene Abteilung. Sie koordinieren deren Platz beim Konzert. Damit allerdings nicht den für die Begleitpersonen. Das tut eine andere Abteilung.
All das gilt es zu bedenken und auch die medizinische Begleitung für unseren Gast.
Für den Transport haben die Vereinsmitglieder eigene Fahrzeuge. Kleinbusse, die entsprechend ausgerüstet sind. Deren Anschaffung finanzierte die Kreissparkasse Gotha. Den bedarfsgerechten Ausbau übernahm der Wohnmobilausstatter Westfalia.
Die Kollegen dort haben das nach Feierabend und unentgeltlich gemacht,
freut sich der Vereinsgründer.
Demnächst geht es an den Rhein. Für die Veranstaltung „Rhein in Flammen“ hat der Gothaer Verein zwar keine Karte für eines der Schiffe bekommen, dafür aber einen Platz in der ersten Reihe am Ufer mit bester Versorgung und ungehindertem Blick auf das Spektakel. Selbst Heiligabend ist Korff mit seinen Mitstreitern aktiv geworden.
Der sehnlichste Wunsch einer Frau, die in Erfurt im Krankenhaus lag, noch einmal nach Hause in ihre Wohnung in Jena zu kommen, wurde erfüllt, auch zu Weihnachten.
Ebenso brachten die Helping Angels eine Frau aus dem Klinikum in Jena zurück in ihre Wohnung in Schweina.
Sie wollte unbedingt zu Hause sterben, sagt Korff, sie ist auch wenige Stunden später friedlich eingeschlafen.
Zum Verein gehört mittlerweile ein Trauertreff, organisiert „Schmetterlingsbestattung“ für Kinder, die vor der Geburt gestorben sind und macht Angehörige fit für Hilfe am Lebensende. Diese Kurse leiten Christian Korff und Cornelia Anton, Koordinatorin im ambulanten Hospizdienst in Gotha. Ein weiteres Angebot sind praxisnahe Erste-Hilfe-Kurse für Vorschulkinder und Grundschüler.
Wir wachsen mit unseren Aufgaben stetig weiter,
freut sich der Vereinsvorsitzende. Und wie geht einer wie er, der quasi mit dem Tod lebte, mit diesem Thema um?
Ganz einfach. Das Leben genießen. Jeden Tag!
Bild: Christian Korff im aufgerüsteten Kleinbus. Er bietet den Wünsche-Erfüllern alle Möglichkeiten der Betreuung – bis hin zu medizinischer Soforthilfe. Andererseits findet der Mensch, dessen letzter Herzenswunsch erfüllt wird, allen Komfort. | © Klaus-Dieter Simmen