Regionalmanagement Thüringer Bogen:
„Wir haben Schwimmtrainer, die gar nicht schwimmen können“, sagte einst der verantwortliche Bezirkstrainer zu ihm, „da wirst du doch wohl mit Rodeln klarkommen.“ Das war 1974 und mithin die Geburtsstunde des Rennrodelsports in Ilmenau. Und ganz nebenbei legte der Sportfunktionär damals den Keim für eine Auszeichnung, mit der 51 Jahre später Dieter Rudolf geehrt werden würde. Am 29. September erhielt er das Bundesverdienstkreuz. „Dieter Rudolph ist Trainer, Organisator, Kassenwart, Motivator – und Vorbild. Seine ehrenamtliche Arbeit umfasst unzählige Stunden, die den Sportbetrieb sichern und Strukturen schaffen, die tragen. In einer Zeit, in der viele Vereine über Nachwuchsprobleme klagen, gelingt es ihm, Menschen zu begeistern und langfristig zu binden“, heißt es in der Begründung.
Sport spielte im Leben des gebürtigen Ruhlaers immer schon eine große Rolle. Als Kind und Jugendlicher kämpfte er in der Loipe und auf der Schanze um gute Ergebnisse in der Nordischen Kombination, bis er diesem Sport adé sagte und im Handballtor seinen Mann stand. Ach ja, sagt er, und Fußball habe er sowieso immer gespielt; in seinem Heimatort, an der Uni und später als Lehrer, wo auch immer er eingesetzt war, und natürlich in Manebach, wo er schließlich heimisch wurde.
Und jetzt kam Rennrodeln hinzu. Und das entwickelte sich rasant. Im damaligen Landkreis schossen Stützpunkte förmlich aus dem Boden: Drei allein in Ilmenau, in Unterpörlitz, in Schmiedefeld und Langewiesen. Der Bezirkstrainer machte gleich Nägel mit Köpfen. Die erste sechs beim ersten Wettkampf, so befand er, dürften bei der Kreisspartakiade mitfahren. Rudolph erinnert sich, dass er damals nicht böse gewesen wäre, wenn die Starter aus dem heutigen Ilm-Kreis auf die Fahrt im Eiskanal verzichtet hätten. „Dann wären wir Teetrinken gegangen und hätten gewartet, bis der Bus wieder zurückfährt.“ Doch die Kinder wollten fahren. Das hat den Rodeltrainer, der zuvor die Bahn noch nie zu Gesicht bekommen hatte, mächtig imponiert.
Anfangs war Dieter Rudolph in diesem Sport ebenso Lernender wie seine Schützlinge. Er spitzte die Ohren, saugte auf, was erfahrene Trainer ihren Eleven mit auf den Weg gaben. Das Training fand vornehmlich in Oberhof statt, bis Ilmenau schließlich seine eigne Rennschlittenbahn bekam. „Im Sommer fuhren unsere Sportler mit luftbereiften Schlitten auf geeigneter Straße“, erinnert er sich. „Dabei lernten sie effektiv die Lenktechnik.“ Selbst hat Rudolf übrigens nie auf einem Rennschlitten gesessen. Dafür haben sich unter seiner Ägide etliche Titelträger in die Annalen eingetragen.
Der Mann hat mit Leidenschaft Sport getrieben. Und er ist einer, der sich vor Verantwortung niemals gescheut hat. So ist er Nestor des Rennrodelsports im Ilm-Kreis geworden. Vieles von dem, das er ins Leben gerufen hat, ist heute fester Bestandteil des Vereinslebens. Dazu gehört unter anderem der alljährliche Internationale Rennsteigpokal. „Dieser hat seinen Ursprung in unserem Sommerlager in Smržovka in Tschechien“, erzählt Rudolph. „Weil wir dort prima Bedingungen vorfanden, wollten wir uns bedanken. Da haben wir kurzerhand im Winter den Rennsteigpokal erfunden, der sich rasch zu einem Wettkampf mit internationaler Beteiligung entwickelte.“
Auf der Bahn in Oberhof ist er als Internationaler Kampfrichter eine feste Größe. „Im Winter habe ich vermutlich mehr Zeit in Oberhof verbracht als zu Hause“, sagt er augenzwinkernd. Ein Unfall vor Jahresfrist setzte dem eine Zäsur. Allerdings für Dieter Rudolph kein Grund, sich endgültig vom Sport zu verabschieden. Gleich nach dem Frühstück, sagt er, steige er hinauf in die erste Etage, in sein Arbeitszimmer. Denn da sind eine Menge Dinge zu erledigen, damit es in seinem Sport so reibungslos läuft, wie es die Trainingsgemeinschaft gewohnt ist …
Foto: Dieter Rudolph | © Simmen