Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Der Höhepunkt der Kirmes in Frankenhain verdankt sein Dasein einem Missverständnis. Als 2013 junge Leute im Ortsteil der Gemeinde Geratal die Kirmes wiederbelebten, weihte sie ein alter Kirmesbursche in die örtlichen Traditionen ein. Er legte dar, nach welchen Regeln die Feierlichkeiten ablaufen. Und erzählte unter anderem, dass es in Frankenhain üblich sei, den Gästen am Sonntag Schweine- oder Lammbraten und Thüringer Klöße mit reichlich Soße anzubieten. Das wird seitdem auch eisern praktiziert und findet immer mehr Freunde.

Allerdings hatte besagter Kirmesbursche vergessen hinzuzufügen, dass es zum Abschluss der Kirmes das Essen allein für jene gibt, die sich bei der Organisation ins Zeug gelegt haben.

Egal, sagt Vereinsvorsitzender Andreas Schmidt, unsere Gäste freuen sich riesig über das Angebot, deshalb werden wir daran nichts ändern.

Bis 1989 feierte Frankenhain Kirmes in schöner Tradition. Dann plötzlich hatten die Menschen andere Dinge im Kopf. Erst ein Vierteljahrhundert später beklagten einige, dass im Dorf nichts mehr los sei.

Ich habe dann gefragt, was sie sich vorstellen, erzählt Andreas Schmidt, und was sie so vorbrachten, erinnerte mich an die Kirmes.

Die zählt seitdem, also seit 13 Jahren, wieder zu den Höhepunkten im Dorfleben. Und ebenso lang ist Schmidt Vereinsvorsitzender.

Das Fleisch der Lämmer, das auf die Teller kommt, zieht die Kirmesgesellschaft selbst. Die Tiere wachsen auf den Wiesen rund ums Dorf heran. Wenn durch Dürre frisches Grün knapp ist, hilft der Crawinkler Landwirt Heinz Bley mit Heu aus. Unkompliziert, wie Schmidt betont. Fachmännisch geschlachtet, wird deren Fleisch dann zu leckerem Braten verarbeitet. Am Kirmessonntag selbst krempeln die Vereinsmitglieder die Ärmel hoch, um dem Ansturm gerecht zu werden. Rund 600 Klöße werden zubereitet, nach überlieferter Art, betont der Vereinsvorsitzende. Das entspricht rund 300 Essen, wobei auch Laufkundschaft den Weg nach Frankenhain findet. Natürlich gibt es auch für die fleißigen Helfer eine Portion. Nicht selten aber ist das Fleisch dann alle, so dass Kloß und Soße reichen müssen.

Das ist doch auch lecker,

findet Schmidt.

Die 34 Mitglieder des Kirmesvereins treffen sich Freitagnachmittag klassisch zum Umzug durchs Dorf, der zur Barockkirche „St. Leonhardi“ führt, wo Pfarrer Pötschke die Kirmesandacht hält. Danach geht es zur Mehrzweckhalle, wo das Kirmesgrab geöffnet wird und für das Wochenende Hut und Patsche entnommen. Der Freitag endet mit der Kirmes Disco. Am Samstag spielt, nach dem Einmarsch der Kirmesgesellschaft, der „Musi-Men“ gemeinsam mit der Solar-Band auf. Nach dem Sonntagsessen gibt es die obligatorische Kinderkirmes, ehe Patsche und Hut wieder für ein Jahr im Grab verschwinden.

Bild: Kinder üben für die Kinderkirmes, die traditionell am Sonntagnachmittag stattfindet. | © Klaus-Dieter Simmen

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