Regionalmanagement Thüringer Bogen:

Mehr oder minder regelmäßig treffen sich im Thüringer Bogen Menschen, die auf die eine oder andere Art mit Innenstadtentwicklung und mit Citymanagement zu tun haben. Der jüngste Gesprächskreis fand Ende Oktober im Unverpacktladen lose & lecker in Ilmenau statt, zu dem sich die Veranstalter einen Gast aus dem Osten des Freistaates eingeladen haben, Anke Weithase-Hupfer aus Zeulenroda-Triebes. Sie ist die Thüringer Landesbeauftragte der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing (BCSD). Und weil die Anreise in Richtung Thüringer Wald seine Zeit dauert und die Frau ungern zu spät kommt, erreichte sie ihr Ziel früh genug, um einen Spaziergang durch die Innenstadt zu unternehmen.

„Sie sehen mich überrascht“, begann der Gast dann auch seinen Vortrag, „Ilmenau hat eine wunderschöne Fußgängerzone und, was mir gleich ins Auge fiel, keinen Leerstand.“ Ein Lob, das Sebastian Gigerenzer, 1. Vorsitzender der Ilmenauer Kaufleute und Gewerbetreibender, gern entgegennahm, aber darauf verwies, dass dafür seine Vorgänger ganze Arbeit geleistet haben. Seine Aufgabe und die seiner Mitstreiter sei es, das zu erhalten und auszubauen. Weithase-Hupfer beleuchtete Aufgaben und Tücken der Marketingarbeit aus der Sicht kleiner Städte und nutzte dafür Beispiele aus Zeulenroda-Triebes, wo sie in der Stadtverwaltung die Wirtschaftsförderung leitet.

Aufmerksam wurden die Zuhörer, als es um „Heimat shoppen“ ging. Diese Aktionstage der Händler und Gastronomen erfuhren in der Stadt am Thüringer Meer ein Auf und Ab. Dagegen steuerten die Verantwortlichen diesmal mit einem Gewinnspiel, das mit einem Fotoshooting einherging. Der Erfolg habe der neuen Form recht gegeben. Allerdings war die Aktion mit dem Stadtfest verknüpft worden. Sebastian Poppner von der Wirtschaftsförderung der Stadt Ilmenau erzählte, dass schon seit zwei Jahren kein „Heimat shoppen“ in Ilmenau stattgefunden habe. „Und für das im nächsten Jahr geplante bekamen wir bislang nur Absagen.“ Ohne Mittun der Händler kann die Innenstadt nicht belebt werden. Das unterstreicht Gigerenzer im Gesprächskreis. Verweist aber auch darauf, dass die Stadt mit am Strang ziehen muss. Die sei dazu grundsätzlich bereit, jedoch könne sie nicht alle Aufgaben übernehmen, weiß auch der Händler. Seine Stellvertreterin, Maria Kutschbach, machte deutlich, dass es „sinnvoll ist, sich nicht mehr mit jenen Händlern zu beschäftigen, die keine Bereitschaft zur Mitarbeit zeigen. Das kostet nur wertvolle Zeit und Kraft.“

Erstmals Gast in dieser Runde war Ohrdrufs Bürgermeister Stefan Schambach. Die Kleinstadt erlebte das gleiche Schicksal wie viele andere: In den vergangenen Jahren schlossen etliche Geschäfte. Eine Wiedereröffnung erfolgte nicht. Die wenigen Händler, die nicht das Handtuch warfen, bekamen von Kollegen und der Stadtverwaltung das Angebot für einen Herbstbummel, der Kunden in die Geschäfte locken sollte. „Das Ergebnis war enttäuschend. Meine Hoffnung und mein Wunsch war, dass sich alle Kaufleute daran beteiligt hätten.“ Bürgermeister Schambach möchte die Anziehungskraft, die das Schloss Ehrenstein seit der Neueröffnung ausstrahlt, auch auf die Innenstadt ausdehnen. Das erfordere dort aber Handel und Gastronomie. Der Gedanke von „Heimat shoppen“ gefällt ihm und wäre auch in Ohrdruf umsetzbar.

Unterm Strich wurde deutlich, es gibt in den Städten viel Potential. Wie es auszunutzen ist, richtet sich nach den örtlichen Gegebenheiten. Sicher ist, dass die Händler neben ihrem Kerngeschäft bereit sein müssen für ehrenamtliches Engagement. Und dabei von der Stadt die nötige Unterstützung bekommen.

Anke Weithase-Hupfer unterstrich in diesem Zusammenhang nochmals die Bedeutung einer BCSD-Mitgliedschaft. „Was allein oftmals gar nicht zu bewerkstelligen ist, kann die große Gemeinschaft schaffen“, sagt sie und verwies auf unterschiedliche Öffnungszeiten in den Regionen. Eine Vereinheitlichung kann eine Stadt wie Ilmenau nicht auf den Weg bringen, wohl aber ein starker Bundesverband. Sollte Ilmenau dem beitreten, befindet sich die Stadt mit Erfurt, Jena, Gotha, Meiningen, Schmalkalden und Zella-Mehlis in bester Gesellschaft.

Bild: Innenstadtrunde | © Klaus-Dieter Simmen

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