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Es sind die dunklen Monate, in denen er sich hierzulande nicht wohlfühlt. Wenn sich die Sonne rarmacht, sehnt sich Jorge Villalba nach seiner spanischen Heimat. Was keineswegs bedeutet, dass er Deutschland den Rücken kehren will. Der spanische Maler ist in Thüringen heimisch geworden. Und das findet er gut so. Allerdings hat er beschlossen, wenigstens im ersten Quartal des Jahres die wärmende Sonne seiner spanischen Heimat zu genießen. „Meine Frau und ich fliehen einfach vorm tristen Grau“, sagt er, „und kehren mit dem Frühling zurück.“
Dass der Künstler in Deutschland heimisch werden würde, war nicht vorausgezeichnet, als er 1998 als Erasmus-Stipendiat an die Bauhaus-Universität nach Weimar kam. Er lernte in der Stadt von Goethe und Schiller die Mutter seiner Kinder kennen. Doch das war nicht der einzige Grund, nach Studienabschluss nicht mehr in seine Heimat zurückzukehren. „Ich hab‘ mich wohlgefühlt. Und das gelang mir in Spanien nicht mehr.“ Er vergleicht das mit einem Pubertierenden, der sich nichts sehnlicher wünscht, als das Elternhaus zu verlassen, um endlich neue, eigene Erfahrungen zu machen.
Vor Weimar hat Villalba sein Handwerk 1995 in Alicante an der Schule für angewandte Kunst und ein Jahr später an der Fakultät für Bildende Künste in Granada gelernt. Er entschied sich nicht zufällig für Deutschland. Mütterlicherseits hat er deutsche Wurzeln. Der Erasmusstudent war bildungshungrig und sog also gierig auf, was ihm an der Bauhaus-Universität vermittelt wurde. Spät erst erkannte er die Nutzlosigkeit all dessen. „Vom früheren Glanz der Uni war wenig geblieben, den vielgepriesenen Bauhaus-Geist suchte man vergebens“, sagt er und ist überzeugt: „Von denen, die mit mir seinerzeit in Weimar Kunst studiert haben, sind nur wenige in die Lage versetzt, sich auf dem Kunstmarkt zu behaupten.“ Nach dem Studium habe er nahezu ein Jahrzehnt gebraucht, um wieder zu sich zu finden. Da wohnte er mit Familie längst in Friedrichroda, in beschaulicher Natur. Hier arbeitete er weiter an seinem Stil, entwickelte seine fotorealistische Malerei, die nicht nur durch ihre Perfektion besticht, sondern den Betrachter ebenso mit ihrer ausgeklügelten Komposition fesselt. Und so ernst seine Themen auch sind, gelingt es dem Künstler doch immer wieder, eine gehörige Portion Humor in seinen Werken unterzubringen. Die künstlerische Technik und vor allem das Gespür für Qualität hat ihm der Großvater mit auf den Weg gegeben, selbst erfolgreicher Kunstmaler in Spanien.
Heute lebt und arbeitet Jorge Villalba in Tambach-Dietharz, unweit des Mardergrunds. Seine Bilder zeigt er in Ausstellungen in den Museen europäischer Metropolen, Barcelona etwa oder Helsinki. Demnächst beteiligt er sich an einer Schau in Frankfurt am Main. In Thüringen sind seine Werke kaum zu sehen. Sich auf dem Kunstmarkt zu behaupten, ist ein schwieriges Unterfangen. „Es ist schon schwer, ein gutes Bild zu malen. Noch schwerer ist es, dieses dann zu verkaufen. Und verdammt schwer ist es, einen Galeristen zu finden, der den Maler nicht verarscht“, sagt er. Gegenwärtig arbeitet der Maler mit einem Galeristen aus Hessen zusammen und spricht von einer fruchtbaren Zusammenarbeit. In seiner Heimat ist er sein eigener Galerist. Manchmal verkauft er hier ein Bild. „Doch zumeist an Freunde und Bekannte“, schränkt er ein. Während der Corona-Pandemie war auch sein Aktionsradius eingeengt. Das brachte ihn auf den Gedanken, das Haus umzuräumen. Aus dem einstigen Atelier im Erdgeschoss in der Oberhofer Straße entstand eine kleine Galerie, wo er seine Werke, Malerei und Zeichnungen, präsentiert.
Das zweite Standbein des Künstlers sind Workshops, zu denen er quartalsweise einlädt. Vom 23. bis zum 27. August vermittelt er verschiedene Techniken der realistischen Malerei. Am Ende hält jeder Teilnehmer ein eigenes Bild in den Händen.
Mehr über Jorge Villalba, den spanischen Maler im Thüringer Wald
Bild: Jorge Villalba mit einem Porträit seiner Tochter. | © Klaus-Dieter Simmen